Pressemitteilung, 12.12.2007 - 12:31 Uhr
Perspektive Mittelstand
Matthias Horx: Trend ist Treten
(PM) , 12.12.2007 - Jetzt ist es amtlich: Dem Fahrrad gehört die Zukunft, hat der Trendforscher Matthias Horx herausgefunden. In der Fahrradbranche ist man der gleichen Meinung, zeigt sich jedoch nicht sonderlich überrascht. Was haben nahezu sämtliche Zukunftsvisionen der vergangenen Jahrzehnte, die sich mit den Themen Stadt und Mobilität auseinandersetzen, gemeinsam? Ganz einfach: Zwischen all den Röhrenbahnen, Luftschiffen und fliegenden Straßenkreuzern ist in keiner dieser Utopien Platz für das Verkehrsmittel Fahrrad. Das zeigt, dass Science-Fiction selten mehr ist als eine Spiegelung der jeweiligen Epoche – und nebenbei betrachtet ziemlich ironisch. Denn soeben hat der renommierte Zukunftsforscher Matthias Horx dem Fahrrad den Ritterschlag der vorausdenkenden Zunft verpasst. „Der erste evolutionäre Gewinner des Klimawandels ist – das Fahrrad“, schreibt der Wissenschaftler im neuen Trendreport 2008 des Zukunftsinstituts (www.zukunftsinstitut.de), in dem bereits zum fünften Mal die wichtigsten soziokulturellen Veränderungen und Schlüsseltrends für das jeweils kommende Jahr (und darüber hinaus) präsentiert werden. Der Trendreport führt aus, der „Boom des Fahrrads im öffentlichen Raum“ werde „eine vielfältige Service- und Lifestyle-Kultur rund um die Pedale erzeugen“, und prognostiziert: „Mountain-Biking und Fahrradwandern werden sich enorm professionalisieren.“ Die Fahrradbranche, deren Produkte lange Zeit als eher uncool galten – Stichwort „Fahrzeug für Leute, die sich kein Auto leisten können“ –, freut sich zwar über die Würdigung des Trendforschers, doch, wie es Guido Müller vom innovativen Beleuchtungshersteller Busch & Müller (www.bumm.de) gegenüber dem pressedienst-fahrrad auf den Punkt bringt: „Die Erkenntnis, dass Radfahren umweltfreundlich ist, ist sicherlich nicht neu.“ Immerhin: „Dass diese Erkenntnis aber im Rahmen der ganzen Klimadebatte ein neues Gewicht bekommt, ist begrüßenswert.“Gleichzeitig richtet die Branche ihren Blick auch gerne zum Europa-Primus in Sachen Fahrrad: „In Holland fährt der Vorstand der Bank ganz selbstverständlich mit dem Rad zur Arbeit und abends in die Oper. Und kaum jemand nutzt das Auto um seine Kinder in die Krippe oder zur Schule zu bringen“, beschreibt Reiner Kolberg vom Kölner Tandem- und Anhängerspezialisten Zwei plus zwei (www.zweipluszwei.com) die Situation im Nachbarland.Zurück zu Horx: Dass sich die Akteure der Fahrradbranche nicht gerade vor Begeisterung überschlagen, mag daran liegen, dass vieles von dem, was die Trendforscher vorhersagen, bereits Realität ist. Professionell organisierte Radtouren? Bereits 2006 lag der Anteil der Pauschalreisen an Radurlauben im Ausland bei 20 Prozent, innerhalb Deutschlands immerhin bei zehn Prozent, geht aus der Radreiseanalyse 2007 des ADFC e. V. hervor. Mietfahrräder, die man zu günstigen Kursen und ohne bürokratischen Aufwand ausleihen kann? Die im Trendreport erwähnten „Call a Bike“-Mietfahrräder der Deutschen Bahn sind in Städten wie Köln und München längst ein alltäglicher Anblick. Und coole Umhängetaschen, die teilweise aus Fahrradreifen gefertigt werden, sind nicht nur im fernen Seattle erhältlich, sondern auch im hiesigen Fachhandel – in Form der „Tire Bag“ von Schwalbe aus LKW-Plane und Mountainbike-Reifen (ca. 40 Euro, www.schwalbe.de). Schicke funktionelle Taschen, die Radfahrern und Büroangestellten gleichermaßen stehen sind ebenfalls bereits zu bekommen (ab ca. 40 Euro von Zwei, www.iam2.com).In Sachen Faltrad hätten die Zukunftsforscher nicht auf das wenig praxistauglich scheinende Klapp-Gerät einer Sport-Modemarke warten müssen, um eine neue Strömung zu sehen. „Mit der Konstruktion des Birdy-Faltrades wurde die jetzt eintretende Neo-Ökologiewelle aus Sicht der Alltagsmobilität bereits vorgedacht“, beschreibt Tobias Spindler vom Faltrad- und Federungsspezialisten riese und müller (www.r-m.de) die von jeher auf umweltfreundliche Mobilität ausgerichtete Politik seines Unternehmens. Zur Erinnerung: Das Birdy kam vor über zehn Jahren auf den Markt.Kein Zweifel, mit ihrer „Haben wir doch schon immer gewusst“-Haltung lässt sich die Fahrradszene nicht so leicht für die Erkenntnisse des Matthias Horx begeistern, dennoch tut sie ihm auch Unrecht. Denn das wissen alle im Medienzeitalter: Manches Mal ist es wichtig, wer etwas sagt, nicht ob es neu ist!Eine Aussage des Trend-Reports 2008 dürfte die Zweiradfreunde jedoch in Hochspannung versetzen: „Statistische Daten zeigen, dass die Bedeutung des Verkehrsmittels Auto in den Großstädten tatsächlich auch numerisch abnimmt. So ist die Belastung vieler Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt seit 1998 gesunken, in Berlin „Unter den Linden“ zum Beispiel um 16,2 Prozent.“ Das wäre aus Sicht der Radfahrer wirklich mal ein neuer Trend – einer, der hoffentlich anhält.