Kolumne
Wachstumstreiber, 03.04.2012
Perspektive Mittelstand
Schlecker-Pleite
Nein zur Transfergesellschaft richtig
Die Pläne für eine Schlecker-Transfergesellschaft sind am Widerstand der FDP gescheitert. Ein Sieg für die Ordnungspolitik in Deutschland und den Gleichbehandlungsgrundsatz, der sowohl für Unternehmen als auch Arbeitnehmer gelten sollte.
Wir befinden uns im Jahr 2012. Ganz Deutschland wird von Parteien regiert, die für Wählerstimmen alles tun. Ganz Deutschland? Nein! Eine kleine, die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft achtende Gruppe hört nicht auf, der Vollkasko-Mentalität der Parteien Widerstand zu leisten. Und wird zum Prügelknaben der Nation.

Die Ablehnung der populistischen Transfergesellschaft für gekündigte Schleckermitarbeiter durch Teile der FDP und die damit einhergehende Schelte sind Gefahrensignale erster Güte. Sie machen deutlich, dass die Mehrheit der Parteien - ohne volkswirtschaftliche Not - aus wahltaktischen Gründen operativ in die Ordnungspolitik eingreift und damit die Kräfte des freien Wettbewerbs zu verzerren bereit ist.

So tragisch jedes einzelne Schicksal eines von Arbeitslosigkeit bedrohten Schleckermitarbeiters ist, so darf nicht übersehen werden: Schlecker ist nicht durch fremde Dritte in die Notlage gerutscht. Die Mehrheit der Kunden kauft lieber bei den Konkurrenten wie DM-Drogeriemarkt, Rossmann oder Drogeriemarkt Müller ein. Ein Trend, der seit Jahren zunimmt. Nicht zuletzt deshalb haben sowohl private Banken als auch die staatliche KfW als Steigbügelhalter für eine Schlecker-Rettung abgewunken.  

Und nun sollen die Steuerzahler aller Bundesländer in Form von Bürgschaften eine Transfergesellschaft subventionieren, obwohl es hierfür eine national gut funktionierende Einrichtung, namentlich die Agentur für Arbeit gibt? Deren Auftrag genau darin besteht,  Mitarbeitern neue Arbeit zu vermitteln, mit und ohne weitere Qualifizierungsmaßnahmen.

Wehret den Anfängen! Denn was passiert mit den hunderten gekündigten Mitarbeitern von Müller-Brot? Was passiert im Falle einer Insolvenz von Pfleiderer? Was passiert mit den 15 Mitarbeitern eines Autohauses, das dem Konkurrenzdruck nicht mehr gewachsen ist und schließen muss, ohne dass es in den Medien lautstark verkündet wird? Wie wollen wir begründen, warum diese Mitarbeiter keine Transfergesellschaft bekommen?  Für sie alle ist die Agentur für Arbeit erste Anlaufstelle. Und so sollte es auch bleiben. Da braucht es keine weitere Absicherung durch die Bürger.

Insofern gebührt der FDP ein Dank – unabhängig davon, ob man sie wählt oder nicht. Denn sie hat sich in schwieriger Stunde als Gralshüter klassischer Ordnungspolitik gezeigt. Und eine Fehlallokation der Mittel verhindert – fürs Erste.
ZUM KOLUMNIST
Über Christian Kalkbrenner
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Personal startete Christian Kalkbrenner 1986 seine Karriere als Trainee bei einem mittelständischen Weltmarktführer der Automobilzuliefererindustrie. Dort wurde er zunächst ...
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