Pressemitteilung, 08.05.2007 - 16:10 Uhr
Perspektive Mittelstand
BVMW-Präsident Ohoven fordert Initiativen gegen überdimensionierte Vorstandsgehälter – Mittelständler haftet mit „Haus und Hof“
(PM) , 08.05.2007 - Bonn/Berlin - „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“ lautet eine Parole, die gern von den Arbeitgebern verkündet wird. Den eigenen Gürtel tragen zahlreiche Manager aber wieder etwas lockerer. „Deutschlands Führungselite hat 2006 erneut mehr verdient als im Vorjahr – deutlich“, schreibt Spiegel-Online www.spiegel.de. Bei den 27 im deutschen Börsenleitindex Dax notierten Unternehmen, die bisher ihre Geschäftsberichte veröffentlicht haben, lagen Berechnungen der Tageszeitung Die Welt www.welt.de zufolge die Vorstandsvergütungen um durchschnittlich 16,9 Prozent höher als 2005. Die Bezüge entwickelten sich damit proportional zu den operativen Ergebnissen der Unternehmen (Ebit) - sie stiegen im Schnitt um 18,33 Prozent. Spitzen-Verdiener sind laut Spiegel der Linde-Vorstandsvorsitzende www.linde.de Wolfgang Reitzle, der seine Bezüge erstmals offen gelegt habe. Mit einem Jahreseinkommen von 7,37 Millionen Euro habe er sich vorerst die Führungsposition gesichert. Den zweiten und dritten Platz auf dem Siegertreppchen belegen Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche (7,15 Millionen Euro) und RWE-Manager Harry Roels (6,9 Millionen Euro). „Schwer einzusehen ist, dass viele Super-Stars im Management horrende Gehälter kassieren und dann nicht dafür sorgen, dass ihre Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben oder den Shareholder-Value erhöhen", meint Michael Sander vom Lindauer Beratungsunternehmen TCP Terra Consulting Partners www.terraconsult.de. Hier sei die Entwicklung aus dem Ruder gelaufen, da es zu den explodierenden Gehältern kein natürliches Korrektiv mehr gebe. Das Wesen eines Managers sei das eines Angestellten, da er kein eigenkapitalbasiertes Risiko trägt. Der Unternehmen hingegen muss mit seinem eigenen Vermögen für sein Handeln haften: „Ein derartig wirksames Korrektiv gibt es auch bei den Superstars im Management nicht. Die Abfindungen sind bereits vertraglich festgeschrieben, so dass kein Superstar am Ende vor dem finanziellen Ruin steht. Inwieweit der gesellschaftliche Ruin von Managern, die gescheitert sind, und nicht mehr zum inneren Kreis der Deutschland AG zählen, schlimmer sein kann, steht auf einem ganz anderen Blatt."Doch neben den schwarzen Schafen gebe es auch die Unternehmen wie Porsche, SAP oder Fresenius Medical Care, die durch hervorragendes und hochbezahltes Management sowohl den Unternehmenswert gesteigert, als auch durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit Arbeitsplätze in Deutschland gesichert oder neu geschaffen hätten. „Doch wer seinen eigenen Mitarbeitern Lohnzurückhaltung ans Herz legt und Maßhalten bei der nächsten Tarifrunde empfiehlt, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und die eigene Brieftasche nicht zu sehr voll stopfen“, so Sander.Auch der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) www.bvmwonline.de, Mario Ohoven, fordert Initiativen der Wirtschaft gegen überdimensionierte Vorstandsgehälter. „Hier müssen sich die Konzerne mal an einen Tisch setzen", um eine „saubere Vergütung" zu finden, sagte Ohoven in der N24-Sendung www.n24.de „Was erlauben Strunz". Die Spitzengehälter müssten auch gerechtfertigt sein. „Der Vorstand, der geht, bekommt Millionen, wenn es dem Mittelständler schlecht geht, haftet er mit Haus und Hof", fügte Ohoven hinzu. Die gut bezahlten Manager von Großkonzernen dürften „nicht in eine Tüte geschmissen werden" mit den mittelständischen Unternehmern. „Hier zieht man sehr schnell über einen Kamm", kritisierte der BVMW-Präsident die öffentliche Debatte.