Pressemitteilung, 14.08.2014 - 11:17 Uhr
Perspektive Mittelstand
Expertenmeinung EU-Sanktionen: Dr. Fellner, WKO Außenhandelsdelegierter in Moskau, im Interview
Die Sanktionen der EU gegen Russland bereiten vielen Unternehmern schlaflose Nächte. Dr. Fellner, Wirtschaftsdelegierter beim WKO AußenwirtschaftsCenter in Moskau erklärt im Interview unteranderem die Mechanismen der Sanktionen.
(PM) Moskau, 14.08.2014 - Ostexperte, das Fachmagazin zum Russlandgeschäft.Ostexperte: Im Zuge der Ukrainekrise ist eine Vielzahl an Sanktionen gegen Russland und russische Staatsbürger erlassen worden. Welche Sanktionen bereiten den österreichischen Unternehmen in Russland am meisten Kopfzerbrechen?Dr. Fellner: Aktuell sind wir hinsichtlich der Sanktionen mit einer Vielzahl an Firmenfragen konfrontiert, wobei im Allgemeinen großer Informationsbedarf und Verunsicherung unter den österreichischen Unternehmen herrscht. Aufgrund dessen sind wir bemüht übersichtliche Informationen bereitzustellen.Ostexperte: Welche Branchen sind am meisten von den Sanktionen betroffen?Dr. Fellner: Konkret wird neben den Banken der gesamte Militärsektor sowie partiell der Erdölsektor sanktioniert. Unternehmen aus diesen Wirtschaftsbereichen sind direkt von den Sanktionen betroffen. Durch die neuen Sanktionen werden überwiegend die Finanzströme erschwert bzw. unterbrochen, was allgemein Unsicherheiten hervorruft. Indirekt sind alle Branchen betroffen, da viele Unternehmer bereits die Zurückhaltung der russischen Auftraggeber spüren. Aufgrund der derzeitigen medialen Berichterstattung im Zuge der EU-Sanktionen, fühlen sich Russen in Europa nicht mehr willkommen. Das wird auch Auswirkungen auf die heimische Tourismusbranche haben.Ostexperte: Treffen die Sanktionen Ihrer Meinung nach tatsächlich die Personen, die sie treffen sollten, oder gehen sie zu Lasten des „kleinen Mannes“?Dr. Fellner: Unter Österreichs Wirtschaftstreibenden gibt es bis dato kaum Befürworter der Sanktionen. Die Sanktionen werden nicht die Ergebnisse bringen, welche sich die politischen Führungsspitzen erhoffen. Aus unternehmerischer Sicht bringen die Sanktionen lediglich eine Störung der Wirtschaft auf russischer als auch auf europäischer Ebene. Durch die Schwächung der russischen Wirtschaft wird sich die Regierung früher oder später dazu gezwungen fühlen, die Staatskassen anderwärtig zu füllen und somit ist mit Steuererhöhungen zu rechnen, womit die Bevölkerung belastet werden würde. Darüber hinaus denke ich, dass ebenfalls österreichische Unternehmen durch die gesetzten Maßnahmen stark belastet werden und dies auch auf die Mitarbeiter zurückfallen kann.Ostexperte: Viele österreichische Unternehmen sind auf den Markt in Osteuropa und Russland konzentriert. Wie angespannt ist die Stimmung unter diesen Unternehmen, angesichts der derzeitigen Lage?Dr. Fellner: Zurzeit würde ich die Stimmung unter den heimischen Unternehmern als gedämpft und angespannt bezeichnen. Russische Geschäftspartner zögern mit Investitionen und haben Projekte auf Eis gelegt. Viele Investoren befinden sich zurzeit im Beobachtungsstatus und wollen die weiteren Geschehnisse verfolgen. Auch kann man die Unsicherheit und Nervosität der österreichischen Unternehmen an den zahlreichen im Außenwirtschaftscenter Moskau einlangenden Anfragen zu den Sanktionen erkennen.Ostexperte: In welchen Bereichen sehen sie die größten Perspektiven für österreichische Unternehmen?Dr. Fellner: Wie bereits erwähnt ist Russland mit über 143 Mio Einwohnern nach wie vor ein großer Absatzmarkt, der von österreichischen Betrieben genutzt werden kann. Gerade in den nächsten Jahren sind zahlreiche sportliche und infrastrukturelle Großprojekte geplant, welche viele Investitionsmöglichkeiten für österreichische Unternehmen bieten. Vor allem im Zuge der Fußball WM 2018 und der Modernisierung von Großstädten steckt viel Potenzial für Unternehmen aus der Bau- und Anlagenindustrie sowie der Tourismusbranche, dem Energie- und Infrastruktursektor als auch der Landwirtschaft-, und lebensmittelverarbeitende Industrie.Ostexperte: Was raten Sie mittelständischen, österreichischen Unternehmen, die zurzeit überlegen auch in Russland aktiv zu werden?Dr. Fellner: Sich nicht von der medialen Berichterstattung einschüchtern zu lassen in Russland aktiv zu werden und auch zu investieren. In Russland herrscht zurzeit eine Stimmung der Veränderung und des Aufbruchs. Russland befindet sich zurzeit auf Platz 92 des „Ease of Doing Business“ Weltbankranking und ist bemüht das Investitionsklima auch weiterhin zu verbessern. Natürlich sind Investitionen in Russland mit gewissen Risiken behaftet, man sollte sich daher auf ein Engagement in Russland gut vorbereiten, den Faktor Zeit einkalkulieren und sich vom AußenwirtschaftsCenter Moskau beraten lassen. Die Marktbearbeitung als solche und das Verhältnis zu den Geschäftspartnern sollte weiterhin mit allen Mitteln aufrecht erhalten bleiben.Den vollständigen Text zu diesem Beitrag als PDF finden Interessierte im Anhang zum Downloaden.


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Vollständiges Interview mit Dr. Fellner (PDF, 128,22 KB)

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