Pressemitteilung, 18.03.2009 - 13:48 Uhr
Perspektive Mittelstand
Quo vadis Solarbranche - Licht und Schatten – Photovoltaikbranche vor reinigendem Gewitter
(PM) , 18.03.2009 - Nach Jahren des ungebremsten Wachstums und fast täglich positiver Nachrichten rund um die Solarbranche zeichnen sich erste düstere Wolken um die bisherige deutsche Vorzeigeindustrie ab. Die augenscheinliche Eigendynamik des Photovoltaiksektors (PV) beginnt sich merklich zu verlangsamen. Doch wie so oft liegen die Gründe hierfür nicht einfach auf der Hand.Zunächst liefert eine globale Betrachtung der Photovoltaikbranche ein beeindruckendes Bild. Wachstumsraten der installierten PV Leistung von 100% in den vergangenen Jahren sowie Umsatzsteigerungen von jährlich mehr als 20% sind sondern bei den deutschen Solarunternehmen zu verzeichnen. Internationale Unternehmen, aber auch Regierungen interessieren sich mehr und mehr für PV, was unter anderem sicherlich auch auf das derzeit positive Image dieser sauberen und dem Umweltschutz verschriebenen Industrie zurückzuführen ist.In der jüngsten Vergangenheit wurden jedoch zunehmend auch die Schatten der oft so sonnigen Vorzeigeindustrie sichtbar und trübten das sonst so erfreuliche Erscheinungsbild. Im Wesentlichen können zwei Faktoren benannt werden, die für die nächsten Jahre die größten Herausforderungen für die Solarbranche darstellen:Der erste Faktor betrifft den Wirkungsgrad, der sich immer als ungenügend erweist, so dass diese Technologie ohne Förderung nicht wettbewerbsfähig ist. Zum zweiten erzeugen aktuelle Markttrends, beispielsweise der Wegfall von Boomregionen wie Spanien, bei gleichzeitig wachsenden Produktionskapazitäten einen Preisdruck induziert durch ein Überangebot am Markt. Dieser Trend wird durch gesetzliche Entscheidungen, wie Kürzung von Einspeisevergütungen und die Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht nur in Deutschland, sondern auch international verstärkt. Daraus resultiert im Umkehrschluss ein wachsender Innovationsdruck auf alle Unternehmen der Branche. Wetterlage frühzeitig erkennen und sich bietende Möglichkeiten nutzenDie vorgenannten Aspekte sind maßgeblich für die Entwicklung der Branche und insbesondere für die Zukunftsfähigkeit der unterschiedlichen Unternehmen. Solche, die sich offen dem steigenden Preisdruck stellen und anstreben, sich mit Innovationen und technischen Fortschritt im Markt zu positionieren, werden auch langfristig Erfolg haben. Für Unternehmen ohne eigene Forschung und wesentlicher Wertschöpfung scheinen die Sonnenstrahlen am Markt immer dürftiger zu werden und sie laufen Gefahr, langfristig dem Verdrängungswettbewerb der Branche nicht standhalten zu können. Ein weiterer Schwachpunkt liegt in der Abhängigkeit von staatlichen Fördermaßnahmen. Da Solarstrom im Vergleich zu konventionellem Strom noch nicht wettbewerbsfähig produziert werden kann, ist die Solarbranche national wie auch international weiterhin stark auf Subventionszahlungen angewiesen. Ergebnisse einer Studie, die im Rahmen der „All Energy“ Messe in Aberdeen (Mai 2008) durchgeführt wurde, zeigen, dass mehr als 70 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass in absehbarer Zukunft keine Wirkungsgradparität mit konventionellen Techniken und somit eine Unabhängigkeit von Förderung erreicht werden. Ein nahezu gleiches Ergebnis lieferte die Befragung von Brancheninsidern auf Europas größter Fachmesse für