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Fachartikel, 17.04.2007
Bildung und Beruf
Coaching im Mittelstand – Hilfestellung auch für Unternehmer
Oftmals auf ein Instrument zur Entwicklung von Führungskräften und den Bereich Management reduziert, bietet Coaching auch für Unternehmer große Nutzenpotenziale. Richtig eingesetzt, bildet qualifiziertes Coaching für Unternehmer eine optimale Hilfestellung, um Entscheidungen fundiert abzusichern, private und unternehmerische Krisensituationen besser zu meistern und in Situationen, die nicht dem täglichen Geschäftsablauf entsprechen, die richtigen Wege zu finden.
Im Gegensatz zur klassischen Beratung wird Unternehmer- oder Strategie-Coaching normalerweise nicht mit dem Ziel einer inhaltlichen Konzepterarbeitung oder der Umsetzung einzelner Maßnahmen verbunden. Vielmehr dient Coaching der Optimierung der internen Abläufe im Unternehmen und hilft dem Unternehmer bei der Vorbereitung und Absicherung von solchen Entscheidungen, die entweder selten oder sogar nur einmal in der Entwicklung eines Unternehmens anfallen, oder solche, bei denen der Unternehmer im eigenen Unternehmen oder in seinem Umfeld keinen Ansprechpartner findet.

Hieraus wird deutlich, dass Unternehmer-Coaching i.d.R. längerfristig angelegt ist und eine Vertrauensbasis voraussetzt. Die Erfahrung des Coaches und die Vertrauenswürdigkeit sind wesentliche Voraussetzungen, damit der Unternehmer offen über die verschiedenen Entscheidungsoptionen diskutieren kann. Der Coach übernimmt in diesen Situationen die Rolle des kompetenten und kritischen Ansprechpartners, der scheinbar offensichtliches hinterfragt und neue Anregungen gibt. Bei schwierigen Entscheidungen kann es von erheblichem Vorteil sein, wenn der Coach sonst nicht mit dem Unternehmen verbunden ist, u.U. muss er noch nicht mal Insider in der Branche des betreuten Unternehmens sein. So wird Betriebsblindheit und Voreingenommenheit i.S. des „das haben wir schon immer so gemacht“ vermieden.

In seiner Beratungsfunktion steht der Coach häufig neben dem Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer und dem Rechtsanwalt. Jeder dieser Vertrauenspersonen nimmt seine spezielle Rolle in der Zusammenarbeit ein, fallweise kann es auch zu einer engen Zusammenarbeit der externen Berater kommen.

Einsatzfelder für Unternehmer-Coaching in Ausnahmesituationen

Grundsätzlich lassen sich zwei große Einsatzfelder unterscheiden. Ein Bereich sind die Ausnahmesituationen und singulären Ereignisse in der Entwicklungsgeschichte eines Unternehmens. Zu diesen Ereignissen gehören z.B.:

::: Restrukturierungen und Sanierungsvorhaben

::: Rating-Prozesse in Verbindung mit Kapitalmaßnahmen

::: Strukturierung und Begleitung von Finanzierungsvorhaben

::: Identifikation und Etablierung von Kooperationen

::: Geschäftsausweitung in neue Märkte

::: Joint Ventures und Unternehmenskauf und -verkaufs-Projekte

::: Nachfolgereglung

::: Einführung und organisatorische Verankerung des Risikomanagement-Prozesses

::: ...

Diese Vorhaben liegen normalerweise nicht im Kerngeschäft eines Unternehmens und sie erfolgen wenn überhaupt nur in großen zeitlichen Abständen. Diese Entscheidungen sollten i.d.R. nicht zu früh innerhalb des Unternehmens oder bei Geschäftspartnern bekannt werden. Daher ist der Coach und die anderen externen Partner über eine ganze Zeit hinweg u.U. die einzigen Ansprechpartner für den Unternehmer. U.U. ist das Projekt aus dem einen oder anderen nicht umsetzbar und in diesem Fall entsteht dem Unternehmen kein Schaden. Auch bei einer erfolgreichen Umsetzung, wenn Mitarbeiter und Geschäftpartner eingebunden sind, können die externen Berater das Vorhaben weiter voran treiben.

Alle diese Vorgänge zeichnen sich dadurch aus, dass die Vorbereitung und Umsetzung langfristig zu betrachten. Hierbei sind Zeiträume von 9 Monaten bis zu über einem Jahr an zu setzen. Allerdings ist die „Intensität“ der Beratungsleistung im Durchschnitt eher unter einem Tag pro Woche an zu setzen.

Einsatz des Unternehmer-Coachings in der laufenden Entscheidungsfindung

Neben der Unterstützung bei Ausnahmesituationen macht ein Unternehmer-Coaching aber auch im laufenden Geschäft durchaus Sinn. Dabei ist zu beachten, dass das Coaching nicht in die laufende Entscheidungsfindung im Tagesgeschäft eingreifen sollte. Hierfür müsste der Coach selber Branchenexperte und intimer Kenner des Unternehmens sein. D.h. aber auch, dass der Coach nicht der „Ersatz“ für den Unternehmer ist. Auf der anderen Seite fehlt einem Unternehmer häufig der Ansprechpartner im Unternehmen, der Rat geben kann, ohne selber betroffen zu sein. Hier ist der Unternehmer-Coach natürlich im Vorteil. Zu den Themen, die für eine Unterstützungsleistung durch einen Coach besonders in Betracht kommen, gehören z.B. die folgenden:

::: Personalentscheidungen, Beurteilungen

::: Verbesserung interner Prozesse und Abläufe

::: Optimierung von Entscheidungs- und Berichtswegen

::: Überprüfung der Vertriebskanäle

::: Vorbereitung der Internationalisierung

::: Partnermanagement für ausgewählte Geschäftspartner

::: Begleitung von Verhandlungen

::: Anregungen zur PR-Arbeit und Lobbytätigkeit

::: Überprüfung und Update der Ergebnisse des Risikomanagements

::: Anregungen zur Risikominimierung

::: Optimierung der Risiken- und Chancen-Bilanz

::: Unterstützung beim Krisenmanagement

::: ...

