Pressemitteilung, 11.10.2007 - 09:58 Uhr
Perspektive Mittelstand
Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2007
(PM) , 11.10.2007 - Konjunktur im Mittelstand schreitet weiter voran – Arbeitsplätze und Investitionen bis 2008 gesichert Die Stimmung unter Deutschlands Mittelständlern ist nach wie vor gut: Die Zahl der Unternehmen, die ihre Geschäftslage mit den Noten sehr gut oder gut einstuften, nahm gegenüber dem Herbst 2006 noch einmal um 8,7 Prozentpunkte zu und beträgt nun 51,8 Prozent. Mit mangelhaft und ungenügend votieren dagegen nur noch 4,0 Prozent der Befragten (Vorjahr: 4,8 Prozent). Am deutlichsten zugenommen haben die guten Einschätzungen im Dienstleistungsbereich: Um 11,3 Prozentpunkte stiegen hier die optimistischen Bewertungen an und liegen aktuell bei 56,3 Prozent. Auch die Umsätze haben sich im Verlauf des letzten Jahres positiv entwickelt, allerdings längst nicht so deutlich, wie es aufgrund der verbesserten Einschätzungen zur Geschäftslage hätte erwartet werden dürfen. 38,5 Prozent der gut 4.000 befragten Unternehmen konnten innerhalb der vergangenen sechs Monate mehr Umsatz erwirtschaften – das entspricht einem Anstieg um 0,9 Prozentpunkte im Jahresverlauf. Da auch die Zahl der Betriebe, die Umsatzeinbußen zu verkraften hatten, nur um 1,7 Prozentpunkte sank, steigt der Umsatzsaldo nur leicht auf 22,2 Zähler (Vorjahr: 19,6 Zähler). Die Umsatzentwicklung der vier Hauptwirtschaftsbereiche macht deutlich, dass nur die beiden Branchen Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen Zuwächse verzeichnen können, während die Baubranche und der Handel Rückgänge hinnehmen müssen. Im Bau ging der Anteil der Unternehmen, die mehr Umsatz erzielt haben, um 7,9 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent zurück. Dagegen stieg die Zahl der Unternehmen aus dem Bau, die Umsatzrückgänge hinzunehmen hatten, und zwar von 16,6 auf 19,2 Prozent. Impulse für den ArbeitsmarktDer Mittelstand leistet einen deutlichen Beitrag zur Steigerung der Erwerbstätigenquote: Knapp jeder dritte Betrieb (32,2 Prozent) konnte innerhalb der vergangenen sechs Monate seinen Personalbestand aufstocken. Im Herbst 2006 waren es noch 4,6 Prozentpunkte weniger. Ihre Personaldecke verkleinern mussten nur noch 8,6 Prozent der KMU – 4,0 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Dienstleister und Verarbeitendes Gewerbe schauen optimistisch in die ZukunftDie Umsatzperspektiven der KMU für die kommenden sechs Monate sind unterschiedlich: 31,2 Prozent erwarten steigende Umsätze – das entspricht einem Rückgang von 0,7 Prozentpunkten. Zurückgegangen ist aber auch der Anteil an Betrieben, die mit weniger Umsatz rechnen, und zwar um 2,0 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent. Optimistischer als noch vor einem Jahr schauen die Unternehmen der Dienstleistungsbranche und die des Verarbeitenden Gewerbes in die Zukunft. Beim Bau und insbesondere im Handel sind dagegen Einbußen festzustellen. Während im vergangenen Jahr noch 35,7 Prozent der Handelsunternehmen auf steigende Umsätze hofften, sind es aktuell nur noch 26,0 Prozent. Die Zahl der Betriebe, die mit weniger Umsatz rechnen, sank nur leicht von 15,3 auf 13,2 Prozent. Insbesondere im Großhandel sackten die Bewertungen deutlich ab: Nur noch jeder vierte Großhändler (25,3 Prozent) hofft auf steigende Umsätze – 12,3 Prozentpunkte weniger als im Herbst 2006. Umsatzeinbußen befürchten dagegen aktuell 16,3 Prozent der Befragten – 2,1 Prozentpunkte mehr als vergangenes Jahr. Mehr als ein Fünftel der KMU will einstellenDie Jobmaschine Mittelstand wird auch innerhalb des nächsten halben Jahres nicht zum Stillstand kommen, wenn es nach den Plänen der befragten KMU geht: Mehr als jedes fünfte Unternehmen (21,4 Prozent; Vorjahr: 14,3 Prozent) will seinen Personalbestand aufstocken. Dem stehen nur noch 8,0 Prozent gegenüber, die sich von Mitarbeitern trennen werden. Im letzten Herbst war es noch jedes zehnte Unternehmen (10,4 Prozent). Der Anstieg bei den Beschäftigungsplänen zieht sich quer durch alle Branchen. Einzig die Baubranche verzeichnet mehr Betriebe, die sich gezwungen sehen, ihren Mitarbeiterstab zu verkleinern: Der Anstieg beträgt 3,0 Prozentpunkte auf 18,1 Prozent. Dagegen stehen 10,0 Prozent der Bauunternehmen, die wieder mehr Personal einstellen möchten. Im vergangenen Jahr waren es noch 7,1 Prozent. Die größten Arbeitsmarktimpulse senden das Verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbranche. Sowohl in der Dienstleistungsbranche als auch im Verarbeitenden Gewerbe ging die Zahl der Betriebe, die zusätzliches Personal einstellen wollen, um rund zehn Prozentpunkte nach oben (Dienstleister: von 18,0 auf 28,3 Prozent; Verarbeitendes Gewerbe: von 13,8 auf 23,4 Prozent). Investitionsbereitschaft legt zuEndlich zieht auch die Investitionsbereitschaft im Mittelstand an, nachdem sie in der Vergangenheit – trotz guter Konjunkturaussichten – von Zurückhaltung geprägt war. Die Hälfte der befragten KMU (49,9 Prozent) plant Investitionen innerhalb der kommenden sechs Monate, das sind 7,1 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Herbst. