Kolumne
Beraten und verkauft, 05.11.2009
Perspektive Mittelstand
Werbestrategien
Radiowerbung für Fort- und Weiterbildungen?
Wie erreichen wir unsere Zielgruppen? Das fragen sich viele Anbieter von Aus- und Weiterbildungen, die sich vorwiegend an Selbstzahler wenden. Einen noch recht ungewohnten Weg beschreitet die E.C.C. European Coaching Company, Frankfurt.
„Sind Sie Führungskraft, Personalmanager oder Trainer? Dann werden Sie Business-Coach. Jetzt! In sechs Monaten ....“ So oder so ähnlich tönt es seit einigen Wochen im Rhein-Main-Gebiet regelmäßig aus dem Radio. Denn mit Werbespots im Spartensender hr-info des Hessischen Rundfunks versucht die E.C.C. European Coaching Company GmbH, Frankfurt, ihre Ausbildung zum Business-Coach zu bewerben – ein für Weiterbildungsanbieter noch eher ungewöhnliches Vorgehen, speziell wenn es um eher hochpreisige Aus- und Weiterbildungen und nicht um solche Dienstleistungen wie Nachhilfeunterricht für Schüler geht.

Die Entscheidung der E.C.C. European Coaching Company GmbH ist aber richtig und konsequent. Denn gerade Anbieter von Aus- und Weiterbildungen, die sich vorwiegend an Selbstzahler wenden, also nicht an Firmenkunden, kämpfen meist mit dem Problem: Sie können ihre Zielkunden adressmäßig nicht erfassen. Also können sie diesen zum Beispiel auch keine Werbemails senden. Und selbst wenn, dann wäre die Zahl der potenziellen Kunden so groß, dass die Kosten für das regelmäßige Versenden von Werbebriefen jedes Marketingbudget sprengen würden. Ein Problem, mit dem übrigens alle Coachs, Therapeuten, Paar- und Karriereberater und ähnliche Berater kämpfen, deren Zielkunden Privat- oder Selbstzahler sind.

Auch das Schalten von Anzeigen in Printmedien scheidet vielfach als Werbemöglichkeit aus, da sich die Zielkunden der Anbieter solcher Weiterbildungen nicht bestimmten Branchen oder Berufsgruppen zuordnen lassen. Also müssen sie andere Werbewege beschreiten.

Eine Möglichkeit ist das Schalten von Adwords-Anzeigen bei Suchmaschinen wie Google, damit Personen, die sich zum Beispiel für eine Fortbildung zum Coach oder Moderator, Personal-Trainer oder Mediator interessieren, bei entsprechenden Suchabfragen auf sie stoßen. Der Nachteil solches Anzeigen: Die Zielpersonen müssen bereits ein recht manifestes Interesse an einer solchen Ausbildung haben – sonst starten sie eine entsprechende Suchabfrage nicht. Das Interesse wecken lässt sich mit solchen Anzeigen nicht.

Ein anderer Weg ist, wie die E.C.C. European Coaching Company GmbH Radiospots zu schalten. Hierbei ist jedoch die Gefahr hoher Streuverluste groß – speziell bei den „Dudel-Sendern“. Denn nur wenige Personen sind bereit und in der Lage dazu, aus eigener Tasche einen hohen vierstelligen Betrag für eine Fortbildung zu bezahlen.

Richtig und konsequent ist es deshalb die Entscheidung von E.C.C., auf den Sender hr-info zu setzen, denn er spricht mit seinem rein aus Wortbeiträgen bestehenden Info-Programm nur einen ausgewählten Personenkreis an. Hinzu kommt: Als regionaler Sender wird der Sender vor allem von Personen im Umkreis von 100 bis 150 Kilometer von Frankfurt, dem Sitz von E.C.C., gehört. Auch diese Selektion ist sinnvoll. Denn wer hat schon Lust, ein halbes Jahr lang regelmäßig weiter zu seiner Fortbildung zu fahren?

Und noch ein Faktor sollte nicht unterschätzt werden: Durch die Spots steigert E.C.C. enorm seine Bekanntheit in der Region! Davon wird das Unternehmen zumindest mittelfristig profitieren – auch wenn es vielleicht kurzfristig weniger Teilnehmer als erhofft für seine Business Coach-Ausbildung gewinnt.
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Über Bernhard Kuntz
Bernhard Kuntz ist ein ausgewiesener Kenner des Bildungs- und Beratungsmarkts aufgrund seiner Tätigkeit als Redakteur des Fachmagazins 'management & seminar' (1989 bis 1992) und seiner über 15-jährigen Arbeit als Fachjournalist für Personal- und ...
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