Pressemitteilung, 10.03.2006 - 10:08 Uhr
Perspektive Mittelstand
Capri-Sonne ist nicht gleich Capri-Sonne – Globalisierung ist Geschmackssache
(PM) , 10.03.2006 - Bonn/Düsseldorf – Mit der zunehmenden Globalisierung geht keine kulturelle Nivellierung einher. Dies ist auch eine Erkenntnis der modernen Konsumforschung. Nicht jedes Produkt ist für jeden Markt gleich gut geeignet. In Deutschland muss ein Bier beispielsweise anders schmecken als in den Vereinigten Staaten, um von den Konsumenten akzeptiert zu werden. „Die gezielte Ansprache, das exakte Eingehen auf Wünsche und kulturelle Prägungen der Kunden ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg auf internationalen Märkten. Die Zeiten, in denen Unternehmen Werbekampagnen aus der Heimat einfach ungeprüft übernahmen und rund um die Welt einsetzten, sind zwar vorbei. Aber bei der Anpassung der Produkte hapert es noch an kultureller Sensibilität“, so die Wirtschaftswoche www.wiwo.de in ihrer aktuellen Ausgabe. Wissenschaftler bestätigen diese These. Die Globalisierung schaffe keinen globalen Geschmack, der überall die gleichen Produkte wolle, sagt Bodo Schlegelmilch, Professor für internationales Marketing und Management an der Wirtschaftsuniversität Wien www.wu.wien.ac.at. Sie führe im Gegenteil zu einer stärkeren Fragmentierung der Kundenbedürfnisse. Die Wirtschaftswoche nennt einige Beispiele, die das Ganze anschaulich machen. Die Amerikaner verbringen mehr Zeit im Auto als die eigentlich sehr autoverliebten Deutschen, da sie größere Strecken zurücklegen müssen. Infolgedessen bevorzugen sie größere Getränkehalter und stärkere Klimaanlagen. Unter dem Namen „Moonraker“ hat daher die Firma Volkswagen ein Team aus 19 europäischen und vier US-Ingenieuren, Designern und Marketingexperten gebildet, die das amerikanische Lebensgefühl erkunden sollen. „Für einen Konzern wie VW ist es natürlich leichter, eine Art Expeditionsteam rauszuschicken, das dann überprüft, wie die Kunden in einzelnen Ländern ticken. Nicht jeder Mittelständler kann so etwas auf die Beine stellen, da ihm die personellen und finanziellen Kapazitäten fehlen. Rund 80 Prozent von den insgesamt 3,5 Millionen kleinen und mittleren deutschen Unternehmen beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter. Mittelständler können nur dann von der Globalisierung profitieren, wenn sie sich stärker spezialisieren und innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten. Und dabei sollten sie immer das Ohr am Kunden haben“, meint Michael Müller, Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) www.bvmwonline.de und Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a & o-Gruppe ao-services.de. Auch ein gestandener Mittelständler könne von den Erkenntnissen der Konsumforschung profitieren. Fast jeder kennt die Marke Capri-Sonne. Sie gibt es in über 100 Ländern. Orange ist überall der beliebteste Geschmack. Die Verpackung ist immer gleich. Und doch gibt es länderspezifische Unterschiede: In südlichen Ländern, so die Wirtschaftswoche, schmecke das Getränk süßer und sei etwas dickflüssiger. In den USA ist der Geschmack kräftiger als in Deutschland. Man sieht: Die Globalisierung hebt zwar Grenzen auf, wenn es um Warenströme geht. Doch sie bringt noch lange nicht alle auf den gleichen Geschmack.