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Kolumne
Wechselbad, 12.08.2009
Employer Branding
Die Marke als Erfolgsfaktor im „War for Talents“
Der Arbeitsmarkt ist bunt wie ein Kaleidoskop. Verschiedene, teils widersprüchliche Entwicklungen sorgen für Verunsicherung. Und dennoch: Nachdem monatelang Kurzarbeit und Personalabbau die Schlagzeilen beherrscht haben, gehen viele Arbeitgeber jetzt wieder auf die Suche nach den besten Köpfen.
Preisfrage: Was haben Ärzte, (junge) Lehrer und Ingenieure gemeinsam? Richtig: Sie sind Mangelware und werden gesucht. Mehr als 30.000 Ingenieure fehlen. 50 Prozent aller Lehrer sind über 50 Jahre alt. Lehrer aus Osteuropa sollen aushelfen, vornehmlich in Mathematik und Naturwissenschaften. 400 angehende österreichische Klinikärzte erhalten Arbeitsverträge in NRW – in dem Bundesland fehlen allein 600 Klinikärzte.

Die Krise hat in der Personalpolitik der Firmen zu teils notwendigen Korrekturen, aber auch zu manchen Überreaktionen geführt, zuweilen gar zu unüberlegten hektischen Aktionen. Viele Unternehmen haben auf „brutalst mögliche Weise“ Hunderte von Stellen gekürzt und Mitarbeiter entlassen. Oder auf Anraten smarter Beraterteams mal eben die Unternehmenskultur umgekrempelt. Das hat nicht zur Vertrauensbildung bei den Mitarbeitern geführt und das Image am Markt eher verschlechtert. Mit der Folge, dass diese Unternehmen jetzt kaum eine Sogwirkung auf neue Mitarbeiter ausüben.

Das Problem: Wir befinden uns im „War for Talents“. Viele Zeichen stehen auf Aufschwung, der Geschäftsklima-Index zeigt nach oben. Und darum sind sie bereits jetzt wieder gefragt: die leistungsbereiten und engagierten Mitarbeiter. Der Schlüssel zum Erfolg ist, die richtigen und besten Mitarbeiter an Bord zu bekommen – und sie dort zu halten. Aber die Menschen sind kritischer geworden: Sie haben sich genau gemerkt, wie sich die Unternehmen in der Krise benommen und aufgeführt haben, und nicht alle haben Bestnoten erhalten.

Die Headhunter stehen nicht einmal mehr in den Startlöchern, sie sind schon längst unterwegs und werben die „Gold Collar Worker“ ab. Die Gesetze der Marktwirtschaft schlagen zu: Die Mitarbeiter kennen ihren Stellen- und Marktwert. Das sorgt insbesondere bei Unternehmen, die in der Krise wenig Rücksichten auf Mitarbeiterbelange genommen haben, für Panik. Denn jetzt haben die Umworbenen die Qual der Wahl, nicht die Unternehmen. Die Umworbenen suchen sich die Arbeitgeber aus, nicht die Arbeitgeber die Mitarbeiter. Genau wie Firmen die Mitarbeiter in Top Performer, High Potentials und Low Performer einteilen, erstellen die Umworbenen ihr eigenes Arbeitgeber-Portfolio. „Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Tröpfchen!“ Dank Internet ist das ein Kinderspiel. Unternehmen werden analysiert und bewertet – ein Paradigmenwechsel.

Die Konsequenz für ein Unternehmen: Es muss sich als Marke etablieren, die sich bei den „Kunden“ – bei den Mitarbeitern, die unter mehreren Angeboten auswählen können, aber zugleich bei den Beschäftigten, die das Unternehmen auf keinen Fall verlieren will – bewirbt, um die besten Köpfe zu gewinnen und langfristig an sich zu binden.

Dabei ist es längst nicht mehr nur das finanzielle Lockmittel, durch das sich die Mitarbeiter überzeugen und verlocken lassen. Wertegetriebene Unternehmen mit einer werteorientierten Führungskultur und einer auch ethische Maßstäbe berücksichtigenden Unternehmensphilosophie sowie gutem Betriebsklima haben vordringlich bei jungen, gut ausgebildeten Menschen die Nase vorn.

Mittelständische Unternehmen könnten durchaus die Gewinner des Paradigmenwechsel sein. Denn bei ihnen ist jene Werteorientierung öfter anzutreffen als bei den Großkonzernen und Firmen, bei denen durch den Glamour-Faktor der Schein oft das Sein dominiert. Diese Chance, diesen Vorsprung sollte der Mittelstand im War for Talents nutzen.
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Über Dr. Reiner Czichos
Dr. Reiner Czichos ist Experte für professionelles Veränderungsmanagement und Projektmanagement. Er arbeitet seit über 30 Jahren als Trainer, Berater, Moderator, Organisations- und Personalentwickler sowie als Buchautor. Unter dem Motto „Das einzig Stabile ist ... mehr
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