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Fachartikel, 24.01.2011
Familienunternehmen
Freud und Leid bei der Unternehmensnachfolge
50 Prozent der Unternehmensnachfolgen scheitern, weil sie nicht oder nicht sorgfältig genug geplant werden. Nicht selten bedeutet dieses Scheitern gar den Untergang des Familienunternehmens.

Das Thema Unternehmensnachfolge ist ein brisantes – auch statistisch gesehen. So haben in ca. 250.000 Unternehmen die Inhaber das Renten-Alter erreicht, so das Bonner Institut für Mittelstandsforschung. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers haben 70.000 Familienunternehmen Nachwuchsprobleme und 30.000 müssen ihren Betrieb gar gänzlich einstellen. Zwar hat jeder zweite Inhaber einen Stellvertreter, einen Nachfolger deshalb noch lange nicht: Ein abhängig beschäftigter Manager ist eben etwas anderes als ein Unternehmer.
Das Nachdenken über den Nachfolger fällt schwer

Schon allein, weil der Geschmack von Abkömmlichkeit und möglicherweise Wertlosigkeit bitter auf der Zunge liegt. Der Adel ist da bis heute gutes wie schlechtes Beispiel zugleich. Er zeigt, worum es beim Nachdenken über Nachfolge in erster Linie geht: nämlich die ganz eigene Vorstellung von Kontinuität. Was jemand erreicht hat, will er auch erhalten. Am besten können dies – so der Glaube – die biologischen Nachfahren, Söhne und Töchter und – so nicht vorhanden, die selbst gewählten Ziehtöchter und -söhne. Ein Hauch von Ewigkeit soll erhalten bleiben.

Genau an dieser Stelle liegen zentnerweise Tabus und Fallstricke für Inhaber und Nachfolger bereit. In Adelsfamilien gleichermaßen wie in ganz bürgerlichen Unternehmerfamilien.

Erwartungen minus Erreichtem ergibt den Grad an Enttäuschung

Der Sohn, die Tochter – das unbekannte Wesen. Vermeintlich glauben Unternehmer-Väter (oder auch Unternehmer-Mütter – allerdings sind diese sehr viel seltener vertreten in der jetzigen Generation der Übergeber) ihre Sprösslinge gut zu kennen, deren Identität und Persönlichkeit sie ja maßgeblich mit geprägt haben, deren Berufsweg sie vielleicht bestimmend initiiert haben. Möglicherweise in weiser Voraussicht auf die Nachfolge oder einfach aus bestem Anliegen für den Nachwuchs. Doch glauben heißt nicht wissen ... und die Überraschung bzw. Enttäuschung ist groß, wenn Erwartungshaltungen unerfüllt bleiben. Übrigens ganz gleichberechtigt für beide Seiten: Jung wie Alt.

Nachfolge – allein das Wort kann irreführen und unterschiedliche Interpretationsräume eröffnen... Dem Senior mag der Begriff – in bestem Ansinnen – für Bewahren und Erhalten stehen, ihm geht es um Kontinuität des Lebenswerkes und Würdigung. Inklusive des Konservierens von Zuständen und damit unbewusst: keine Veränderung.

Für den Junior schwingt der Wunsch nach Entwicklung und Entfaltung seines gewonnenen und gelernten Wissens mit, Veränderung und Innovation sind die Triebfedern eigene Spuren zu hinterlassen. Er sieht sich in der Rolle des Handelnden, will sich und sein Know-how beweisen mit Engagement und Initiative.

Die Realität sieht häufig anders aus: denn der Nachfolger sollte am besten nicht nur erhalten, also Bestandssicherung betreiben, sondern auch noch ausbauen und anpassen, und zwar in den starren Rahmen der alten Regeln, die ihm als Handlungsspielraum überlassen wurden. Das "Prinz-Charles-Syndrom" könnte man es nennen. Alles ist auf den Vorgänger optimiert, systemisch bedingt besonders bei der Gründergeneration. Da ist enorm viel nicht festgeschrieben, da tun alle, was sie tun, auf einer informellen, kulturellen Ebene. Man macht das, weil es eben schon immer so vorgelebt, vorgesagt, weitergegeben und also unhinterfragt gemacht wurde. Dicke, über Jahrzehnte eingefahrene Spurrillen in den Verhaltensstrategien der Führungsmannschaften und Mitarbeiter.

In diesen unseren schnelllebigen Zeiten, in denen Flexibilität und Kreativität der entscheidende Erfolgsfaktor ist, ist diese Haltung brandgefährlich.

