(PM) , 14.06.2006 - Bonn/London – Der Einstand der Briten bei der Fußball-Weltmeisterschaft war ziemlich mager. Mehr als ein knapper Sieg gegen Paraguay war nicht drin. Und das, obwohl viele Inselbewohner überzeugt sind, dass sie die beste Fußballnationalmannschaft der letzten vierzig Jahre nach Deutschland geschickt haben. Weltmeister in Deutschland zu werden – das wäre sicher ein Fest für die britischen Fans und die so genannte „Yellow-Press“. Die Wettbranche dürfte sich allerdings nicht so sehr freuen, denn sie müsste wohl mit einem Gesamtverlust von 15 Millionen Pfund rechnen. Die meisten Wetten der britischen Fußballfans setzen nämlich auf einen Sieg von Beckham und Co.
Noch nie haben die Engländer, Schotten und Iren so viel Geld auf den Ausgang von Fußballspielen gewettet wie bei dieser Meisterschaft, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
www.faz.net. Mehr als eine Milliarde Pfund – das sind 1,5 Milliarden Euro – werden die Briten nach Einschätzung der Wettbüros auf Fußballspiele setzen. Das sei fünfmal soviel wie während der Fußball-WM im Jahr 2002. Laut FAZ sprechen vor allem zwei Gründe für die neue Wettbegeisterung der Briten: Zum einen sind Wetten populärer als noch vor vier Jahren. Und die günstigen Uhrzeiten der Spiele spornen die Fans zusätzlich an. Schließlich fand die letzte WM in Südkorea und Japan statt.
Im Gegensatz zu Pferderennen sei die Masse der britischen Fans noch nicht daran gewöhnt, die Wettmöglichkeiten im Internet zu nutzen. Bei Pferderennen sei dies schon der Fall. Daher sei dieser Markt effizienter als der Markt für Fußballwetten. Zudem wichen die Wettpreise des Internets bei Pferderennen kaum von den Wettpreisen der Büros in den Einkaufsstraßen ab. Doch abgesehen von der Fußballeuphorie, so der Zeitungsbericht, sei es um die Branche zurzeit nicht so gut bestellt. Die Aktien von Anbietern wie Ladbrokes
www.ladbrokes.com, William Hill
www.willhill.com und Paddy Power
www.paddypower.com stuft die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch
www.ml.com als neutral ein und betont, dass keine steigenden Aktienkurse dieser Unternehmen zu erwarten sei. Zudem werden die neuen Großkasinos, die in Großbritannien eröffnet werden, Geschäft von den traditionellen Wettbüros abziehen, unkt die FAZ.
„In Deutschland sieht die Situation natürlich noch mal ganz anders aus“, sagt der Sportwettenexperte und Geschäftsführer der Düsseldorfer JP&P Vermögensmanagement GmbH
www.jpp-online.com, Jörg Peisert. „In England gibt es in jeder kleinen Stadt einen Shop, wo die Leute auf Hunde- oder Pferderennen, Fußball oder was auch immer setzen können. Die reichsten Männer auf der Insel haben ihr Geld mit dem Wettgeschäft gemacht. Im Vergleich dazu ist Deutschland noch eine Art ‚Entwicklungsland’.“ Peisert verweist darauf, dass sich die internationale Gaming-Industrie im Aufwind befinde. Insgesamt belaufe sich das Marktvolumen derzeit auf rund 240 Milliarden Dollar. Der Gesamtmarkt wachse zurzeit mit vier Prozent. „Aber die erste internationale Gaming-Konferenz der Bank Sal. Oppenheim jr. & Cie. in Österreich hat auch gezeigt, dass die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch hinterherhinken. Hier gibt es noch Potenzial, während der britische Markt schon wesentlich weiter entwickelt ist.“