Vor genau 40 Jahren, nämlich vom 15. bis 17. August 1969, fand auf einer Farm in Bethel im US-amerikanischen Bundesstaat New York das Woodstock Music and Art Festival statt, ein Musikfestival, das als musikalischer Höhepunkt der US-amerikanischen Hippiebewegung gilt. Auf dem Festival traten 32 Bands und Solisten der Musikrichtungen Folk, Rock, Soul und Blues für insgesamt rund 200.000 US-Dollar Gage auf. Doch wen interessieren schon solche kalten Zahlen? Was bei Woodstock zählte, war das einmalige Lebensgefühl, das alle in seinen Bann schlug mit seiner Verheissungen von Freiheit, Liebe und einem besseren Leben.

Lebensgefühle sind mächtige Motivatoren, die wir auch im Rahmen einer gewinnenden Selbst-PR nutzen können. Ein Lebensgefühl vereint eine Vielzahl angenehmer Empfindungen. Es ist vergleichbar mit einem Gesamtkunstwerk, in dem verschiedene Künste wie Musik, Dichtung, Architektur und Malerei zusammenspielen. Und wie bei einem Gesamtkunstwerk ist auch beim Lebensgefühl die Zusammenstellung der Emotionen nicht beliebig, sondern sie ergänzen sich und bilden ein stimmiges Ganzes. Stellvertretend für die die Flower-Power-Generation der 1960er Jahre ist Woodstock ein eindrückliches Beispiel, wie das gekonnte Zusammenspiel von Weltanschauung, Musik, Kleidungsstil und Lebensweise eine einmalige Atmosphäre schaffen, welche die Menschen noch Jahrzehnte später fasziniert. 

Doch wieso haben Lebensgefühle gerade in unserer rationalisierten Welt eine so grosse Anziehungskraft? Aus Untersuchungen wissen wir, dass nur ein kleiner Teil der Gehirntätigkeit überhaupt ins Bewusstsein gelangt. Sehr viel mehr von dem, was wir täglich unternehmen und erleben, wird vom Gehirn über unbewusste Vorgänge geregelt. Das Bewusstsein ist wie die Spitze des Eisbergs. Jede Sekunde versorgen die fünf Sinne das Gehirn mit rund 11 Millionen Bits Daten, bewusst verarbeitet werden davon aber nur 40 bis 50 Bits. Den Rest – und damit fast 100 Prozent der zur Verfügung stehenden Daten – verarbeiten wir unbewusst. Was also bestimmt hauptsächlich unser tägliches Erleben, Fühlen und Handeln? Die 11 Millionen Bits unbewusster Daten oder die 50 Bits kognitiv bewusster Information? Die Antwort liegt auf der Hand: Es sind die unbewussten, häufig subtilen Signale, die unser Verhalten steuern, nicht die reflektierten, rationalen Abwägungen.

Das Unbewusste ist ein mächtiger Verbündeter, wenn es darum geht, Menschen für sich zu gewinnen. Wenn wir andere von uns und unseren Ideen überzeugen wollen, werden wir mit rationalen Argumenten und stichfesten Erklärungen deutlich weniger punkten, als wenn wir geschickt auf der Klaviatur des Unbewussten spielen. Emotionales Empfinden läuft grösstenteils unwissentlich ab; und gerade die Tatsache, dass unser Gegenüber die Beeinflussung nicht als solche erkennt, macht Emotionen so mächtig. Das ist der Grund, warum Lebensgefühle einen so grossen Einfluss haben: Die Menschen fühlen sich zwar wie magisch von ihnen angezogen, sind sich dieser Anziehungskraft jedoch nicht bewusst.

Wer diese kleine, aber feine psychologische Gesetzmässigkeit verstanden hat und geschickt für sich zu nutzen weiss, wird erfolgreiche, für alle Beteiligten bereichernde Beziehungen aufbauen können.