(PM) , 09.02.2007 - Von Ansgar Lange
Bonn/Rostock – Die Wissenschaft geht mit dem Thema Demographie unterschiedlich um. Zum einen gibt es die „Demographiehysteriker“ wie Herwig Birg
www.herwig-birg.de, die öffentlichkeitswirksam Panik verbreiten und bei den Menschen den Eindruck hinterlassen, es sei sowieso schon zu spät. „Deutschland stirbt aus“, so lautet der triste Befund. Es gibt aber auch andere Wissenschaftler, die sich um konstruktive Lösungen bemühen und darüber forschen, wie sich die Bevölkerung auf den demographischen Wandel einstellen kann. Hierzu gehört beispielsweise das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock
www.demogr.mpg.de. Institutsleiter James W. Vaupel und Elke Loichinger haben Modellrechnungen angestellt, wie die Verteilung der Arbeit über die Altersgruppen neu überdacht werden muss. Es seien Änderungen notwendig, „wenn das Altern der Bevölkerung nicht schon bald die wirtschaftliche Entwicklung drosseln soll“.
Der demographische Wandel ist also kein „alternativloses, schicksalhaftes Horrorszenario“, schreibt Uli Schulte Dönighaus im Handelsblatt
www.handelsblatt.de. Es sei vielmehr notwendig, ältere Arbeitnehmer verstärkt in das Berufsleben zu integrieren, statt sie, wie heute noch üblich, auszugrenzen. In Zukunft kommt es darauf an, „wie bildungsbereit die Jungen sind und wie weiterbildungsbereit die Alten“, sagt Alexia Fürnkranz-Prskawetz, stellvertretende Direktorin und Forschungsleiterin des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
www.oeaw.ac.at/vid/index.html, die eine aktuelle Studie mit dem Titel „The Relationship between Demographic Change and Economic Growth in the EU“.
In der Wirtschaft erhält James Vaupel Zustimmung zu seinen Thesen. „James Vaupel ist Amerikaner. In der demographischen Debatte ist das wohltuend, weil er – sozusagen mit dem Blick von außen – darauf hinweist, dass es in keinem anderen Land der Welt so viel Angst vor dem Altern der Bevölkerung gibt. Vaupel hat übrigens auch deutlich gemacht, dass es keine seriöse ökonomische Prognose gibt, die davon ausgeht, dass die Deutschen 2030 ärmer sein werden als heute. Allerdings zeigt der Rostocker Forscher auch, was sich in diesem Land ändern muss. Die Arbeitskraft der Älteren darf nicht weiter grundsätzlich so teuer bleiben, und Arbeitgeber müssen sich stärker um den Einsatz der Generation 50 plus kümmern und dürfen diese nicht pauschal als unproduktiv abstempeln“, sagt Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash
www.harveynash.de. Bereits heute übernehme die Gruppe der über 60-jährigen mit 315 Milliarden Euro im Jahr ein Drittel aller Konsumausgaben in Deutschland. Die Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe also recht, wenn sie die Wirtschaft auffordere, für diese Konsumenten geeignete Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. „Vielleicht brauchen wir ein bisschen angelsächsische Denkweise. Wir sollten den demographischen Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance und Herausforderung betrachten“, meint Nadolski.