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Pressemitteilung

SchuldnerAtlas Deutschland 2009

Die Situation überschuldeter Privatpersonen in Deutschland hat sich noch einmal gebessert. Doch wie sehen die Perspektiven aus und wie entwickeln sich die Strukturen im Hinblick auf soziale Milieus, auf Regionen oder das Alter?
(PM) Neuss/Düsseldorf, 04.11.2009 - Verschuldungssituation bei Privatpersonen hat sich weiter entspannt

Die Zahl der überschuldeten Privatpersonen in Deutschland ist 2009 gegenüber dem Vorjahr um 680.000 Personen zurückgegangen. Für die gesamte Bundesrepublik wurde zum Stichtag 1. Oktober 2009 eine Schuldnerquote von 9,09 Prozent (2008: 10,11 Prozent) ermittelt. Damit sind 6,19 Millionen Personen über 18 Jahre überschuldet und weisen zumindest nachhaltige Zahlungsstörungen auf (2008: 6,87 Millionen Personen).

Überschuldung liegt vor, wenn ein Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und ihm weder Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Kurz: Die zu leistenden monatlichen Gesamtausgaben übersteigen die Einnahmen.

Krise kommt am Arbeitsmarkt noch nicht an

Der aktuelle Rückgang der Schuldnerquote geht weitgehend auf drei Faktoren zurück: Erstens hat die schwere Wirtschaftskrise bislang zu einem nur moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Der Verlust der Beschäftigung als Hauptauslöser für Überschuldung wurde durch die massive Ausweitung der Kurzarbeit größtenteils verhindert. Zweitens hat der deutliche Rückgang bei den Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelpreisen die Verbraucher entlastet. Durch die weitgehend stabile Einkommenssituation waren die Schuldner in der Lage, ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen und Schulden abzubauen. Schließlich sind die Verbraucher durch Sparen und Konsumverzicht weniger neue Kreditverpflichtungen eingegangen.

Verschuldung jünger und weiblicher – strukturelle Überschuldung verstärkt sich

Trotz des merklichen Rückgangs der Schuldnerzahl insgesamt verhärtet sich die Verschuldungsproblematik in einigen Teilbereichen. Während der Anteil der Männer an den überschuldeten Privatpersonen seit 2004 von 68,0 auf 65,6 Prozent zurückging, stieg der der Frauen um 2,4 Prozentpunkte auf 34,4 Prozent. 2009 waren 4,06 Millionen Personen männlichen (minus 0,39 Millionen gegenüber 2004) und 2,13 Millionen Personen weiblichen Geschlechts (plus 0,04 Millionen gegenüber 2004) überschuldet.

Auch in den Altersgruppen gibt es unterschiedliche Trends: So steigt die Zahl der jüngeren Personen (unter 20 Jahre), die überschuldet sind, deutlich. Zwischen 2004 und 2009 erhöhte sich deren Zahl um 75.000 auf 128.000 Betroffene. Von den 20-29 jährigen Einwohnern Deutschlands sind 1,21 Millionen überschuldet (Schuldnerquote: 9,81 Prozent). Das sind 223.000 Personen mehr als noch 2004.

Die aktuelle Abschwächung der Schuldenproblematik vollzieht sich allein bei Privatschuldnern, die nur wenige Überschuldungsindikatoren und Negativmerkmale aufweisen (minus 1,055 Millionen Personen gegenüber 2006). Dagegen erhöhte sich die Zahl derer, die zahlreiche Überschuldungskennzeichen und juristische Sachverhalte wie mehrere Inkassofälle, Privatinsolvenz oder Eidesstattliche Versicherung aufweisen, um 62.000 Betroffene.

Ost und West gleichen sich an – Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen auf dem Podium

Die Schuldnerquoten in Ost- und Westdeutschland haben sich 2009 zwanzig Jahre nach dem Mauerfall angeglichen. In den neuen Ländern ohne Berlin liegt die Schuldnerquote bei 9,08 Prozent (2008: 10,30 Prozent). 1,03 Millionen Ostdeutsche gelten damit als überschuldet. Im Westen Deutschlands sind 5,16 Millionen Personen betroffen. Die Schuldnerquote erreicht hier 9,10 Prozent (2008: 10,07 Prozent).

In allen Bundesländern kann für 2009 ein Rückgang der Schuldnerquoten verzeichnet werden. Die niedrigsten Schuldnerquoten weisen Bayern (6,72 Prozent; 2008: 7,28 Prozent), Baden-Württemberg (7,11 Prozent; 2008: 7,65 Prozent) und Sachsen (7,96 Prozent; 2008: 9,10 Prozent) auf. Am unteren Ende der Statistik finden sich Bremen (13,92 Prozent; 2008: 14,72 Prozent), Berlin (12,16 Prozent; 2008: 13,96 Prozent) und Sachsen-Anhalt (11,05 Prozent; 2008: 12,40 Prozent), wobei sich Berlin und Sachsen-Anhalt überdurchschnittlich verbessern.

Deutschland steht (noch) gut da

Die Verbraucherüberschuldung hat in den angelsächsischen Ländern infolge der Wirtschaftskrise anders als in Deutschland weiter zugenommen. Dies nicht zuletzt, da diese Volkswirtschaften stärker von der Finanz- und Immobilienkrise betroffen sind und mehr unter den Folgewirkungen wie einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen leiden. In den USA sind 2009 gut 38 Millionen Privatpersonen überschuldet (Schuldnerquote: 16,1 Prozent; 2008: 14,7 Prozent). Großbritannien verzeichnet einen Anstieg der Schuldnerquote von 10,4 auf 11,3 Prozent (5,5 Millionen überschuldete Personen).

Ausblick: Überschuldung droht wieder zu steigen

In den kommenden zwei Jahren ist nicht mit einem weiteren Rückgang der Verbraucherüberschuldung zu rechnen. Im Gegenteil: Ein merklicher Anstieg der Arbeitslosenzahlen bis Ende 2010 und stagnierende Realeinkommen dürften die Auslöser für eine neuerliche Überschuldungsentwicklung sein.

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