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass insbesondere die Erweiterungsinvestitionen zulegen konnten, und zwar von ehemals 46,6 auf 57,0 Prozent. Ersatzinvestitionen tätigen wollen hingegen weniger Unternehmen als noch vor einem Jahr, nämlich 57,0 Prozent (Vorjahr: 64,2 Prozent). Den kommenden sechs Monate sehen mehr Mittelständler mit Optimismus entgegen: 36,9 Prozent erwarten steigende Erträge – das entspricht einem Anstieg von 5,1 Prozentpunkten. Nur noch jeder fünfte Betrieb (20,6 Prozent; Vorjahr: 21,1 Prozent) rechnet mit weniger Gewinn. Allerdings zeigen sich auch hier – wie bei den Umsatzerwartungen – unterschiedliche Bewertungen in den einzelnen Branchen: Während das Verarbeitende Gewerbe und die Dienstleister deutlich hoffnungsvoller als noch vor einem Jahr auf das kommende halbe Jahr blicken, sehen die Handelsunternehmen und insbesondere der Bau die nächste Krise herannahen. Der Saldo in der Baubranche rutschte von 2,0 auf minus 9,8 Zähler ab. Im Handel fiel die Saldenkennziffer von 14,4 auf 5,8 Zähler, bleibt aber mit einem Plus vor dem Komma versehen.Eigenkapitalausstattung: Geteilte Entwicklung Während ein Teil der befragten KMU das konjunkturelle Hoch nutzen konnte, um hohe Eigenkapitalanteile von über 30 Prozent (bezogen auf die gesamte Bilanzsumme) aufzubauen (23,5 Prozent; Vorjahr: 22,1 Prozent), steigt gleichzeitig auch die Zahl der Betriebe, die unterkapitalisiert (weniger als 10 Prozent der gesamten Bilanzsumme) sind, und zwar um 3,6 Prozentpunkte auf 32,9 Prozent. Am meisten an Boden verloren hat die Baubranche: Hier ist sowohl ein Rückgang der Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital (um 6,5 Prozentpunkte auf 13,3 Prozent) zu verzeichnen, als auch eine Zunahme bei den unterkapitalisierten Betrieben, nämlich um 5,8 Prozentpunkte auf 38,7 Prozent. Aber auch bei allen anderen Hauptwirtschaftbereichen zeigt sich: Die Zahl der unterkapitalisierten Betriebe steigt wieder an. Forderungsverluste nehmen abErfreulich zu sehen ist, dass sowohl die Zahl der Unternehmen, die im vergangenen Jahr keine Forderungsverluste hinzunehmen hatten, von 15,4 auf 16,9 Prozent gestiegen ist, als auch, die Zahl der Unternehmen, die hohe Verluste von mehr als einem Prozent im Verhältnis zum Umsatz hinnehmen mussten, sank – und zwar von 15,2 auf 9,4 Prozent. 14.100 Unternehmensinsolvenzen waren im ersten Halbjahr 2007 zu zählen – das sind 14,3 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt nahm die Zahl der Insolvenzen hingegen noch zu, und zwar um 7,3 Prozent auf 81.600 Fälle – das liegt an dem nach wie vor ungebrochenen Anstieg der Insolvenzen von Privatpersonen. Verstärkte Auslandsaktivitäten im MittelstandDie Auslandsaktivitäten der KMU nehmen zu: Waren im Vorjahr noch knapp 25 Prozent der Mittelständler in Form von Exporten, Importen oder Direktinvestitionen außerhalb ihres Heimatmarktes engagiert, so sind es aktuell schon 29 Prozent. Vor allem die Branchenzugehörigkeit spielt eine entscheidende Rolle für das Ausmaß des Auslandsengagements: Am häufigsten vertreten sind die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe: Mehr als die Hälfte der Unternehmen aus dieser Branche (51,3 Prozent) gibt an, Waren aus dem Ausland zu beziehen, zu exportieren oder direkt vor Ort präsent zu sein. Im Baugewerbe sind es hingegen nur 9,2 Prozent der Betriebe. Mittelständler mit Auslandsengagement profitieren überdurchschnittlich von der guten Konjunkturlage und vergeben zu 56,4 Prozent die Noten sehr gut und gut, werden sie nach ihrer Geschäftslage gefragt (Mittelstand gesamt: 51,8 Prozent). Ähnlich sieht es bei der Umsatzentwicklung aus: 42,0 Prozent der auslandsaktiven KMU berichten von gestiegenen Umsätzen, während es im Mittelstand insgesamt nur 38,5 Prozent sind. 8.668 ZeichenNeuss, 11. Oktober 2007