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Fachartikel, 27.09.2012
Beschaffungsmanagement
10-Punkte-Stresstest für den Einkauf
Die Einkaufsmanager-Indizes verraten es: Die Wirtschaft in Europa ist im freien Fall. Damit erhöht sich auch das Risiko, dass Schlüssellieferanten eine „Grätsche machen“ und vom Markt verschwinden. Unternehmen sollten hier im Einkauf vorbereitet sein.
Alle Fakten sprechen dafür:  Der Euro wird scheitern. Der Punkt, das Ruder herumzureißen, ist in den Jahren 2008 und 2009 verpasst worden. Es wird einfach nicht funktionieren, die Folgen von Schulden mit weiteren Schulden zu lösen. Der Kollaps wird zurzeit verzögert, aber keinesfalls verhindert.

Der Zinseszins-Effekt ist brutal und mächtig. Der Schuldenberg und die daraus resultierenden Zinslasten wachsen aufgrund mathematischer Gesetzmäßigkeiten mit progressiver Eigendynamik in Höhe des Zinseszinssatzes (exponentielles Wachstum). „Damit nährt sich die Verschuldung aus sich selbst heraus“ (Deutsche Bundesbank, Monatsbericht März 1997).

Beachten Sie: Da wir kein nennenswertes Wirtschaftswachstum in Europa haben, schnappt die Schuldenfalle umso schneller zu.

Das Euro-Crash-Szenario

Was wird passieren, wenn die Gemeinschaftswährung Euro scheitert? Es wird eine neue Weltwirtschaftskrise geben, mit massiven Verwerfungen in allen Lebensbereichen. Der Euro (oder was auch immer für nationale Währungen dann entstehen) würde sofort extrem gegenüber allen anderen Währungen (USD, YEN …) an Wert verlieren.

Die Folge: Sämtliche Einkäufe außerhalb der Eurozone verteuern sich. Der US-Dollar ist die Rohstoffwährung. Rohöl, Industriemetalle, Agrarprodukte – alles wird sprunghaft teurer.

Unternehmen, die ihre Produkte überwiegend oder ausschließlich außerhalb Europas verkaufen, profitieren generell von der Abwertung. Eine deutsche Maschine wird für den chinesischen Einkäufer deutlich günstiger. Aber Vorsicht: In einer weltweiten Rezession werden viele Investitionsentscheidungen gestoppt, es wird weniger gekauft!

Die Low-Cost-Country-Falle: Dramatisch wird es für Unternehmen, die ihre Produkte überwiegend im (ehemaligen) Euro-Raum verkaufen, jedoch den Großteil der Rohstoffe und Vormaterialien in Fremdwährungen einkaufen (müssen). Da die Einstandspreise stark steigen, müssten die Verkaufspreise angehoben werden.

Das würde aber zu weiteren Absatzeinbrüchen führen – ein Teufelskreis. Besonders betroffen wären Elektronikunternehmen, kunststoffverarbeitende Unternehmen, die Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie, Dienstleister, der Großhandel, Logistikunternehmen, Fluggesellschaften etc.

Zahlreiche Banken brechen zusammen bzw. werden notgedrungen verstaatlicht (aber die Staaten sind ja auch pleite). Der Grund: Ein Großteil des verliehenen Geldes würde sich in Luft auflösen. Viele Unternehmen, die jetzt Geld brauchen, um zu überleben (siehe oben), bekommen diese Kredite nicht und sind insolvenzgefährdet. Insolvenzen führen aber zu weiteren Kreditausfällen bei den Banken.

Kapitalflucht ins Ausland. Jeder würde versuchen, sein Geld in der Schweiz, in Norwegen oder sonstwo in der Welt in Sicherheit zu bringen – der Genickbruch für die Banken. Zugegeben, all das ist hässlich – aber trotzdem wird die Welt nicht untergehen.

10 Krisen-Maßnahmen im Einkauf


Was ist zu tun? Die Vogel-Strauß-Mentalität wird nicht helfen. Durch die Vielzahl der Lieferanten sind der Einkauf und die Materialversorgung besonders gefährdet. Deswegen:
  1. Sofort Risiken identifizieren, auflisten, bewerten (kategorisieren) und Notfallmaßnahmen festlegen.
  2. Low-Cost-Country-Lieferanten ersetzen: Der Euro wertet ja bereits ab. Bauen Sie Lieferanten im Süden der Eurozone auf. Kehrt die D-Mark zurück, wäre diese mit Sicherheit stärker als alle anderen europäischen Währungen. Das bedeutet günstige Beschaffungsmöglichkeiten in diesen Ländern.
  3. Sprechen Sie mit Ihrer Hausbank unbedingt über Währungs-Hedging, wenn Sie außerhalb des Euroraumes einkaufen. Ungesicherte Einkäufe sind Zockerei.
  4. Machen Sie sich mit den speziellen Rohstoffpreis-Sicherungsprodukten der Banken vertraut. Bitte auch da vorher Preise vergleichen, es gibt dort große Unterschiede.
  5. Keine Vertragsabschlüsse, die länger als 3 Monate dauern! In Europa haben wir seit Monaten sinkende Erzeuger- und Großhandelspreise.
  6. Keine Abnahmeverpflichtungen mehr eingehen! Sie müssen flexibel bleiben.
  7. Sprechen Sie offen mit Ihren Lieferanten über Ihre Bedarfsmengen und Bestände sowie über Maßnahmen, die Versorgung zu sichern.
  8. Der Abbau von Lagerbeständen zwecks Liquiditätserhöhung hat Priorität.
  9. Bei Abhängigkeit von bestimmten Rohstoffen sind Value Management und Wertanalyse nötig.
  10. Aktives Preis- und Konditionenmanagement: Erzeuger-, Import- und Großhandelspreise fallen seit Monaten. Bei den meisten Ihrer Lieferanten befinden sich die Vormaterialpreise im Sinkflug. Preiserhöhungen sind daher unakzeptabel.
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