Pressemitteilung, 31.10.2007 - 13:05 Uhr
Perspektive Mittelstand
Wird die Blue Card erfolgreicher als die Green Card?
(PM) , 31.10.2007 - Europa sucht nach Wegen, um Anschluss an das Einwandererland USA zu bekommenBonn/Brüssel – Die deutsche Green Card war nur ein „halber Flop“. Wie das Handelsblatt www.handelsblatt.de berichtete, wurde das Maximalkontingent von 20.000 Arbeitserlaubnissen zwar nicht ausgeschöpft, aber knapp 18.000 Green Cards seien ausgegeben worden. Trotzdem tut sich Deutschland weiterhin schwer mit dem Anwerben und der Integration hochqualifizierter Zuwanderer. Insgesamt ist aber ganz Europa gegenüber den wesentlich aufgeschlosseneren USA ins Hintertreffen geraten. Die Blue-Card-Initiative der EU-Kommission soll nun Abhilfe schaffen. Hierbei handelt es sich um eine europaweite Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für hoch qualifizierte Zuwanderer nach dem Muster der amerikanischen Green Card. Ein Bewerber muss einen Arbeitsvertrag für sein Gastland vorlegen, seine beruflichen Qualifikationen nachweisen und über ein Einkommen verfügen, das mindestens dreimal so hoch ist wie der Mindestlohn oder der Sozialhilfesatz in dem Zielland. Dadurch werde der illegalen Zuwanderung nicht Tor und Tür geöffnet, betonte der EU-Justizkommissar Frattini. Die Blue Card sei nachfrageorientiert, da sie von einem Arbeitsvertrag abhänge, zitierte das Handelsblatt den Italiener. Während sich die deutsche Wirtschaft überwiegend positiv zu diesen Plänen äußerte, kamen aus der Politik eher skeptische Stimmen.„In ganz Europa sind zum Beispiel Ingenieure heiß begehrt. Der Ingenieurmangel in Deutschland ist verheerender als bislang angenommen. 2006 fehlten nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) bundesweit 50.000 Fachkräfte, der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden. Der Bedarf der Unternehmen lässt sich auch nicht in Nachbarländern wie Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden decken, da die Zahlen der Absolventen im Vergleich zu Deutschland sehr gering sind. Um den akuten Mangel an bestimmten Spezialisten zu decken, bietet sich die Rekrutierung in den mittel- und osteuropäischen Ländern an, da hier viele Ingenieure ausgebildet werden“, erläutert Marc Emde vom Kölner Personalberatungsunternehmen Kirchconsult www.kirchconsult.de. Sein Personalberatungsunternehmen, das sich unter anderem auf Bewerbermanagement spezialisiert hat und mit Concludis www.kirchconsult.de/kirchconsult/concludis_1.html über ein webbasiertes Rekrutierungsportal mit angeschlossenem Online-Assessment verfügt, konzentriert sich bei der Besetzung offener Positionen unter anderem auf den osteuropäischen Markt. „Kirchconsult hat in Krakau eine Repräsentanz eröffnet, um von dort intensiv den Markt zu bearbeiten. Nach unseren bisherigen Erfahrungen gibt es in unserem östlichen Nachbarland ein enormes Potenzial an äußerst fähigen Ingenieuren, die sehr gut Englisch sprechen“, so Emde. Länder wie Schweden oder Großbritannien hätten diesen Weg schon erfolgreich beschritten. „Der Markt in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern ist jedoch schon stärker gesättigt als der deutsche Markt. Außerdem stellen wir fest, dass Deutschland als Arbeitsmarkt bei polnischen Ingenieuren sehr hoch im Kurs steht. Dass nicht alle von ihnen Deutsch sprechen, stellt für die suchenden Unternehmen kein Problem dar, weil die Verkehrssprache zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrttechnik, die wir mit Spezialisten beliefern, sowieso Englisch ist.“Emde zufolge sind mangelnde Deutschkenntnisse nicht der Hauptgrund, warum es bisher mit der Zuwanderung der High Potentials noch nicht so recht geklappt habe. Man könne sich zunächst sehr gut mit Englisch behelfen, wobei es natürlich wünschenswert sei, wenn ein dauerhaft hier lebender Zuwanderer Deutsch lerne. Bisher hätten aber eher die bürokratischen Restriktionen abschreckend gewirkt: die relativ kurze Laufzeit der so genannten Green Card, die Schwierigkeiten beim Nachzug und der Jobsuche für die mitreisenden Ehegatten sowie die fehlende Perspektive, sich dauerhaft in Deutschland niederlassen zu können.