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Fachartikel, 11.09.2008
Bildung und Beruf
Betriebliches Gesundheitsmanagement - mehr als nur ein „nice to have“
Betriebliches Gesundheitsmanagement wird immer zu einem unternehmerisches Muss. So stärken Unternehmen, die in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, nicht nur deren Leistungsfähigkeit sowie die Mitarbeitermotivation und Mitarbeiterbindung, sondern sparen überdies auch eine Menge Geld. Um jedoch alle Potenziale einer betrieblichen Gesundheitsförderung ausschöpfen zu können, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz.
Die meisten Unternehmen bieten mittlerweile zum Beispiel Rückenfitness, Ernährungsberatung, Raucherentwöhnungs- oder Nordic-Walking-Kurse an. Diese (häufig präventiven) Einzelmaßnahmen einerseits und Maßnahmen im Bereich Führungskräfteentwicklung (z.B. Führen von Rückkehrgesprächen, Gesundheitsorientierte Führung) andererseits werden jedoch von ganz unterschiedlichen Abteilungen und Akteuren gesteuert. Das heißt, der Personalentwickler als Projekteigner bei der Führungskräfteentwicklung weiß zuweilen nur wenig von den vielfältigen Aktivitäten der (Betriebs-) Krankenkassen oder auch des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im gleichen Unternehmen. Das heißt nichts anderes, als dass an vielen Stellen im Unternehmen sehr wohl die Notwendigkeit für ein betriebliches Gesundheitsmanagement erkannt ist. Doch die einzelnen Akteure, agieren weitgehend unabhängig voneinander – es fehlt die gemeinsame Klammer und damit steigt auch die Gefahr, dass die Einzelmaßnahmen im Sand verlaufen. Die größten Herausforderungen sind dabei:
  1. die Vielfalt der Akteure beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement innerhalb des Unternehmens und außerhalb (Vereine, Gemeinde, Ärzte, Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Rehabilitationseinrichtungen, Familien- und Beratungsstellen, medizinische Fitness-Studios, Physiotherapeuten etc.).
  2. die Notwendigkeit eines internen Steuerungskreises, damit die Effekte betrieblichen Gesundheitsmanagements überhaupt messbar und kontrollierbar werden.

Ergo: das Thema muss ganzheitlich betrachtet, gesteuert und strategisch im Unternehmen verankert werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement– was ist das?

„Betriebliches Gesundheitsmanagement ist die bewusste Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Beschäftigten. Betriebliches Gesundheitsmanagement bedeutet, die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als strategischen Faktor in das Leitbild und in die Kultur sowie in die Strukturen und Prozesse der Organisation einzubeziehen. Es handelt sich also um eine Managementaufgabe“
(Wienemann, 2002).

Dieses strategische Ziel lässt sich auf operativer Ebene durch die drei großen Handlungsfelder im betrieblichen Gesundheitsmanagement umsetzen: Betriebliche Gesundheitsförderung, Arbeits- und Gesundheitsschutz und Gesunde Führung. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, sollten die Beteiligten dieser Bereiche optimalerweise in einer internen Steuerungsgruppe („Arbeitskreis Gesundheit“) zusammenarbeiten, die alle drei Handlungsfelder abdeckt.

Handlungsfeld I: Arbeits- und Gesundheitsschutz

Hier liegen die Wurzeln des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Vorrangig geht es hier um die stete Verbesserung von Arbeitsumfeld, -prozessen und -mitteln. In Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften und Rentenversicherungsträgern werden z. B. Arbeitsplatzanalysen durchgeführt und in der Folge beispielsweise körperliche Belastungswechsel empfohlen. Da er gesetzlich verankert und damit obligatorisch ist, wird der Arbeits- und Gesundheitsschutz meist intensiv behandelt und ist intakt.

Handlungsfeld II: Betriebliche Gesundheitsförderung

Betriebliche Gesundheitsförderung fokussiert den Bereich Verhaltensprävention. Häufige Maßnahmen sind zum Beispiel die Kooperation mit lokalen (gesundheitsorientierten) Fitnessstudios, Rückenschulen oder auch die Implementierung eines firmeneigenen Gesundheitszentrums. Die §§ 20 des SGB V sowie 44 SGB IX bieten Unternehmen attraktive Anreize zur Gesundheitsförderung in diesem verhaltenspräventiven Bereich. Je nach Unternehmensgröße lohnt sich hier entweder die Implementierung eines firmeneigenen Gesundheitszentrums inklusive Rehabilitationssportabteilung mit von den Krankenkassen zugelassenen Geräten oder die Kooperation mit einer oder mehreren externen Sportstätten und die Abrechnung als geldwerten Vorteil zu steuerlich günstigen Konditionen. Für kleinere Unternehmen kann sich ein Zusammenschluss (z. B. innerhalb eines Gewerbegebietes) lohnen. Andernfalls kann eine Bezuschussung sportlicher Aktivitäten in umliegenden Fitnesscentern erfolgen, die optimalerweise so geregelt ist, dass ein Zeiterfassungssystem die Besuche registriert und z. B. nach 12 Besuchen/Quartal das Bruttogehalt durch einen geldwerten Vorteil aufgestockt wird.

