Pressemitteilung, 30.10.2011 - 14:00 Uhr
Perspektive Mittelstand
Offenes Foramen ovale und Migräne
Etwa 10-15 % aller Europäer leiden an Migräne. Jüngste Forschungsbemühungen legen u.a. einen Zusammenhang zwischen Migräne und einem häufigen Herzfehler nahe, dem offenen Foramen ovale (PFO, „ovales Loch“).
(PM) Kiel, 30.10.2011 - Ein PFO ist eine kleine Öffnung zwischen den oberen Herzkammern, die bei etwa 25 % der Bevölkerung auftritt. Blut, das durch diese Öffnung fließt, umgeht das Filtersystem der Lunge. Studien zeigten, dass Menschen, die an starker Migräne leiden, häufiger dieses offene Foramen ovale aufweisen. Daher wird vermutet, dass Migräneanfälle durch kleine Blutgerinnsel ausgelöst werden, die mit dem ungefilterten Blut durch das offene Foramen ovale das Gehirn erreichen. Diese Blutgerinnsel können in besonderen Fällen den Hirnstoffwechsel stören und Migräneanfälle bedingen.Die PRIMA-Studie zum offenen Foramen ovale und MigräneDie aktuelle Studie zu Migräne untersucht Patienten, bei denen diese mögliche Verbindung zwischen ihren Kopfschmerzen und dem PFO geklärt werden soll. Die Schmerzklinik Kiel ist eines der internationalen Prüfzentren, an denen Neurologen und Kardiologen diesen Zusammenhang untersuchen.Was ist die PRIMA-Studie?Diese klinische Studie hilft bei der Feststellung, ob ein häufiger Herzfehler, das offene Foramen ovale (PFO), zu Migräneanfällen beiträgt. Die PRIMA-Studie ist eine randomisierte Studie. Dies bedeutet, dass Teilnehmer eine Chance von 50:50 haben, um den PFO-Verschluss zu erhalten und entsprechend versorgt zu werden oder eine Behandlung auf dem aktuellen Standard ohne PFO-Verschluss zu erhalten. Das minimal-invasive Verfahren dauert etwa eine Stunde und wird von spezialisierten Kardiologen durchgeführt.Wie wird die PRIMA-Studie durchgeführt?Teilnehmer werden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeordnet. Eine Gruppe erhält den PFO-Verschluss und wird nach aktuellem Standard versorgt. Die zweite Gruppe erhält den Verschluss nicht, sondern wird nur nach aktuellen Standards versorgt.Studienteilnehmer werden im Rahmen der Studie kostenlos betreut. Spezialisierte Ärzte überwachen beide Patientengruppen während des Studienzeitraums. Die Ergebnisse werden in beiden Gruppen aufgezeichnet und verglichen. Die Studie ist den zuständigen Behörden gemeldet.Wer kann teilnehmen?Für eine Teilnahme an der PRIMA-Studie müssen die folgenden Kriterien erfüllt sein:- Alter zwischen 18 und 65 Jahren, wobei der Beginn der Migräneanfälle vor Vollendung des 50. Lebensjahrs stattgefunden haben muss- Diagnose einer Migräne mit Aura- Erfolglose Behandlung mit mind. zwei allgemein akzeptierten vorbeugenden MedikamentenAuch wenn Personen die o.a. Kriterien erfüllen, werden ihre weitere medizinische Vorgeschichte und sonstige Faktoren in Betracht gezogen, um feststellen zu können, ob sie für die Studie in Frage kommen.Die Teilnahme an der Studie ist kostenfrei.Wie werde ich in die PRIMA-Studie aufgenommen?Weitere Informationen zur PRIMA-Studie erhalten Interessierte unter Tel.: 0431-20099400.Es wird dabei eine Reihe von Fragen geklärt, damit ermittelt werden kann, ob die Grundkriterien für eine Teilnahme erfüllt sind. Ist dies der Fall, wird ein Termin für eine persönliche Untersuchung vereinbart. Vor Aufnahme in die Studie erhalten Teilnehmer eine Einwilligungserklärung, die sie lesen müssen und weitere Informationen zur Therapie im Rahmen der Studie und den Erwartungen enthält. Das Studiendesign wird detailliert erläutert und Teilnehmer haben die Gelegenheit, Fragen zu stellen.Die anfänglichen Tests für eine Aufnahme in die Studie umfassen:- die Aufnahme der medizinischen Vorgeschichte,- ein über 3 Monate geführtes Kopfschmerz-Tagebuch,- das