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EUROPATICKER Umweltruf
Pressemitteilung

Allianz und UNO untersuchen Kosten des globalen Erwärmungstrends

(PM) , 30.12.2006 - Der diesjährige Herbst (meteorologisch September bis November) war der wärmste deutsche Herbst seit Beginn der Wetterbeobachtungen. Verantwortlich dafür waren seien so genannte Süd- und Südwestwetterlagen, die Warmluft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland transportierten, sagen die Professoren Gerstengarbe und Werner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), berichtet das Branchenmagazin EUROPATICKER Umweltruf (www.umweltruf.de). Durch Föhn verstärkt, stiegen die Temperaturen am Nordrand der Alpen Ende November über die 20 Grad-Marke. In Oberstdorf wurden am 25. November 21,3°C gemessen. Selbst im Norden Deutschlands betrugen die Temperaturen milde 12°C bis 14°C. Der Herbst 2006 schlug mit seinen hohen Temperaturen den bisherigen Spitzenreiter, den Herbst 1982, und zwar um bis zu 1 Grad Mitteltemperatur (je nach Region). Bezogen auf die langjährige Herbst-Mitteltemperatur war der Herbst 2006 2,5 Grad wärmer. Deutschlands wärmster Herbst folgt dem globalen Erwärmungstrend. Klimaforscher beobachten seit den 1920er und verstärkt seit den 1980er Jahren eine Zunahme der Süd- und Südwestwetterlagen, die sich mit der globalen Erderwärmung in Verbindung bringen läßt. Nicht gerechnet hat man allerdings mit der Intensität, die sich in diesem Herbst zeigte. Dieser Herbst lieferte einen weiteren Mosaikstein für das sich immer deutlicher abzeichnende Bild des Klimawandels. Die weltweite Erwärmung beschert uns immer häufiger Wetterextreme. Deutlich in Erinnerung dürften zum Beispiel der Hitzesommer 2003 und die Hochwasser am Alpennordrand 2005 geblieben sein. Die fünf wärmsten Jahre seit Beginn der Klimaaufzeichnungen liegen allesamt nur kurze Zeit zurück: 1998, 2002, 2003, 2004 und 2005. Nach den Datenerhebungen der NASA stieg die Temperatur auf der Erde in den vergangenen 100 Jahren um 0,8 Grad Celsius, davon allein 0,6 Grad in den letzten 30 Jahren. Die Prognose für das 21.Jahrhundert stellt eine noch rasantere Entwicklung in Aussicht: Danach ist mit einem Anstieg der Temperaturen von 3 bis 5 Grad zu rechnen. Sollte sich das bewahrheiten, würden auf der Erde Temperaturen herrschen, die es seit einer Million Jahren nicht mehr gegeben hatte. Der Meeresspiegel könnte in den kommenden Jahrzehnten schneller steigen als bislang erwartet. Zu dieser Aussage kommt eine neue Studie des deutschen Ozeanexperten Stefan Rahmstorf ebenfalls vom PIK. Anhand von Messdaten des 20. Jahrhunderts wies der Forscher einen engen Zusammenhang zwischen der globalen Temperaturerhöhung und der Geschwindigkeit nach, mit der sich der Meeresspiegel erhöht: je wärmer es wird, desto rascher steigt der Meeresspiegel. Bleibt dieser für das 20. Jahrhundert gefundene Zusammenhang auch für die kommenden 100 Jahre gültig, könnte der globale Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 50-140 cm steigen. Diese Ergebnisse wurden in der neuesten Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Infolge der Erderwärmung ist der globale Meeresspiegel im 20. Jahrhundert um knapp 20 cm angestiegen. Bislang gingen Wissenschaftler von einem weiteren Anstieg im 21. Jahrhundert um 9-88 cm aus, je nachdem, wie viel Treibhausgas wir emittieren und wie empfindlich das Klimasystem