Pressemitteilung, 18.12.2006 - 09:32 Uhr
Perspektive Mittelstand
Waldbesitzer sind die Ölscheichs von morgen – Geschäft mit erneuerbaren Energien boomt
(PM) , 18.12.2006 - Bonn, www.ne-na.de - Als „Ölscheichs von morgen“ bezeichnet der Westerwälder Markus Mann www.mann-energie.de die deutschen Waldbesitzer. Sein Unternehmen produziert Holzpellets, die derzeit einen enormen Nachfrageschub erleben. „Holz ist nach wie vor der wichtigste Biomasse-Energieträger, den wir haben - und es ist ausreichend davon vorhanden“, sagt Mann. Gab es 1999 nicht einmal 1000 Holzpelletsheizungen in der Republik, sei die Zahl auf mittlerweile fast 70.000 gestiegen. Erst vor wenigen Wochen wurde in Karlsruhe eine der größten Holzpellets-Heizungen Deutschlands in Betrieb genommen. Zwei Pellets-Kessel versorgen vier Wohnblöcke mit 136 Wohnungen über ein kleines Nahwärme-Netz. Andernorts gibt es vergleichbare Versuche mit Blockheizkraftwerken, die mit Rapsöl betrieben werden. Pflanzenöl läuft dem Erdöl den Rang als „flüssiges Gold“ ab. Der Einsatz von Pflanzenöl als Treibstoff in pflanzenöltauglichen Dieselmotoren etwa gewinnt aus Gründen des Boden- und Gewässerschutzes, vor allem aber wegen der Minderung der Kohlendioxidbelastung an Bedeutung. Erneuerbare Energien finden vor dem Hintergrund des langfristig steigenden Erdölpreises fruchtbaren Boden bei den deutschen Verbrauchern. Und die Bundesregierung unterstützt die Weiterentwicklung alternativer Energien bis 2009 mit rund zwei Milliarden Euro. „Biokraftstoffe sind bisher und auf absehbare Zeit die einzige erneuerbare Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Sie können einen wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten", erläuterte Clemens Neumann, Leiter der Abteilung Grundsatzangelegenheiten und Nachwachsende Rohstoffe im Bundeslandwirtschaftsministerium www.bmelv.de bei der Vorstellung einer Studie zum Thema in Berlin. Die von staatlicher Seite angekurbelten Forschungsbemühungen schlagen sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder: So rechnet das Bundesumweltministerium bis zum Jahr 2020 mit rund 300.000 Beschäftigten in der Branche. Derzeit seien es rund 170.000. „Seit die Europäische Kommission vorgeschrieben hat, dass die Mitgliedstaaten den Anteil von Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2010 auf 5,75 Prozent steigern sollen, ist auch ein halbwegs kalkulierbarer Markt entstanden“, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Die Zwangsquote zur Beimischung dürfte eher steigen, und bis der Einfuhrzoll sinkt, können viele Jahre ins Land gehen. Die anderen Risiken wie die Gefahr von Überkapazitäten oder Preisschwankungen aufgrund veränderter Nachfrageverhältnisse sind dann eher wieder klassischer Natur.“ Europäischer Spitzenreiter beim Einsatz von Bioenergie ist Schweden. Danach folgen Finnland, Österreich und Dänemark. Der Anteil der erneuerbaren Energiequellen beträgt in Schweden bereits heute 28 Prozent. Die Stromproduktion erfolgt beispielsweise grundsätzlich ohne den Einsatz von fossilen Energieträgern. Selbst in den USA verzeichnet man ein Umdenken: Dort sollen bis zum Jahr 2025 Biokraftstoffe bis zu 75 Prozent der amerikanischen Rohölimporte aus dem Nahen Osten ersetzen. Bislang ist der Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemix weltweit noch verschwindend gering. „Auf der Erde wachsen jedes Jahr rund 180 Milliarden Tonnen Biomasse heran. Von dieser gigantischen Menge werden derzeit lediglich fünf Prozent wirtschaftlich genutzt“, so die FAZ. Auch die Windenergie, deren Nutzen vielerorts nur unter Aspekten der landschaftlichen Ästhetik diskutiert wird, schwimmt auf einer Erfolgswelle. „Im Grunde genommen geht der Trend natürlich zu Offshore-Windparks, weil es den Menschen außerhalb seiner Blickweite nicht mehr tangiert“, hat Tobias Janßen festgestellt. Er ist Vorstandschef der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings Inc. www.goldfish-holdings.com in Neuss. Größere Anlagen auf dem Meer könnten aber letztlich auch effizienter arbeiten. Dabei erwartet er in Zukunft weitere technische Verbesserungen bei Offshore-Anlagen. Derzeit seien die Materialien sehr starr verbaut. In der Windrad-Narbe gebe es eine andere andere Krafteinwirkung als am Ende des Flügelblattes. Die hohen Abriebskräfte verursachten eine relativ schnelle Materialermüdung. Durch flexibleres Material erwartet er Verbesserungen. Besonders beim Einsatz von Pflanzenölen in der Energieerzeugung sieht er enormes Potenzial. Auch aufgrund politischer Willensbekundungen zugunsten der Biokraftstoffe rechnet er mittelfristig mit einem Anteil von 15 bis 20 Prozent. Beim Rapsanbau setzt Janßen dabei auf Investitionen in Kasachstan. Der Raps aus dem Osten sei günstiger, als in Deutschland angebaute Pflanzen. Allerdings liege das nicht in erster Linie an den niedrigen Löhnen: „Die Bedingungen sind für die Pflanzen einfach optimal", so Janßen gegenüber der Westdeutschen Zeitung. „Die muss man nur einpflanzen, düngen oder spritzen kann man sich sparen." 15 Hektar lässt seine Holding dort von einem kooperierenden Landwirt anbauen, 60 000 sollen es in naher Zukunft werden. Insgesamt stehen eine Million Hektar Land zur Verfügung. Denn die Goldfish-Holding kooperiert mit dem größten Weizenbauern Kasachstans. Vorteil: Wo die Neusser gerade keinen Raps anbauen, kann der Kasache seinen Weizen hinsetzen. Die Felder sind flexibel tauschbar. „So ersparen wir uns die Fruchtfolge und können jedes Jahr auf einer gleich großen Fläche Raps anbauen, ohne die Böden auszulaugen", erklärt Janßen. Die Kasachen würden dabei gut kooperieren. Keine Spur von überbordender Bürokratie, die den meist autoritär regierten Staaten in Osteuropa nachgesagt werde. „Das Interesse, von unserem Know-How zu profitieren, ist groß", sagt Janßen. Während die Kasachen das Land stellen, kümmert sich die Neusser Holding um Maschinenpark und Transport. „Am Anfang waren in Deutschland alle skeptisch, ob die Logistik funktioniert", berichtet Janßen. „Seitdem das erste Öl hier ist, stehen die Interessenten Schlange." Die Vermarktungschancen für kasachisches Rapsöl wertet er als sehr positiv, besonders für den deutschen Markt. „In Deutschland gibt es nur eine begrenzte Anbaufläche für Raps. In diesem Jahr wurde die Pflanze auf insgesamt 1,4 Millionen Hektar angebaut. Das entspricht in etwa einer Fläche der Größe Schleswig-Holsteins. Das ist viel zu wenig, um die vorhandenen Biodieselanlagen auszulasten. Raps muss daher in großen Mengen importiert werden. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2005/6 stiegen die Rapseinfuhren nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) um das Dreieinhalbfache auf 880 000 Tonnen“, führt Janßen aus. Onlinemagazin NeueNachricht www.ne-na.de.