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Kolumne
BrandStifter, 24.11.2009
Self Branding
Wenn das Image nicht zum Segen, sondern Fluch wird…
Es gibt Menschen, deren Lebensgeschichte und Ausstrahlung uns lange über ihren Tod hinaus bewegen. Dazu gehört auch Romy Schneider, die dank der Verfilmung ihres Lebens erneut in die Schlagzeilen geriet. Verantwortlich für dieses Interesse ist ihr schillerndes Image zwischen Glanz, Verzweiflung, Kitsch und Tragik. Dabei lehrt ihr Beispiel: Hat man einem Stempel erst einmal weg, wird man ihn nur schwerlich wieder los.

Romy Schneider ist eine der ganz grossen deutschen Frauen der internationalen Filmgeschichte. Dennoch blieben ihr Ruhm und Anerkennung zeitlebens verwehrt. Mit ihrem frühen Tod hat sich dies geändert, wie der Rummel um den Fernsehfilm „Romy“ mit Jessica Schwarz, der am 11. November 09 bei ARD Premiere feierte, erneut zeigt. Wie immer, wenn es um das Gedenken an Romy Schneider geht, wurde auch dieser Event begleitet von „Sissi“ in dreifacher Ausführung und von verschiedenen Dokumentationen und Psychogrammen über den Mythos und die Figur „Romy Schneider“.

„Sissi“ – die grosse Chance der 16-Jährigen wird zum Fluch für die Erwachsene. Alle Versuche, sich vom Sissi-Image zu lösen, führten in immer neue Klischees: zunächst die Unschuld vom Lande, dann die Hure und Vaterlandsverräterin und schliesslich die sich aufopfernde, reuige Mutter. Bei Romy Schneider standen nie Talent und Schauspiel im Vordergrund, sondern ihre Person, die immer wieder Projektionsfläche bot. Ein Schicksal, das sie mit anderen berühmten Frauenfiguren teilt. Marilyn Monroe verkörperte den Prototyp der sexy, aber naiven und dümmlichen Blondine, eine Spezialisierung, die ihr zu Weltruhm verhalf. Allerdings ist es ihr nie gelungen, sich von diesem Image zu lösen, sie war für immer auf dieses Bild reduziert. Auch Diana, Princess of Wales, versuchte am Ende ihrer unglücklichen Ehe mit Hilfe der Medien das Bild der äusserlich wie innerlich reinen Prinzessin zu demontieren. Und ähnlich wie Romy Schneider bediente sie sich dazu der Männer – mit fatalen Folgen. Während Romy Schneider nach der Trennung von Alain Delon einen Selbstmordversuch unternahm, kam Diana bei ihrem Bemühen, mit dem vom Königshaus geächteten Dodi Al-Fayed auszubrechen, ums Leben.

Dies ist eine klare Warnung – auch an uns, die wir uns nicht im Show-Business, sondern in der Arbeitswelt bewegen: Unterschätzen wir nicht die Macht der Wahrnehmung und der Bilder, die sie zu schaffen vermag. Hat sich ein Image einmal in den Köpfen der Menschen etabliert, ist es schwierig, dieses zu verändern. Ähnlich wie die Gravitation alles Richtung Erde zieht, besitzt auch das Image eine Anziehungskraft, die ein Ausbrechen nur unter grossen Anstrengungen und zuweilen schmerzhaften Erfahrungen zulässt. Dabei ist die Gefahr, ein unpassendes Image zu schaffen, dann am grössten, wenn die Bekanntheit „über Nacht“ kommt und die Imagebildung rasant und explosionsartig verläuft.

Es gibt aber auch positive Beispiele: Ur-Bond Sean Connery, der früher den smarten Frauenhelden und Verführer gab, ist es hervorragend gelungen, mit seinem Alter zu reifen. Eine bemerkenswerte Metamorphose durchlief auch Arnold Schwarzenegger: Mister Universum, Actionstar und schliesslich Gouverneur von Kalifornien; verheiratet mit einem Spross der wohl einflussreichsten Familien Amerikas. Hätte sich Schwarzenegger bloss als Actionschauspieler positioniert, wäre er als Gouverneur wohl nicht in Frage gekommen; sein Image hätte ihn zu stark in die Schauspieler-Ecke gedrängt. Aber Schwarzenegger war vorausschauend. Er hat sich im Film wie auch ausserhalb als Mann der Tat positioniert, der Probleme schnell und pragmatisch löst. Eine Stärke, die überall Anwendung findet, ob in Hollywood oder in der amerikanischen Politik, da gibt es wenig Unterschied.

Was lernen wir daraus für unsere persönliche Imagebildung? Weise, wer sich rechtzeitig überlegt, welche Geister er ruft: Nur ein authentisches Image, das zu uns passt, das uns von innen heraus motiviert und das wir auch dauerhaft vertreten können und wollen, kann uns langfristig als wirksames Instrument der Selbst-PR dienen. Und falls wir unser Image dennoch verändern wollen? Statt das Ruder herumzureissen und unser Umfeld zu verstören, empfiehlt sich eine Strategie der kleinen Schritte. Denn nachhaltige Selbst-PR ist mit einem organischen Prozess vergleichbar, während dem wir Schritt für Schritt wachsen und uns entwickeln.

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Über Dr. Petra Wüst
Petra Wüst ist Expertin für Self Branding und Selbst-PR. Sie leitet das Beratungsunternehmen Wüst Consulting in Basel und ist international als Referentin, Trainerin und Coach tätig. Zudem unterrichtet die Ökonomin und Psychologin an mehreren Hochschulen. Ihre ... mehr
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