Pressemitteilung, 06.09.2008 - 13:22 Uhr
Perspektive Mittelstand
Ausstellung Anne Doris Borgsen, Brigitte Fuhrmann-Mau
(PM) , 06.09.2008 - Am Freitag, den 12.09.2008 ab 19 Uhr wird die Ausstellung Anne Doris Borgsen – Brigitte Fuhrmann-Mau: Materialbilder, Installation, Fotografie in den Räumen der Artists Unlimited e.V, August-Bebel-Str. 94 in Bielefeld eröffnet.Die Einführung hält die Kunsthistorikerin Christiane Hoffmann M.A. aus Rheda-Wiedenbrück.Die beiden Bielefelder Künstlerinnen Anne Doris Borgsen und Brigitte Fuhrmann-Mau stehen für ungewöhnliche, emotional tief berührende Kunst, die sich Raum schafft. Beide Künstlerinnen sind über Jahre freundschaftlich verbunden, so dass beide ihre jeweilige Formensprache auch im Spannungsfeld zueinander aushalten und sich gegenseitig befeuern.Anne Doris Borgsen ist einem Phänomen der Menschheit auf der Spur. Dem Kopf, genauer dem weiblichen Kopf bzw. dem zu verhüllenden, verstellenden für jede Form von Interaktion offenen Körperteil des Menschen, an dem sich, weil immer und überall sichtbar, seit Jahrhunderten Diskussionen entzünden, ist die Künstlerin nachgegangen.Kulturkreise der Erde kennen unterschiedliche Umgehensweisen mit dem Kopf der Frau. Der Kopf wird geschlechtsspezifisch geschmückt, tätowiert, bemalt, ideologisch geprägt verhüllt, die Haare werden offen oder zu kunstvollen Frisuren aufgetürmt getragen. Es wird mit Perücken gearbeitet und immer wieder in die Natur, nach dem Schönheitsideal der Zeit und der Gesellschaft korrigierend eingegriffen.Neben der Diskussion um das Tragen eines Kopftuches im öffentlichen Raum, ist der Lockenwickler zu dem Synonym für Veränderung des weiblichen Kopfes geworden. Mit der Dauerwelle und dem Eindrehen der weiblichen Haare in immer ausgeklügeltere Lockenwickler ist der „Löwenmähne“ Tor und Tür geöffnet. Immer geht es um den männlichen Blick auf den Frauenkopf. Anziehend, exklusiv, privat oder öffentlich. Borgsen umwickelt die Lockenwickler mit Spitze oder Baumwollstreifen. Sie zieht die Objekte quasi an, nimmt die Stofflichkeit der Spitzenhaube, die nicht so fern ist und das Kopftuch auf. Die Installation sieht die so gestalteten Objekte auf einer Wäscheleine. Dem Zerrbild der Hausfrau, die mit Lockenwicklern auf dem Kopf die Hausarbeit des Wäscheaufhängens verrichtet. Wer kennt diese Bilder nicht. Tief in die Erinnerungsschichten hinein geht auch Brigitte Fuhrmann-Mau mit ihren Ausstellungsarbeiten. Die Malerin ist ähnlich alten Fragen der Menschheit mit anderen Mitteln auf der Spur. Materialbilder zeigen scheinbar wenig Farbe, gepaart mit amorphen Strukturen, die an Pantoffeltierchen erinnern. Filz, Folie, bemaltes Papier. Diese Abschnitte werden mit Fotografien kontrastiert. Die Malerin macht sich mit dem malerischen Blick, die Fotografie als dienendes Hilfsmittel im Einsatz, auf Motivsuche. Was sie findet sind scheinbar „nur“ schwarz-weiß Kontraste. Die Perspektive ist nicht real nachvollziehbar, eher wie Fuhrmann-Maus Malerei ohne Perspektive unmittelbar durch den Blick zu öffnen. Genauso schnell wie das scheinbare Erkennen passiert, genauso schnell schließen sich die Bilder wieder, da sie im Kontrast zu den Materialbildern als Gesamtheit zu sehen sind. Durch die Hängung und die Augenhöhe von Dingen, die dort scheinbar nicht hingehören, wird ein Bogen erzeugt, der den Betrachter „schrumpfen“ lässt. Klein ist man, wenn die Tasche auf den Stufen vor einem diese Dimension annimmt. Wortlos ist man, wenn man nicht lesen kann, was an der Tür geschrieben steht. Egal welche Assoziation sich einstellt, die Zeit und der Raum die Fuhrmann-Mau in ihren Bildern bemüht ist nicht zu lokalisieren. Das macht den Zauber und die Kraft der Arbeiten aus und webt damit den zarten Beziehungsfaden zwischen Erinnerung, Menschheitsgeschichte und Kulturfragen, die auch Anne Doris Borgsen in ganz andere künstlerischer Ausdrucksform webt.