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Pressemitteilung

Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2007

(PM) , 04.04.2007 - Aufschwung gewinnt an Fahrt – ostdeutscher Mittelstand fällt zurück Die Aussagen zur aktuellen Geschäftslage und den Zukunftsperspektiven des Mittelstandes in Deutschland sind von großer Zuversicht und deutlichen Verbesserungen geprägt. Die Umsatz- und Ertragsergebnisse allerdings haben sich nur leicht positiv verändert. Hinzu kommen zwei Wermutstropfen, die das klare Bild des Aufschwungs trüben: Zum einen leiden der Einzelhandel und konsumnahe Dienstleister unter der Mehrwertsteuererhöhung und zum anderen hat die konjunkturelle Erholung die ostdeutschen KMU noch nicht erreicht. 45,9 Prozent der befragten Unternehmer geben ihrer aktuellen Geschäftslage die Noten sehr gut und gut – das entspricht einem Anstieg von 10,8 Prozentpunkten im Jahresverlauf. Dagegen hat sich die Zahl der Betriebe, die mit mangelhaft oder ungenügend votieren, nahezu halbiert: Vergaben im letzten Frühjahr noch 9,2 Prozent schlechte Noten, sind es aktuell nur noch 5,5 Prozent. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Während im Westen die guten Bewertungen um 12,1 Prozentpunkte auf 47,7 Prozent anstiegen, sind es im Osten gerade einmal 0,9 Prozentpunkte Steigerung (aktuell: 35,5 Prozent; Vorjahr: 34,6 Prozent). An der Spitze der positiven Einschätzungen zur Geschäftslage steht das Verarbeitende Gewerbe: 58,4 Prozent (Vorjahr: 44,6 Prozent) der Betriebe aus diesem Sektor vergeben die Noten sehr gut und gut. Die dynamischste Entwicklung verbucht allerdings das Baugewerbe, hier stiegen die positiven Bewertungen um ganze 15,0 Prozentpunkte auf 36,8 Prozent an. Stimmung besser als Lage? Auch die Umsatzsituation weist Verbesserungen auf – allerdings deutlich geringer als aufgrund der optimistischen Aussagen zur Geschäftslage hätte erwartet werden dürfen. 23,7 Prozent (Vorjahr: 22,6 Prozent) der Unternehmen berichten von gestiegenen Umsätzen, gut jeder vierte Betrieb (25,8 Prozent) musste Rückgänge verkraften – im vergangenen Jahr waren es 29,8 Prozent. Für eine positive Saldenentwicklung reicht es noch nicht. Mit minus 2,1 Prozent liegt der Umsatzsaldo immerhin so hoch wie in den letzten zehn Jahren nicht. Für die Verbesserungen bei der Umsatzsituation verantwortlich sind zudem allein die Betriebe aus Westdeutschland – im Osten fiel die Zahl der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen (von 13,9 auf 11,9 Prozent). Der Blick auf die Hauptwirtschaftsbereiche offenbart, dass insbesondere der Handel unter der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes zu leiden hat: Während alle anderen Branchen auf Verbesserungen der Umsatzsituation blicken, gab nur gut jeder fünfte Betrieb (20,7 Prozent) aus dem Handel an, mehr Umsatz erwirtschaftet zu haben (im Einzelhandel sind es sogar nur 12,7 Prozent) – im Frühjahr 2006 war es noch jedes vierte Unternehmen (25,9 Prozent). Der Mittelstand stellt wieder Mitarbeiter ein. 19,8 Prozent der Unternehmen gaben an, ihren Personalbestand innerhalb des letzten halben Jahres aufgestockt zu haben (Vorjahr: 15,5 Prozent). Nur 14,3 Prozent mussten sich von Mitarbeitern trennen; im letzten Frühjahr waren es noch 20,1 Prozent. 2007 wird ein gutes Jahr – Investitionen boomen Die Aussichten auf die kommenden sechs Monate sind, ebenso wie die Einschätzungen zur aktuellen Situation, von Zuversicht geprägt: 35,7 Prozent der KMU rechnen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 31,3 Prozent) und nur noch 11,3 Prozent (Vorjahr: 12,7 Prozent) befürchten sinkende Umsätze. Auch in punkto Personalplanung gibt es Gutes zu melden: 22,9 Prozent (Vorjahr: 17,8 Prozent) der Betriebe wollen ihren Mitarbeiterstab vergrößern, und nur noch 7,7 Prozent (Vorjahr: 9,8 Prozent) rechnen damit, sich von Mitarbeitern trennen zu müssen. Beschäftigungsimpulse kommen aus allen Wirtschaftsbereichen, eine besonders erfreuliche Entwicklung lässt sich in der Baubranche beobachten: Aktuell gehen nur noch 4,1 Prozent der Betriebe davon aus, ihren Personalbestand verkleinern zu müssen – im vergangenen Frühjahr waren es noch mehr als doppelt so viele, nämlich 11,8 Prozent. Die zurückhaltende Investitionsbereitschaft der vergangenen Jahre konnte endlich überwunden werden – eine deutliche Mehrheit von 58,5 Prozent der Befragten plant zu investieren, das