(PM) , 09.10.2006 - Können Sie so fesselnd erzählen, dass andere gebannt an Ihren Lippen hängen und alle Gespräche um Sie herum verstummen? Es gibt Menschen, die beherrschen diese Kunst. Liegt es daran, dass sie ein größeres Wissen oder mehr erlebt haben als wir Normalbürger? Nein, sie verstehen es lediglich, Alltägliches so darzustellen, dass es uns fesselt.
Von den Worten "Es war einmal..." geht ein Zauber aus, dem sich nur wenige Menschen entziehen können. Das Geschichten-Erzählen hat eine lange Tradition. Geschichten haben einen hohen Unterhaltungswert. Geschichten haben einen hohen Erinnerungswert. Geschichten machen komplizierte Themen anschaulich und leichter verständlich. Manchmal können wir durch Geschichten viel über uns selbst erfahren und auf eine spielerische Art zu neuen Erkenntnissen gelangen.
7 "Ear-Catcher" weisen den Weg
Oft kommt es vor, dass Geschichten weitererzählt werden. Und so wandern Weisheiten von einem Menschen zum anderen und geraten nie in Vergessenheit. Mit solchen Geschichten schaffen es auch viele Menschen, andere in ihren Bann zu ziehen. Das möchten Sie auch können? Es ist leichter, als Sie denken. Die folgenden sieben "Ear-Catcher" werden Ihnen helfen:
1. Legen Sie sich eine Sammlung interessanter Geschichten und Anekdoten zu
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen: Bereiten Sie einige spannende Geschichten zu Hause vor, und erzählen Sie diese bei Bedarf. Aus dem Stegreif erfinden Sie Geschichten erst dann, wenn Sie schon einige Male Gelegenheit hatten, die Reaktion der Zuhörer auf Ihre vorbereiteten Anekdoten zu testen, und aus Erfahrung wissen, was die Neugier reizt und was nicht.
2. Überprüfen Sie: Passt Ihre Geschichte, Ihr Erlebnis, Ihre Anekdote zu Ihrer Zielgruppe?
Ein Bericht über ein Fußballspiel, dem Sie letzte Woche beiwohnten, wird Nichtfußballer langweilen. Die Story von Ihrem Urlaub in Argentinien dagegen stößt vielleicht auf offene Ohren. Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.
3. Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?
Machen Sie es guten Roman- und Drehbuchautoren nach. Diese fangen erst an zu schreiben, wenn sie sich im Klaren sind, wie ihr Werk enden soll. Überlegen auch Sie sich, bevor Sie anfangen: Wie endet Ihre Geschichte und welche Erkenntnis, welche Botschaft wollen Sie mit ihr übermitteln?
4. Bauen Sie in den ersten Sätzen Spannung auf
Wenn Sie wollen, dass man Ihnen zuhört, müssen Sie Neugierde wecken. Zu diesem Zweck werden Sie am Anfang ein Geheimnis, ein Rätsel oder eine andere Überraschung ankündigen, die sich am Schluss Ihrer Geschichte erfüllt. Das können Sie nur, wenn Sie von vornherein wissen, wie die Auflösung lautet.
Beispiel: Sie haben sich gerade auf einer Party über Klassentreffen unterhalten. Da sagen Sie: "Apropos Klassentreffen. Mir ist da neulich etwas ganz Unglaubliches passiert. Glaubt Ihr an Geister?"
Wecken Sie Neugierde in drei Schritten:
Schritt 1:
Überleiten vom Gesprächsthema zu Ihrer Geschichte.
"Apropos Klassentreffen".
Schritt 2:
Etwas Außergewöhnliches versprechen.
Alles, was aus dem Rahmen des Normalen fällt, was bizarr, seltsam oder rätselhaft ist, motiviert zum Zuhören. "Mir ist da neulich etwas ganz Unglaubliches passiert."
Schritt 3:
Eine Spannungsfrage stellen.
"Glaubt Ihr an Geister?" Sie nennen ein Rätsel, das im Verlauf der Erzählung gelöst werden soll. Jeder fragt sich unwillkürlich: Gibt es so etwas? Um das zu erfahren, muss er das Ende der Geschichte abwarten.
5. Lassen Sie Menschen mit einer charakteristischen Eigenschaft auftreten
Dadurch können sich Ihre Zuhörer mit dem Helden Ihrer Erzählung identifizieren. Sie können vergleichen und sich fragen: Würde ich an seiner Stelle genauso reagieren? Meist genügt eine typische Charaktereigenschaft wie Naivität, Mut, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Geiz oder ähnliches.
6. Lassen Sie Hindernisse, Komplikationen oder Konflikte auftauchen
Wie viele Fernsehfilme wären langweilig, wenn die frisch Verliebten schnell heiraten würden! Spannend wird es dadurch, dass beide z.B. aus unterschiedlichen Schichten stammen. Bis zum Schluss fiebert der Zuschauer mit: Was ist stärker – die Liebe oder das Geld?
7. Erzählen Sie nur, was für das Ende Ihrer Geschichte wirklich notwendig ist
Keep it short and simple. Abschweifungen zerstören die Spannung. Lassen Sie alle nebensächlichen Details weg.
8. Vermeiden Sie Aufzählungen, bauen Sie stattdessen rhetorische Fragen ein.
Statt zu sagen: "Und dann passierte Folgendes..." sagen Sie: "Und wisst ihr, was dann passiert ist...?" Solche Scheinfragen bauen Spannung auf und laden zum Mitdenken ein. Sie richten damit eine Art Spotlight auf die Information, die anschließend kommt.
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Der Indianer und die Grille, 320 Seiten, 25,05 €
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Der Philosoph und der Straßenfeger
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