Ausfüllen des Fragebogens zur Lebensqualität,- das Beck-Depressions-Inventar (BDI),- das Ausfüllen des Fragebogens zur Bewertung Ihrer funktionellen Beeinträchtigung aufgrund der Migräne (MIDAS-Fragebogen),- klinische neurologische Untersuchungen,- routinemäßige Bluttests, EKG und TCD (transkranieller Doppler-Ultraschall) oder TTE (transthorakales Echo) auf Rechts-Links-Shunt.Was passiert nach meiner Aufnahme in die Studie?Patienten werden gebeten, ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen, und sie werden über einen Zeitraum von einem Jahr neurologisch betreut. Patienten, bei denen ein PFO-Verschluss durchgeführt wird, werden während dieser Zeit auch von einem Kardiologen betreut und danach jährlich untersucht.Weitere Infos finden sich auf dem Info-Flyer: www.medizin.uni-halle.de/neuro/media/pdf/PRIMA_Patient_Brochure_German.pdf


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Schmerzklinik Kiel
Herr Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Hartmut Göbel
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ÜBER SCHMERZKLINIK KIEL

Die Schmerzklinik Kiel wurde als wissenschaftliches Modellprojekt 1997 gegründet und beschritt mit dem Beginn der Patientenversorgung 1998 neue Wege in der Schmerztherapie. Der Behandlungsschwerpunkt zielt auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und chronische Kopfschmerzen. Ziel der Klinik ist, das gesamte Wissen, das für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, unmittelbar zur Anwendung zu bringen und hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen zu berücksichtigen. Auch der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen gilt die zentrale Aufmerksamkeit, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern. Die externe wissenschaftliche Begleitforschung der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen GSbG bestätigte, dass mit dieser Konzeption Schmerzen nachhaltig gelindert, soziale und berufliche Tätigkeiten wieder aufgenommen und die direkten und indirekten Kosten chronischer Schmerzerkrankungen deutlich gesenkt werden können. In den vergangenen 10 Jahren wurden über 10 000 stationäre und über 50 000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Mehr als 70% der behandelten Patientinnen und Patienten kommen überregional aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Das Konzept nahm moderne Entwicklungen in der Medizin voraus, insbesondere die integrierte Versorgung. Integrierte Versorgung (IV) bedeutet, dass die Behandlung nicht durch Fachgrenzen eingeschränkt wird. Auch die Abschottung von ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wird aufgehoben. Experten der verschiedenen medizinischen Fachgebiete wirken zusammen, um mit zeitgemäßen Methoden optimal koordiniert zu behandeln. Die ambulante und stationäre Behandlung funktioniert nicht losgelöst nebeneinander, sondern ist vernetzt und aufeinander abgestimmt. Möglich ist dadurch eine Behandlung auf neuestem Stand und ohne Schranken. Das im Jahre 2007 mit der Techniker Krankenkasse initiierte Behandlungsnetzwerk greift diese Erfahrungen für die Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen auf und nutzt sie bundesweit. Dazu wurde erstmals ein flächendeckendes koordiniertes Versorgungsnetzwerk geschaffen, um die Behandlungsqualität überregional zu verbessern. Die Schmerzklinik Kiel übernimmt dabei die Koordination des Netzwerkes, die umfassende Information der Patienten, die Fortbildung und den Erfahrungsaustausch der Therapeuten. Mit der AOK Schleswig-Holstein wurde eine landesweite koordinierte Versorgung entwickelt. Zahlreiche weitere regionale und überregionale Krankenkassen nutzen diese innovativen Versorgungskonzepte für ihre Versicherten.