Bei diesen Themen kann der Coach ebenfalls die Rolle der kritischen Überprüfung und der Anregung einnehmen. Typischerweise wird der Coach aber nicht selber Inhalte erarbeiten, Konzepte erstellen und umsetzen. Sollte dies erforderlich sein, müsste ein Beratungsprojekt initiiert werden. Da der Coach nicht gleichzeitig inhaltlich tätig sein kann und kritischer Unterstützer bei der Entscheidungsfindung sein kann, sollten beide Bereiche sauber voneinander getrennt sein. In den meisten Fällen empfiehlt sich sogar die Einschaltung eines anderen Beraters mit einem genau definierten Beratungsauftrag. Hierbei bleibt die Rolle des Coaches eindeutig auf Seiten des Unternehmers.

Form der Zusammenarbeit mit einem Coach

Die Grundlage der Zusammenarbeit mit einem Coach ist ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis, aber keine zu enge Beziehung. Neben dem Unternehmer-Coaching sollte es keine weiteren Geschäftsbeziehungen geben, die zu einem Interessenskonflikt führen könnten. Auch ist eine abgeschlossene frühere Geschäftsbeziehung nicht in jedem Falle förderlich, da sich frühere Rollenverteilungen oft unbewusst in die Zukunft fortsetzen. In jedem Fall sollte aber sichergestellt sein, dass der Coach seine Aufgabe neutral und unvorbelastet wahrnehmen kann. Der Fokus der Empfehlungen muss nur auf den Vorteil des Unternehmens bzw. der Ziele des Unternehmers ausgerichtet sein.

Ein Unternehmer-Coach sollte selber Erfahrungen als Unternehmer mitbringen. Theoretisches Wissen ist zwar oft hilfreich, ersetzt aber auf keinen Fall die Erfahrungen aus der Führung eines Unternehmens. Ob der Coach dabei eigene Erfahrungen in der Branche des Kunden-Unternehmens haben muss, ist offen und hängt stark vom jeweiligen Einzelfall ab. Oft ist eine nicht zu tief gehende Branchenkenntnis von Vorteil, da so auch eingefahrene Denkmuster infrage gestellt werden können und Probleme aus einer neuen Perspektive angegangen werden können.

Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmer-Coach ist nur dann effizient, wenn sie unmittelbar mit dem Unternehmer erfolgt. Anders als bei klassischen Beratungs-Projekten, die meistens in einer engen Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Unternehmens erfolgen, ist dies beim Coaching eher die Ausnahme.

Ein weiterer Unterschied zum Beratungs-Projekt liegt in Dauer der Zusammenarbeit und in der Intensität. Coaching sollte als eine längerfristige Zusammenarbeit verstanden werden. Dafür sind i.d.R. wenige Stunden pro Woche für die gemeinsamen Gespräche an zu setzen, während das typische Beratungsprojekt in einem begrenzten Zeitraum eine höhere Anzahl von Manntagen benötigt. Der konkrete Aufwand hängt aber natürlich vom Einzelfall und der jeweiligen Marktdynamik ab. Auch kann die Intensität der Betreuung im zeitlichen Ablauf schwanken.

Eines kann und darf auch durch ein qualifiziertes Coaching nicht verändert werden, die Entscheidung muss letztlich der Unternehmer treffen! Er ist dann auch derjenige, der für die Folge seiner Entscheidungen haftet. Wenn auch die eigentliche Unternehmerhaftung nicht an einen externen Berater delegiert werden kann, so kann die Prüfung und Abwägung von wichtigen Entscheidungen mit einem neutralen und qualifizierten Coach als ein Teil im Risikomanagement-Prozess berücksichtigt werden. Durch ein dokumentiertes und nachweisbares Vorgehen für den Entscheidungsfindungs-Prozess kann der Geschäftsführer zumindest absichern, dass die persönliche Haftung mit seinem Privatvermögen begrenzt bleibt. Hierfür ist aber auf jeden Fall die Festschreibung im Risikomanagement-Prozess und die Dokumentation der eigentlichen Entscheidungsfindung und die Abwägung der Alternativen zu dokumentieren.

Fazit

Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmer-Coach macht für Geschäftsführer und Unternehmer auch im Mittelstand Sinn und kann helfen, Entscheidungen aus einer neutralen Position zu überprüfen und gegebenenfalls neue Alternativen mit zu berücksichtigen. Natürlich ist auch die Hinzuziehung eines Coaches keine Garantie zur Vermeidung von Fehlentscheidungen und nicht alle Probleme oder Risiken lassen sich so lösen, dass sie in Chancen für das Unternehmen umgewandelt werden können.

Vieles hängt von der Auswahl des richtigen Coaches und der offenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführer und Coach ab, um Unternehmer-Coaching zum Erfolg zu machen!
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