Pressemitteilung, 21.03.2007 - 11:03 Uhr
Perspektive Mittelstand
Angriff auf die plappernden Sprachpanscher – „Schöner Denken“ ist eine Streitschrift gegen die Konformitätsgesellschaft
(PM) , 21.03.2007 - Von Ansgar Lange Bonn/München – Dieses Buch versteht sich als Anleitung für Selbstdenker. Es hat nur knapp 180 Seiten, aber gleich vier Autoren. Josef Joffe, scharfzüngiger Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit www.zeit.de hat die intelligentesten Beiträge beigesteuert, der Spiegel-Autor Henryk M. Broder www.henryk-broder.de die bösesten, und die auch als Welt-Kolumnisten www.welt.de in Erscheinung tretenden Publizisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch haben die meisten verfasst. In seinem Vorwort macht Joffe deutlich, worum es ihm und seinen Kollegen geht: „Dieses Büchlein beschäftigt sich mal per Einzeiler, mal ausführlich mit jenem Teil der deutschen Sprache, der das Denken vorwegnimmt, ja ersetzt, weil er gewünschte Reflexe und Gefühle auslöst und andere, nicht erwünschte unterdrückt.“ Die Verfasser klopfen diverse Begriffe von „Antizionismus“ bis „Zukunftsfähig“ auf ihre ideologische Prägung ab und entlarven das „Gutdenk“ und das „Lenkdenk“, welches von Politikern, Pädagogen, Sozialarbeitern, Journalisten, Feministen, Akademikern, Gewerkschaftern, Theologen, Parteiprogrammverfassern und Funktionären aller Art gebraucht wird. „Schöner Denken“ entlarvt die Manöver unserer plappernden Klasse, die als eine Art Sprachpolizei fungiert. Es regt zu selbstständigem Denken an, was in Deutschland oft verpönt ist. Je kürzer die Bemerkungen sind, umso eher treffen sie ins Ziel. Hier ist vor allem jj – so das Kürzel für Josef Joffe – hervorzuheben. Seine Definition des so genanten Querdenkers lautet folgendermaßen: „Einer aus dem anderen politischen Lager, der so denkt wie wir. Er denkt also nicht quer, sondern korrekt.“ Diese Sätze sind gut und lapidar. Zu weitschweifig fallen einige längere Exkurse von Maxeiner und Miersch aus. Welt-Leser kennen die Themen, welche die beiden Autoren umtreiben. Das sind vorzugsweise Öko-Geschichten. Und genauso, wie die Klimahysteriker nerven, gehen einem bei Überdosierung diejenigen auf den Geist, die genau das Gegenteil der Umwelt-Gutmenschen vertreten. In der Kürze liegt die Würze, das gilt auch für mm (Michael Miersch). „Respekt: Wenn man Klitorisbeschneidung als Weltkulturerbe betrachtet“ oder „Sex: Ein Wort, das bei Google am häufigsten auf Arabisch abgefragt wird.“ Zwei Sätze von ätzender Schärfe. Das mundet dem Leser. Die vier Autoren schreiben an gegen die deutsche Konformitätsgesellschaft. Man sagt Klima – alle werden hysterisch. Man sagt Amerika – alle denken an den bösen Bush, den Irak-Krieg und die Todesstrafe. Man sagt Israel – die politisch korrekte Vergangenheitsbewältigungs-Haltung bekommt schnell Risse, da in Deutschland Israel ganz gern als faschistoid bezeichnet wird und die Palästinenser mit den verfolgten Juden im „Dritten Reich“ verglichen werden. jj, max, mm und hb überzeichnen, da die Widerstände so gewaltig sind. Dass sie Erfolg haben werden, ist eher unwahrscheinlich. Denn zu stark sind die Bastionen der politischen Korrektheit. Zwei Fragen am Rande, die sich an diese Bemerkung anschließen. Wie hält es der famose Joffe bei einer Wochenzeitung aus, die breit getretenen Quark als liberale Haltung ausgibt? Doch die Auflage der schwafelnden Zeit steigt ständig. Die Leser wollen also wohl doch nicht selbstständig denken. Und dass sich das politisch korrekte Labern mittlerweile auch in der Welt breit gemacht hat, stellt man zum Beispiel beim Blick auf die Meinungsseite fest. (Liest man den Namen Mariam Lau, wird einem leicht flau.) Am Schluss schlagen wir noch einen weiteren Begriff vor, der eigentlich in dieses Büchlein gehört. Ursula von der Leyen predigt seit kurzem den „konservativen Feminismus“. Dies sei – so die Ministerin gegenüber der FAZ – ein „spannender Begriff“. Oh Graus, der Kampf gegen die plappernden Sprachpanscher ist noch lange nicht ausgefochten. Josef Joffe/Dirk Maxeiner/Michael Miersch/Henryk M. Broder: Schöner Denken. Wie man politisch unkorrekt ist. Piper Verlag: München 2007. www.piper.de. ISBN 978-3-492-05016-6. 192 Seiten, 14,90 Euro.