Handlungsfeld III: Gesunde Führung

Alle Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung eines Unternehmens sind unglaubwürdig, wenn für den langen Arm des Betriebes – für die Führungskraft vor Ort – Gesundheit kein Thema ist! Interessieren sich die Vorgesetzten nicht für psychische oder physische Belastungsmomente bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, konterkariert dies auch das passendste Präventionskursprogramm. Führungskräfte müssen daher für das Thema sensibilisiert und zum anderen in puncto „Gesunde Gesprächsführung“ trainiert werden. In diesem Feld des BGM haben sich daher Trainings, Workshops und Coachings als geeignete Maßnahmen auch zur mittel- und langfristigen Thematisierung und Sensibilisierung bewährt. Die Führungskräfte spielen im Steuerungskreis / in der Projektgruppe eine wichtige Rolle. Dort befinden sie mit anderen Akteuren nicht zuletzt über Maßnahmen der internen Kommunikation, um „Gesundheit“ im ganzen Unternehmen zum Thema zu machen!

Gezielte Steuerung vs. Maßnahmenwust!

Betriebliches Gesundheitsmanagement muss – wie der Name schon sagt – gemanaged werden. Dafür bedarf es einer internen Steuerungsgruppe „Gesundheit“ – häufig auch Projektgruppe oder Arbeitskreis Gesundheit genannt. Dieser setzt sich aus folgenden Akteuren zusammen:

  • Führungskräfte
  • Mitarbeitervertretung und Schwerbehindertenvertretung
  • Mitarbeiter des Personalmanagements
  • Betriebsarzt
  • Weitere externe und interne Experten, die dauerhaft oder auch punktuell hinzugezogen werden, zum Beispiel Berater, Moderatoren, psychosoziale Beratungsstellen, Vertreter der Krankenkassen, Gleichstellungsbeauftragte.

In regelmäßigen Abständen tagt die Steuerungsgruppe, leitet Maßnahmen ein, steuert die Durchführung durch interne und externe Experten, erarbeitet Kriterien zur Erfolgsmessung der Einzelmaßnahmen, misst diese und berichtet der Unternehmensleitung.

In sieben Schritte zum Erfolg

Ein umfassendes, ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement im Sinne von Qualitätsmanagement können Sie in sieben Schritten erreichen:

  1. Gründung einer/der Projektgruppe Gesundheit mit Personen aus verschiedenen Funktionsbereichen und Hierarchieebenen
  2. Analyse der Kennziffern (z.B. Fehlzeiten/Krankenstand/vorherrschende Krankheitsarten) oder generieren von Datenmaterial durch Arbeitssituationsanalysen, Mitarbeiterbefragungen sowie Bestandsaufnahme der bestehenden Aktivitäten/Resonanz
  3. Ableitung geeigneter Maßnahmen - Erhöhung der Passung von Krankheitsursachen / Problembereichen und Maßnahmen (präventiv und kurativ)
  4. Information, Schulung und Empowerment der Führungskräfte
  5. Gegebenenfalls Erweiterung des Angebotes auf allen drei Ebenen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
  6. Change in einen „Gesunden Betrieb“ – ganz offiziell mit Commitment Act
  7. Nachhaltigkeit und ständige Optimierung der Prozesse

Abschließend können folgende Grundsätze eines funktionierenden Gesundheitsmanagements deutlich herausgestellt werden:

  • Gesundheitsmanagement ist ein Prozess
  • Bewusstseinsveränderung der Mitarbeiter und Führungskräfte geht nicht von heute auf morgen
  • Für die umfassende Platzierung des Themas sowie die dauerhafte Motivation sind „Vorantreiber“ und interne „Pusher“ und Glaubwürdigkeit wichtig
  • Alle Entscheider müssen die Prinzipien von Gesundheit im Betrieb leben und tragen und sie gegenüber den Mitarbeitern vermarkten.
  • BGM erzeugt Resonanz und rechnet sich dann, wenn die Maßnahmen an den betrieblichen Bedarf angepasst sind.

Fazit

Gesundheit und Krankheit müssen Thema werden, weil es sich ganz einfach lohnt! In einem Projekt der Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA-Report 3; www.igainfo.de) wurde die Wirksamkeit und der Nutzen betrieblicher Prävention nachgewiesen. Es konnte eine Senkung der Krankheitskosten um 26% erreicht werden. Von einem betrieblichen Gesundheitsmanagement können also alle Organisationen profitieren – unabhängig von ihrer Branche und Größe!

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