Fachartikel, 26.05.2009
Perspektive Mittelstand
Abmahnen will gelernt sein
Worauf Sie bei Abmahnungen achten sollten
Die Abmahnung ist ein beliebtes Instrument, um Wettbewerber in den Bereichen Vertrieb, PR und Werbung in die Schranken zu weisen. Allerdings gilt es bei einer Abmahnung gewisse inhaltliche Anforderungen zu berücksichtigen, die im Falle einer späteren gerichtlichen Auseinandersetzung von Relevanz sein können, wie ein jüngstes Urteil aufzeigt.
In einem Urteil vom 20.02.2009 (Az.: 3 W 161/08) hat das OLG Hamburg klargestellt, dass in einer Abmahnung das Bestehen eines konkreten Wettbewerbsverhältnisses in nachvollziehbarer Weise in der Abmahnung behauptet werden muss, um einer Kostenbelastung in einem eventuell nachfolgenden Prozess zu entgehen. Der Entscheidung zugrunde lag eine wettbewerbsrechtliche Abmahnung, aus der die Abgemahnte nicht entnehmen konnte, dass ein konkretes Wettbewerbsverhältnis mit der Abmahnenden bestand.

Zum Fall

Die Abmahnende betrieb auf eBay einen „Gemischtwarenladen“ mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Waren, die den Waren der Abgemahnten nicht ähnlich waren. Insofern stand die Aktivlegitimation der Abmahnenden in Frage. Diese Feststellungen teilte die Abgemahnte  der Gegnerin mit und stellte in Aussicht, nach Überprüfung des Angebots in angemessener Frist die geforderten Erklärungen abzugeben.

Dies konnte und wollte die Abmahnende wohl nicht abwarten und strengte ein Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz an. Letztlich hat die Abgemahnte zeitgleich mit Einlegung des Widerspruchs doch eine Unterlassungserklärung abgegeben und den Anspruch anerkannt. Im Zuge dessen hatte das OLG in einem Beschwerdeverfahren über die Kosten des Verfahrens zu entscheiden.

Das Urteil des Gerichts

Das Gericht lastete der abmahnenden Partei die Kosten der gerichtlichen Auseinandersetzung unter analoger Anwendung des § 93 ZPO auf und stellte dabei fest, „dass das Bestehen eines Wettbewerbsverhältnisses jedenfalls in nachvollziehbarer Weise behauptet werden muss. Denn der als Verletzer in Anspruch genommene Mitbewerber muss sich nur demjenigen unterwerfen, der ihm überhaupt eine Erklärung abverlangen kann und er muss sich….auch nicht selbst heraussuchen, in welchem Überschneidungsbereich das Wettbewerbsverhältnis wohl liegen soll.“

Fazit

Für abgemahnte Händler bedeutet diese Entscheidung, dass durchaus ein Blick auf das Wettbewerbsverhältnis zum Abmahner lohnt. Wenn dies auch meist unstreitig vorliegen mag, so häufen sich die Fälle, in denen das Modell Abmahnung im Vordergrund steht, und das bestehende Wettbewerbsverhältnis nur noch Mittel zum Zweck ist. Und in solchen Konstellationen kann oft der Fehler im fehlenden oder nicht ausreichend behaupteten Wettbewerbsverhältnis liegen und einen Angriffspunkt für die Verteidigung der Abmahnung darstellen.

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ZUM AUTOR
Über Felix Barth
IT-Recht Kanzlei
Felix Barth ist Rechtsanwalt bei der IT-Recht-Kanzlei in München. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen das Urheber-, Marken-, Wettbewerbs- und Medienrecht. Die Münchner IT-Recht Kanzlei ist eine Sozietät, die sich auf das IT-und Vergaberecht spezialisiert hat, um ihren Mandanten eine professionelle und umfassende juristische Beratung in diesem Bereich sicherstellen zu können.
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