(PM) , 23.10.2006 - Verfasser: Matthias Schmitz
Köln – Pünktlich zum Start der Kölner Fachmesse Entsorga vom 24. bis 27. Oktober
www.entsorga.de wird in der Abfallbranche wieder heftig über Sinn und Unsinn des Grünen Punktes gestritten. Heiß ersehnt wird die Reform der Verpackungsverordnung, um das seit 15 Jahren schwelende Problem der so genannten Schwarzfahrer beim Recycling des Verpackungsmülls endlich in den Griff zu bekommen. Rund 25 Prozent der Packmittelhersteller, Abfüller und Händler beteiligen sich nach Angaben der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung an keinem Müllsystem zur Entsorgung von Kartons, Plastikbechern, Folien oder Tüten. Erich Greipl, Geschäftsführer der Metro Vermögensverwaltung und Aufsichtsratschef des Grünen Punkt-Müllkonzerns DSD, drängt nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung (LZ) zur Eile: „Ich gehe davon aus, dass die großen Handelsunternehmen nicht länger bereit sind, die Entsorgungskosten ihrer Wettbewerber mit zu tragen“. Unternehmen wie Metro, Aldi und Lidl sähen sich dann gezwungen, aus der haushaltsnahen Abfallsammlung auszusteigen, droht der persönliche Vermögensverwalter von Metro-Gründer Otto Beisheim.
Brancheninsider sehen noch andere Gründe für das ungeduldige Warten auf die Novelle der Rechtsverordnung: „Der amerikanische Finanzinvestor KKR will sein Engagement beim Grünen Punkt beenden und noch einen ordentlichen Verkaufspreis erzielen. In der Abfallbranche kursieren Preisvorstellungen von 700 Millionen Euro. Die kann KKR aber nur erzielen, wenn am Horizont eine erfolgreiche Änderung der Verpackungsverordnung absehbar ist“, spekuliert ein DSD-Insider. Der Kauf des Grünen Punktes war nach Berichten des Manager Magazins für KKR ein echtes Schnäppchen: „Von den 260 Millionen Euro Kaufpreis stammen nur rund 100 Millionen tatsächlich aus dem Geld von KKR-Investoren. Bei den übrigen 160 Millionen handelt es sich um Bankkredite, die KKR über eine Tochter namens Deutsche Umwelt Investment AG (DUI) aufgenommen hat. Rückwirkend zum 1. Januar 2005 hat KKR die Deutsche Umwelt Investment AG mit der DSD AG verschmolzen. Auf diese Weise erbt das DSD die 160 Millionen Euro Bankschulden und KKR entledigt sich eine Großteils seines Investitionsrisikos – ein beliebter Kniff in der Private-Equity-Branche“, so das Hamburger Blatt.
Auch in der Finanzbranche rechnet man mit einer Konsolidierungswelle. Deutschland stehe nach einem Bericht der Zeitschrift Finance eine Verkaufswelle durch Private-Equity-Häuser bevor, wie sie das Land noch nicht gesehen habe: „Obwohl sich bei vielen Verkaufskandidaten nicht alle Exitkanäle (Secondary, Trade-Sale, IPO) anbieten, nutzen die Eigentümer dennoch die selten gute Marktverfassung, um den Ausstieg zu forcieren“, so Finance. Die Gefahr, dass sich das Fenster wieder schließe, setze auch jene Investoren unter Druck, die bei anderen Beteiligungen ihre jeweiligen Investment-Cases noch nicht bis zum Ende verfolgt haben. Beim DSD scheine der Eigentümer KKR, der einschlägig bekannt dafür sei, Beteiligungen schneller zu "drehen" als die meisten anderen, über einen Exit nachzudenken - ein Jahr nach dem Einstieg. „Hintergrund: Der Wettbewerb in der Müllbranche wird immer härter; für Apax, Blackstone und KKR Zeit zu gehen“, schreibt Finance.
Das bekommt vor allem der Platzhirsch DSD zu spüren. Selbst eine erfolgreiche Novelle der Verpackungsverordnung sei kein Garant für höhere Umsätze beim Grünen Punkt. Konkurrenten wie Landbell oder Interseroh sind mittlerweile in ganz Deutschland als Alternative zum DSD zugelassen und berichten über stetig wachsende Marktanteile. Die Mainzer Landbell AG habe nach eigenen Angaben bereits genügend Vertragsmengen akquiriert, um einen Erlössprung von 50 auf 100 Millionen Euro zu schaffen. In der Abfallbranche herrsche Konsens, dass der Ex-Monopolist weitere Einbußen hinnehmen müsse. Das dürfte den potentiellen Käufern nicht gefallen, wenn sie sich auf den Weg zur Konzernzentrale nach Köln-Porz-Eil begeben, um im Wege eines Due Dilligence die Werthaltigkeit des Müllunternehmen festzustellen.