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Wut und Enttäuschung über die BenQ-Pleite in Deutschland - Empörungsrhetorik und einseitige Schuldzuweisungen retten keine Arbeitsplätze

(PM) , 02.10.2006 - Von Gunnar Sohn Berlin/Düsseldorf/München – Bundeswirtschaftsminister Michael Glos könne die Wut und die Enttäuschung der Mitarbeiter gut verstehen. Ein Jahr nachdem BenQ www.benq.de die Handy-Sparte von Siemens übernommen hat, meldeten die Asiaten am Freitag für das Geschäft in Deutschland Insolvenz an. Von der Pleite sind mehr als 3000 Arbeitsplätze betroffen. „Eine Sauerei" vermutet NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und verlangt eine förmliche Untersuchung der Schuldfrage. Von der üblichen politischen Empörungsrhetorik könnten sich die betroffenen Mitarbeiter nichts kaufen, erwidert Michael Müller, Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a & o-Gruppe www.ao-services.de. „Völlig überflüssig ist die Forderung von Rüttgers, die Gründe für die Handy-Pleite untersuchen zu lassen. Das ist rückwärtsgewandt. Insolvenzverwalter, Sanierungsberater, Finanz- und Personalexperten müssen jetzt die nächsten Monate nutzen, um den Kern von BenQ mobile in Deutschland zu retten. Da sind Spezialisten gefragt und keine Polit-Parolen oder einseitigen Schuldzuweisungen“, so der Einwand von Müller. Die Sanierungsaufgabe sei vor einem Jahr wohl von vielen Beteiligen unterschätzt worden. „Mit dem Verkauf an den taiwanesischen Konzern BenQ mussten sich die betroffenen Siemens-Mitarbeiter auf eine völlig neue Arbeitskultur einstellen. Aber selbst die Gewerkschaftsseite kommentierte damals die Verkaufsentscheidung positiv und war davon überzeugt, bestehende Standorte wie in Kamp-Lintfort auf Dauer zu sichern. Den Arbeitnehmervertretern war bewusst, das man zu langsam und schwerfällig im schnellen Handygeschäft agierte. Mit BenQ sollte alles besser werden. Konzepte für eine unternehmerische Ertüchtigung hätten aber auch von der Arbeitnehmerseite vorgelegt werden müssen. Man fokussierte sich zu sehr auf die Einhaltung von Tarifverträgen und auf die Sicherung der Standorte“, sagt Müller. Bei der Übernahme der Siemenstochter Sinitec durch die a & o-Gruppe mussten auch sehr viele Stellschrauben verändert werden, um in kürzester Zeit wettbewerbsfähig zu werden. Das sei gelungen und ein Großteil der Arbeitsplätze konnte langfristig gesichert werden. Müller sei von Siemens nicht für eine Sanierung instrumentalisiert worden, sondern Siemens-Chef Kleinfeld baute auf die unternehmerische Kompetenz der a & o-Gruppe, um das IT-Dienstleistungsgeschäft fortführen zu können. „Der Wettbewerb in der Branche für Telekommunikation und Informationstechnik ist brutal. Wenn man nach Taiwan schaut, hätte man wissen müssen, welche Maßstäbe die Führung von BenQ ansetzt. Der große Standortvorteil von Taiwan liegt bei den Löhnen, die im Durchschnitt bei 20 Prozent des deutschen Niveaus liegen. Dabei holt die Produktivität schneller auf, als die Löhne es tun, was die Wettbewerbsfähigkeit von Taiwan weiter verbessert. Zudem verfügen Taiwan und China über eine extrem fleißige und lernwillige Bevölkerung, die sich sehr schnell in komplizierteste Produktionsprozesse hineindenken kann. Im Schnitt müssen die taiwanesischen Arbeitnehmer pro Woche 42 Stunden arbeiten. Mit sieben Urlaubstagen und neun Feiertagen liegt Taiwan sogar hinter Indien, Indonesien Singapur oder Thailand. Taiwan kommt auf eine Jahresarbeitszeit von über 2.100 Stunden, erreicht ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent und eine Arbeitslosenquote von 5 Prozent. Da können wir als Produktionsstandort kaum noch konkurrieren. Die Vergleiche mit Motorola oder anderen erfolgreichen Handyunternehmen in Deutschland greifen zu kurz. Entscheidend sind die Kriterien, die von der taiwanesischen Konzernführung angelegt wurden. Das hätte allen von Anfang an klar sein müssen“, so Müller. BenQ-Insolvenzverwalter Martin Prager äußerte sich optimistisch, die Produktion zumindest bis zum Jahresende aufrecht zu erhalten. Es stehe für drei Monate Insolvenzgeld zur Verfügung. „Zum 1. Januar muss die Firma profitabel sein, sonst kann der Insolvenzverwalter nicht mehr weitermachen". Hauptgläubiger seien Mitarbeiter und Lieferanten. „Wir haben relativ wenig Bankverbindlichkeiten." Es hätten sich bereits erste Interessenten für das Unternehmen bei ihm gemeldet. „Ich bin bereits von Leuten angesprochen worden, die mit uns Gespräche führen wollen über eine mögliche Zukunft." BenQ-Mobile-Chef Joos sagte, das angeschlagene Unternehmen habe durchaus Chancen: „Ich würde sagen, wir sind zu 70 Prozent mit der Restrukturierung durch."
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