Kolumne
Balance–Akt, 13.12.2011
Perspektive Mittelstand
Unternehmenskultur
Sinngebung wichtiger als „Absolut-Karriere“
Arbeitnehmer wollen mehr denn je in ihrer Arbeit einen Sinn erfahren, mitgestalten, sich entfalten und entwickeln können, zeigt eine neue Studie.
Im Business spricht jeder über unternehmenswertorientierte Führung, doch gemeint ist Geld. Das so genannte Human- und Beziehungskapital wird bisher wenig beachtet. Die Sparkommissare in Unternehmen verhindern Investitionen in den Erhalt des Humankapitals und in den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen. Dabei kann der Börsenwert eines Unternehmens gerade durch diese Maßnahmen weiter erheblich gesteigert werden, wenn sie nach außen glaubhaft kommuniziert werden.

Der Erhalt der Gesundheit und die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen sind wichtige Unternehmenspotenziale der Zukunft – erst recht, wenn, wie Studien belegen, von Jahr zu Jahr mehr Beschäftige in Dienstleistungsberufen tätig sein werden und Servicequalität einen noch höheren Stellenwert bekommen wird.

Wer nämlich aus dem letzten Loch pfeift, kann schließlich nur wenig zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen oder fällt aufgrund gesundheitlicher Beschwerden sogar ganz aus. Nur leistungsfähige Mitarbeiter, die Leistung bringen wollen und auch können, tragen zum Unternehmenswert bei. Deshalb geht es darum, gerade ihre Leistungsfähigkeit langfristig für das Unternehmen zu erhalten.

Welche Maßnahmen aber muss ein Unternehmen dazu ergreifen? Der Trendmonitor 2011 des Zukunftsinstituts im Auftrag der Heidelberger Lebensversicherung AG stellt fest, dass es jungen Menschen nicht mehr um die Absolut-Karriere geht: vom Azubi zum Vorstandsvorsitzenden. Vielmehr stehen bei ihnen die Zufriedenheit und eine ausgeglichene Work-Life-Balance im Vordergrund ihres Berufslebens. So erwarten die Arbeitnehmer des 21. Jahrhunderts laut dieser Studie Sinngebung, Entfaltung und Entwicklung der eigenen Kompetenzen sowie ein kreatives Arbeitsumfeld. Unternehmen, die sich im Kampf um die besten Talente, behaupten müssen, sollten sich darauf einstellen.

Eine partnerschaftliche Unternehmenskultur kann dabei helfen, die Zusammenarbeit zu stärken und  den Unternehmenswert zu steigern. Gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung von Unternehmensleitung, Führungskräften und Mitarbeitern sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass vorhandene Humanpotenzial optimal zu nutzen. Auch eine reibungslose und offene Kommunikation, eine vertrauensvolle Führung, klare Prozesse und Organisationsstrukturen mit klaren Verantwortungsabgrenzungen sowie eine angemessene Fehlerkultur sind wichtige Kriterien im Kampf um die besten Mitarbeiter.

Menschen dürfen in Betrieben nicht länger bloß als eine nur noch ökonomisch interessante Größe oder als immaterieller Vermögensgegenstand eines Unternehmens betrachtet werden. Menschlichkeit ist eine wichtige Größe, die zu einer Win-Win-Situation für beide Seiten führt.
ZUM KOLUMNIST
Über Dr. Michaela Moser
Dr. Michaela Moser verfügt über eine jahrelange Management-Erfahrung in diversen international tätigen Konzernen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und berufsbegleitende Promotion an der Universität zu Köln war sie zunächst als Steuerassistentin ...
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Über Perspektive Mittelstand

Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de