darauf reagiert. Anlass für Rahmstorfs Studie war, dass Computermodelle des Klimas den heute bereits eingetretenen Meeresspiegelanstieg deutlich unterschätzen. Zukunftsprojektionen zur Entwicklung des Meeresspiegels anhand dieser Modelle sind daher noch nicht zuverlässig. Anstelle von Klimamodellen beruht Rahmstorfs neue Studie auf empirischen Beobachtungen von Lufttemperaturen und Meeresspiegelveränderungen. „Die Tatsache, dass wir mit unterschiedlichen Methoden so unterschiedliche Abschätzungen erhalten, macht deutlich, wie unsicher unsere gegenwärtigen Meeresspiegelvorhersagen noch sind,“ sagt Rahmstorf. Ein wesentlicher Grund für diese Unsicherheit ist das Verhalten der großen Kontinentaleismassen in Grönland und der Antarktis, das nur schwer berechenbar ist. „Für ein gegebenes Erwärmungsszenario könnten wir auch den doppelten Anstieg des Meeresspiegels bekommen als man bislang erwartet hat.“ Im Atlantik könnte der Meeresspiegel stärker steigen als anderswo Ein Meeresspiegelanstieg von einem Meter oder mehr wäre eine sehr schlechte Nachricht für große Küstenstädte, da er die Sturmflutgefahr stark erhöhen würde. Besonders gefährdet sind Städte an den Küsten des Nordatlantik wie London oder New York. Der Meeresspiegel im nördlichen Atlantik könnte stärker steigen als anderswo, falls sich der Nordatlantikstrom abschwächt. Dies zeigte eine frühere Studie von Rahmstorfs Arbeitsgruppe im Jahr 2005. Der Anstieg des Meeresspiegels kann begrenzt werden, indem in den kommenden Jahrzehnten der Ausstoß von Treibhausgasen stark verringert wird. Darüber hinaus können durch einen vorausschauenden Küstenschutz die Folgen des Meeresspiegelanstiegs vermindert werden. Der Nordpol - ohne Eis Nach Angaben der NASA aufgrund von Satellitendaten aus den Jahren 1978 bis 2000 wird der Nordpol noch in diesem Jahrhundert eisfrei sein. In den Jahren 1970 bis 2000 ist bereits ein Fünftel des arktischen Eises geschmolzen. Innerhalb eines Jahrzehnts lösen sich 9% der Eisschollen auf. Der Temperaturanstieg von 1,2 Grad pro Jahrzehnt beeinflusst Planktonblüte, Meeresströmungen und Meeresspiegel. Das größte und 3000 Jahre alte Schelfeis-Vorkommen in der Arktis ist vor der kanadischen Küste zerbrochen. Die Schmelze der Eiskappen führt in einen Teufelskreis: Normalerweise reflektieren Schnee und Eis den größten Teil der Sonnenenergie ins All zurück. Mit der Verringerung der Eisfläche ist dies aber nicht mehr der Fall, so dass sich das Klima weiter erwärmt. Im Sommer 2006 waren die Risse im Eis am Nordpol nach Angaben der Weltraumorganisation ESA zum ersten Mal so groß, dass ein Schiff ohne Probleme von Spitzbergen aus bis zum Nordpol hätte fahren können - dort, wo normalerweise überall Packeis ist. Dies resultiert aus Aufnahmen des Umweltsatelliten Envisat. Anfang der 80er Jahre waren am Ende des Sommers noch etwa acht Millionen Quadratkilometer geschlossene Eisdecke übrig. Walen, Robben und Pinguinen in der Antarktis droht möglicherweise eine Hungersnot, weil der Bestand an antarktischem Krill seit den 70er Jahren um etwa 80% gesunken ist. Ursache dafür ist vermutlich die Klimaerwärmung, die das Eis schmelzen läßt. Die Bestände mehrerer Pinguinarten sind in den vergangenen Jahren geschrumpft. Auch von Afrikas höchstem Berg, dem Kilimandscharo wird das letzte Eis zwischen 2015 und 2020 vollkommen verschwinden. Bei einem Abschmelzen des gesamten Grönland-Eises