entspricht einem Anstieg von 10,5 Prozentpunkten im Jahresverlauf. Insbesondere im Baugewerbe machte die Investitionsbereitschaft einen Sprung und legte um ganze 18,5 Prozentpunkte auf 55,7 Prozent zu. Hoffen auf mehr Gewinn Im Gleichschritt mit den Ergebnissen zur aktuellen Umsatzsituation bewegen sich auch die Erträge im Mittelstand: 18,7 Prozent (Vorjahr: 14,1 Prozent) der Betriebe konnten im vergangenen halben Jahr mehr erwirtschaften, und nur noch 32,0 Prozent (Vorjahr: 37,3 Prozent) mussten sinkende Gewinne hinnehmen. Noch optimistischer allerdings blicken die befragten Unternehmen in die Zukunft: 31,6 Prozent (Vorjahr: 27,0 Prozent) gehen davon aus, ihre Erträge weiter erhöhen zu können, und nur noch 17,5 Prozent (Vorjahr: 21,4 Prozent) rechnen mit weniger Gewinn. Der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland bleibt allerdings weiter bestehen: Während in Westdeutschland 33,0 Prozent (Vorjahr: 28,4 Prozent) der Betriebe für die Zukunft auf mehr Gewinn setzen, sind es im Osten nur 23,4 Prozent (Vorjahr: 19,7 Prozent). Eigenkapital steigt, Forderungsausfälle sinken Durch die gute Konjunktur konnten Unternehmen verstärkt Gewinne thesaurieren, was sich an der verbesserten Eigenkapitalsituation ablesen lässt: Die Zahl der ausreichend kapitalisierten Betriebe mit mehr als 30 Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme stieg im Jahresverlauf um 1,9 Prozentpunkte an. Aktuell ist jeder vierte Betrieb (25,0 Prozent) in Deutschland ausreichend mit Eigenkapital versorgt. Abgenommen hat hingegen die Zahl der Unternehmen, die über weniger als 10 Prozent Eigenkapital verfügen, und zwar um 2,4 Prozentpunkte auf 31,6 Prozent der Betriebe. Im Zusammenhang mit der Eigenkapitalsituation erlangt auch das Thema Forderungsausfälle an Bedeutung. Aktuell mussten 13,8 Prozent der Unternehmen Forderungsausfälle von mehr als einem Prozent im Verhältnis zum Umsatz hinnehmen. Auch wenn hier eine Verbesserung um 5,1 Prozentpunkte im Jahresverlauf zu konstatieren ist, bleibt der Wert aus betriebswirtschaftlicher Sicht viel zu hoch. Am meisten unter hohen Forderungsverlusten zu leiden hat nach wie vor die Baubranche, wenngleich sich die Bewertungen hier deutlich verbessert haben: Mussten im vergangenen Jahr noch 26,8 Prozent der Bauunternehmen hohe Verluste in Kauf nehmen, sind es aktuell nur noch 17,7 Prozent. Keine Verluste zu beklagen hatten lediglich 10,7 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent) der Unternehmen des Mittelstandes. Auch das Zahlungsverhalten hat sich verbessert. Aktuell erhalten 71,4 Prozent der Befragten ihre Rechnung pünktlich innerhalb von 30 Tagen beglichen. Vor einem Jahr waren es nur 68,5 Prozent der Kunden, die fristgerecht leisteten. Mehr als drei Monate warten noch 2,6 Prozent der Unternehmen auf ihr Geld – 0,3 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr 2006. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank im Laufe des Jahres 2006 um 16,7 Prozent auf 30.680 betroffene Betriebe. Insgesamt verzeichnet Deutschland jedoch einen neuen Höchststand bei den Gesamtinsolvenzen: 154.860 Anträge gingen bei den Gerichten ein – ein Zuwachs um 13,4 Prozent. Die sonstigen Insolvenzen stiegen im Jahresverlauf auf 124.180 Fälle an – das sind 24,5 Prozent mehr als 2005. Die sonstigen Insolvenzen setzen sich zusammen aus den Verbraucherinsolvenzen, den überschuldeten Nachlässen, Vereinen und Stiftungen sowie den Insolvenzen ehemaliger Gesellschafter (Vorjahr: 99.720). Risikoaversionen und Konjunktur Der Mittelstand in Deutschland wird gemeinhin als risikoscheu und wenig strategisch ausgerichtet bezeichnet. Creditreform wollte wissen, wie sich die Unternehmer selbst einschätzen und wovon sie ihre Investitions- und Personalentscheidungen abhängig machen. 34,0 Prozent bezeichnen sich als risikobereit, 36,5 Prozent halten sich für risikoneutral und risikofreudig sind nur 7,8 Prozent. Jeder zehnte Unternehmer hält sich für risikoscheu. 30,3 Prozent nehmen die konjunkturelle Erholung zum Anlass, Investitionen zu tätigen und 32,2 Prozent konnten deshalb Neueinstellungen vornehmen. Dass die Konjunktur keinen Einfluss auf ihre Entscheidungen habe, sagten 44,8 Prozent bei der Frage nach den Investitionen und 42,6 Prozent in Bezug auf die Neueinstellungen. (8.427 Zeichen) Neuss, 04. April 2007
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