Oft prallen Welten aufeinander

Manches Nachfolgeproblem ist im tiefsten Kern eigentlich ein Gefühlsproblem. Konträre Motivräume, andere Ansichten, verschiedene Prägungen und natürlich der Blick auf´s Werk aus den maximal entferntesten Standpunkten bieten den Konfliktstoff. Glücken und Scheitern ruht meist auf emotionalen Fundamenten. In der Sache kann man sich einigen. Da ist es handfest, nachweislich, dokumentierbar. Da lassen sich Berater, Beiräte und Beistände hinzuholen, die interpretationsfrei und wertneutral der Sache dienen. Anders in der Gefühlswelt, wo Emotionen die Grundstimmungen wie in einem reißenden Fluss mitschwemmen. Bedenkt man, dass nach neueren neurowissenschaftlichen Forschungen 70-99 Prozent unserer Handlungen emotional sind, dann wird die Bedeutung deutlich!

Widerstand ist mangelnde Würdigung

Würdigung und Wertschätzung des Werkes – und zwar von beiden Seiten – ist ein Erfolgsrezept für eine geglückte Übergabe auf Augenhöhe. Klare Spielregeln, die Definition von Umgangsformen und eine langfristige Übergabestrategie in machbaren und annehmbaren Schritten sichern eine verletzungsfreie und konfliktarme Rutschbahn in die nächste Generation. Persönliche und unternehmerische Ziele bei Alt und Jung müssen klar gemacht, bewusst in allen Randbedingungen betrachtet und gemeinsam verabschiedet werden. „No go´s“ und „must have´s“ müssen auf den Tisch – klar und deutlich und von Anfang an, denn andernfalls droht Enttäuschung.

Echtes Einverständnis


Es braucht von vorneherein das gemeinsame Einverständnis und das vorher definierte Entscheidungs-Gerüst als Grundlage für das Gelingen. Dann kann Schritt für Schritt eine anerkennende und würdigende Ablösung und Abwendung des Seniors mit dem Hineinwachsen, Übernehmen und behutsamen Transformieren des Juniors Hand in Hand gehen.


Evolution statt Revolution ist die Devise in dieser Zeit des Übergangs von Alt zu Neu. Und spätestens jetzt ist es an der Zeit zwischen sich selbst und dem, was man geschaffen hat und schafft, zu unterscheiden. Das gilt für beide: Inhaber wie Nachwuchs. Viele haben nicht gelernt, darüber nachzudenken, was unternehmerisch betrachtet nach ihnen und – nicht minder wichtig – was für ihr Leben nachfolgt. Ohne dieses Nachdenken aber bleibt der Wert des Unternehmens immer mit dem Unternehmer selbst verhaftet, dann ist die Marke der Mensch ... Wahre Unternehmer wissen das und beginnen bei Zeiten eine starke Vision und eine tragfähige Strategie ins Leben und in den Markt zu rufen, eine Idee, die weiterlebt, weil sie unverwechselbar ist. Das heißt sie richten ihr Handeln darauf aus, ein Unternehmen zu schaffen, das ganz früh schon ohne den Unternehmer als wirkende Fachkraft auskommt. Dann lebt das, was das Unternehmen kann, im Unternehmen weiter und nicht in der menschlichen Kopie. Und ist diese zugkräftig und stark, ist auch die Nachfolgethematik ein Leichtes.

Gute Vorbilder gibt es auch


So bereiteten Vater und Tochter Kobjoll die Übergabe des Unternehmens „Schindlerhof“ strategisch über 10 Jahre vor. Und das mit Erfolg. Nicole Kobjoll hinterlässt inzwischen ihre eigenen Spuren ohne Vater Klaus auf die Füße zu treten.

Die Übergabe einer Werbeagentur in München an einen Fremdnachfolger gelang insbesondere deswegen weil sich beide über zwei Jahre von einem Coach begleiten ließen. So konnte der junge Nachfolger jederzeit auf die Erfahrung des Seniors zurückgreifen, der Senior zog sich mit beruhigtem Gefühl zurück in dem Wissen, der Coach achtet auf seine Interessen.

Oder das Beispiel eines produzierenden Kunststoffherstellers, dessen Geschäftsführer bereits während der Lehre seiner Tochter einen Nachfolge-Coach einsetzte, um die Übergabe in 7 Jahren zur Erfolgsgeschichte werden zu lassen. Unternehmer und Junior können getrennt voneinander ihre Befürchtungen und Wünsche offenlegen. Der Coach vermittelt und vereint zu einem gemeinsamen Verständnis.

Der Punkt ist: Je früher man sich externe Unterstützung dazu holt – am besten, wenn man noch gar nicht glaubt, diese zu brauchen – desto weniger Tretminen und Enttäuschungen entstehen und desto entspannter gelingt der Übergabeprozess.

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ZUM AUTOR
Über Marion Lang
Unternehmercoach GmbH
Marion Lang ist selbstständige Unternehmercoachin im Verbund der Unternehmercoach GmbH. Die Unternehmercoach GmbH wurde von Stefan Merath, Experte für die Überwindung der zweiten unternehmerischen Wachstumshürde (dem Übergang ...
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