würde der Meeresspiegel um 7 Meter steigen. Städte wie Hamburg, Los Angeles, London, New York, Buenos Aires und Shanghai ließen sich selbst mit aufwändigstem Küstenschutz vor solchen Fluten nicht retten. Nach neusten NASA Forschungen (2006) schmilzt das Grönlandeis viel schneller ab als bisher angenommen. Allianz und UNO untersuchen Kosten Politik und Wirtschaft müssen sich auf den Klimawandel einstellen, nachhaltige Entwicklung fördern und Katastrophenmanagement verbessern. Das fordert ein neuer Report der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms UNEP unter dem Vorsitz Allianz und Dresdner Bank 100 Millionen Menschen könnten in den nächsten 55 Jahren klimabedingt ihre Heimat verlieren – das entspricht beinahe der Bevölkerung von Mexiko heute. Bewohner von Küstenregionen, ein Viertel der Weltbevölkerung, werden besonders hart vom Klimawandel betroffen sein. Der wirtschaftliche Schaden durch die Klimaveränderung wird sich alle zwölf Jahre verdoppeln. Das sind einige der Erkenntnisse in dem neuen Bericht "Adaptation and Vulnerability to Climate Change: The Role of the Finance Sector" (Anpassung und Verwundbarkeit durch Klimawandel: Die Rolle der Finanzwirtschaft), den das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gemeinsam mit 15 führenden Finanzunternehmen letzten Monat in Nairobi vorgestellt hat. Die Mitglieder der UNEP Finanzinitiative (UNEP FI) treten für ein gemeinsames Handeln von Politik und Privatwirtschaft ein, um sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Ihre drei Kernthemen sind Anpassung an die Klimaveränderung, Katastrophenmanagement und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Reduktion der Treibhausgabe erst ab 2040 spürbar "Selbst wenn die Treibhausgase heute noch deutlich reduziert würden, könnte man den Unterschied erst 2040 spüren", erklärt Olaf Novak, der das Referat "Naturkatastrophen" bei der Allianz Rückversicherung leitet. "Die Erdtemperatur wird auf jeden Fall um mindestens 0,6 Grad Celsius ansteigen. Wenn wir nichts unternehmen, könnte es noch viel mehr sein." Neue Untersuchungen lassen vermuten, dass die Erde um 50 Prozent stärker auf die Emissionen reagiert als bisher angenommen. Küstenstädte werden auf jeden Fall betroffen sein – und zwölf der 16 größten Städte der Erde liegen am Meer und wachsen noch. "Bei manchen Küstenstädten muss man sich ernsthaft fragen: Lohnt es sich, gegen den ansteigenden Meeresspiegel zu kämpfen, oder wäre es nicht sinnvoller, sich zurückzuziehen?", sagt Novak. "New Orleans, das heute weit weniger Einwohner hat als vor dem Wirbelsturm Katrina, könnte da ein erster Vorläufer sein." Mehr und teurere Naturkatastrophen Im wesentlichen dürfte der Klimawandel in den wohlhabenden Ländern vor allem ein wirtschaftliches Problem sein - und nicht gerade ein kleines. "Noch immer nehmen nicht alle Politiker, Unternehmer und Privatpersonen das Thema ernst", sagt Novak. Dabei steigt mit der Temperatur auch das Risiko für Naturkatastrophen - um fünf Prozent pro Jahr, so schätzen die Autoren des Berichts. Das kostet: die Belastung durch klimabedingte Großschäden nimmt jährlich weltweit um sechs Prozent zu, das bedeutet eine Verdoppelung in zwölf Jahren. Um 2040 könnten das in einem Rekordjahr mehr als eine Billion US-Dollar sein. Mehr zum Thema: www.umweltruf.de/ticker/news_druck0.php3?nummer=884
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