Unternehmensbeiräte haben sich nicht nur bei Großunternehmen, sondern auch im Mittelstand zu einer festen Institution entwickelt. Als Gesprächs- und Diskussionspartner für die Unternehmensleitung und Gesellschafter gehen von ihnen vielfach wertvolle Impulse aus. Dabei fungiert der Beirat immer häufiger sowohl strategisch als auch operativ als mitgestaltender Part.
Ob es um die Akquisition neuer Kunden, den Aufbau eines neuen Vertriebskanals, die Übernahme von Wettbewerbern, die Auswahl von neuen Geschäftsführern, die Nachfolgeregelung für den Unternehmer, den Unternehmensverkauf oder die Bewältigung einer großen Krise geht, für all das und noch mehr kann der Rat von erfahrenen Managern im Beirat sinnvoll und gewinnbringend sein.
Der Unternehmensbeirat besitzt keine Entscheidungsbefugnis; seine Ausführungen dienen den Entscheidungsträgern des Unternehmens lediglich als Entscheidungshilfe. Dies war bisher so, und es wird auch in Zukunft so bleiben. Dennoch befindet sich die Rolle des Beirats im Wandel: Angelehnt an die Entwicklung bei den Aufsichtsräten der DAX-30- und M-DAX-Unternehmen findet auch bei den Beiräten dieser Republik ein Paradigmenwechsel statt. Ausgelöst von der öffentlichen Kritik an der Passivität vieler Aufsichtsräte bei drohender oder akuter Unternehmensschieflage, tut sich etwas.
Der Beirat wird zum pro-aktiven Gestalter So wie der Aufsichtsrat seit einiger Zeit stärker als gestaltender Coach im Rahmen der Unternehmensentwicklung und weniger als kontrollierendes Gremium definiert wird, trifft dies auch auf den Beirat zu. Das Business wird schneller, anspruchsvoller und risikoreicher. Die Tendenz geht folgerichtig zu weniger Mandaten und mehr Tiefgang in den Aufgaben. Von den Mitgliedern eines Beirats wird zukünftig mehr die Fähigkeit zum strategisch geprägten Gedankenaustausch, zur Visionsentwicklung und konkreten Handlungsvorschlägen verlangt. Der passive Old Boys Club, der sich vier Mal im Jahr zu einer Kaffeerunde mit anschließendem Essen zusammen setzt, ist passé. Der Beirat wird zum pro-aktiven Gestalter.
Haben sich Beiräte bisher weitestgehend auf die Ausführungen der Geschäftsleitung und auf ihre eigenen Erfahrungen verlassen, wird zunehmend von ihnen verlangt werden, externe Informationen einzuholen, um die Aussagen der Geschäftsleitung einzuordnen bzw. kritisch hinterfragen zu können. Der Beirat muss weniger nach innen gerichtet arbeiten und aktiver werden. Gleichzeitig ist der Beirat – oder in Einzelfragen das jeweils kompetenteste Beiratsmitglied – der unternehmerische Sparrings-Partner oder Coach des Unternehmers. Die Reflektion unternehmerischer Entscheidungen und Gedankengänge schafft Sicherheit oder zwingt zum Überdenken, wenn wesentliche neue Argumente vorgetragen werden.
Fazit: Beiräte brauchen Macher Angesichts der neuen Aufgabenvielfalt und -tiefe kann man jedes mittelständische Unternehmen nur davor warnen, die Besetzung seines Beirats anhand der Prominenz der Personen vorzunehmen. Es ist zu erwarten, dass ein prominenter "Grußonkel" das Unternehmen deutlich weniger voranbringen wird als ein erfahrener Manager, dem die Sache wichtiger ist als seine Person. Selbstverständlich sollte auch jedes nicht prominente Beiratsmitglied sein eigenes Kontakt- und Beziehungsnetzwerk mit in das Unternehmen einbringen, wenn es Letzterem von Nutzen sein kann.