Solartechnik, „Intersolar“ in München (Juni 2008), bei der die Zustimmung ebenfalls mehr als 75 Prozent betrug. Die dargestellte relativ hohe Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung birgt enorme Risiken für die Zukunft des PV-Sektors. Kurzfristige Eingriffe in die rechtlichen und monetären Rahmenbedingungen wirken sich somit umgehend auf die PV-Industrie aus, wie am Beispiel Spanien nachvollziehbar ist. Entstanden bisher nahezu im Monatstakt Megakraftwerke und zahlten Investoren teils utopische Preise für PV Module, so ist bereits wenige Monate nach der Entscheidung der spanischen Regierung, die Förderstruktur zu reformieren, ein rasant spürbares Abflauen des Spanien-Booms zu bemerken. Folge dieser Preisspirale aus Konkurrenzdruck und neuer Förderstruktur könnte ein Ausweichen auf billigere Produkte („Cheaper Sourcing“) sein, was mittel- bis langfristig jedoch mit erheblich negativen Folgen verbunden sein kann. Das nächste Hoch trägt den Namen „Qualität“Nicht zuletzt aufgrund der rasanten Entwicklung in den letzten Jahren handelt es sich bei der Photovoltaikbranche um eine Hochtechnologie, in der Einsparungen an den falschen Stellen oft zu beträchtlichen Fehlern bei den Produkten und deren (langfristiger) Leistung führen. Die Erfahrung bereits nach wenigen Jahren zeigt, dass mit mangelndem Qualitätsbewusstsein und fehlendem Qualitätsmanagement mit Schadensfällen oder gar einem Ausfall der Photovoltaikmodule zu rechnen ist. Ebenso wie der oben erwähnte Verzicht auf eine eigene Wertschöpfung und eigene Innovationen verspricht der Weg dieses „Cheaper Sourcing“ keine nachhaltigen Erfoglsperspektiven.Dabei handelt es sich keineswegs um eine hypothetische Annahme. Qualitätsprobleme, aber auch die Verschiebung des Einsatzes von PV-Anlagen von geringen Stückzahlen hin zu einem Massenprodukt, haben dazu geführt, dass es in der mittelfristigen Vergangenheit nach und nach zu ersten Schadens- und Ausfallerscheinungen kam. Defekte Anschlussdosen, so genannte Brown Spots – ausgelöst durch Überhitzung oder mangelhafte Zellverlötung, Rückseitenfolienprobleme bei Glas-Folien-Produkten oder Glasschäden sind nur einige Fehler, die in den letzten Jahren vermehrt zu diagnostizieren sind. Die Folgen für die von solchen Problemfällen betroffenen Photovoltaikunternehmen sind durchaus erheblich, denn Rückrufaktionen, Reparaturen oder gar komplette Austauschaktionen der defekten Module sind nicht nur kostspielig, sondern haben auch beträchtlichen Einfluss auf das Image eines Unternehmens. Langfristig kann daher angenommen werden, dass ein Verzicht auf Produktionsauslagerung oder Umstellung auf Billigproduktion, verbunden mit funktionierendem Qualitätsmanagement die erfolgversprechendere Strategie ist. Fazit und AusblickGerade deshalb empfiehlt es sich, einen holistischen Ansatz bei der Unternehmens- und Produktentwicklung zu wählen, der in vielen anderen Sektoren der Hochtechnologie zu langfristigen Erfolgen geführt hat. Nicht nur der Einsatz von Ingenieuren und Entwicklern für neue Innovationen und Technologien stellt einen entscheidenden Grund für ein nachhaltiges Geschäftskonzept dar, sondern auch der Einsatz von qualifizierten und erfahrenen Projektmanagern mit speziellem Fokus auf Qualitätsmanagement tragen zum Erfolg eines Unternehmens in dem so dynamischen und diversifizierten Markt der Photovoltaikindustrie bei.Nico Kreusel, Berater der VEND consulting GmbH