Pressemitteilung, 03.09.2007 - 10:44 Uhr
Perspektive Mittelstand
Nach mir die Sintflut? - Mittelständische Unternehmer verdrängen Nachfolgefrage
(PM) , 03.09.2007 - Von Andreas Schultheis/Gunnar Sohn Bonn/Berlin – Für rund 70.000 Unternehmer in Deutschland stellt sich nach einer Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn www.ifm-bonn.de jährlich die Frage der Nachfolge. Allein in Rheinland-Pfalz sind es in den kommenden fünf Jahren rund 20.000 Betriebe, die zur Übergabe an einen Nachfolger anstehen. Viele Unternehmer stellen sich dieser Thematik nach Experten-Einschätzungen erst sehr spät. „Rechtzeitiges Handeln ist notwendig, damit der Generationenwechsel schrittweise vor sich geht und damit die Kontakte zur Belegschaft und vor allem zu den Kunden erhalten bleiben“, sagte Hans-Joachim Metternich, Sprecher der Geschäftsführung der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) isb.rlp.de, bei einer Informationsveranstaltung in Hachenburg. „Wir wollen die Probleme benennen, zugleich aber Mut machen, sich das erforderliche Wissen und die richtige Unterstützung – auch in Form von Fördermitteln – für die Unternehmensnachfolge zu holen“, erläuterte er die derzeit laufende ISB-Informationskampagne „Nach mir die Sintflut?“ Ziel dieser Veranstaltungsreihe sei es, so der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD), „ein öffentliches Forum zu schaffen, damit jetzige Firmenchefs und potenzielle Nachfolger zusammenfinden. Inhaber erfolgreicher Unternehmen müssen die Betriebsübergabe frühzeitig zur Chefsache machen.“ Nicht einmal jedes dritte Unternehmen habe Studien zufolge Vorkehrungen für die Rekrutierung eines Interimsmanagers für den plötzlichen Ausfall des Chefs getroffen, begründet Metternich die gemeinsame Initiative von ISB, Mainzer Wirtschaftsministerium sowie von Handwerksverbänden, der Mittelrheinischen Treuhand und den Volks- und Raiffeisenbanken. „Jeder Unternehmer sollte unabhängig vom Alter Regelungen für den Notfall treffen und damit Verantwortung gegenüber seiner Familie und dem Unternehmen zeigen. Darauf weisen wir auch bei unseren regelmäßigen Gesprächen mit den Kunden hin“, unterstrich Wilhelm Höser, Vorstand der Westerwald Bank www.westerwaldbank.de. Wichtig sei auch, die zweite Führungsebene eines Betriebes bei Zukunftsplanungen zu berücksichtigen. Banken, so berichtet die Wirtschaftswoche www.wiwo.de, „verstehen sich heute nicht mehr nur als Kreditgeber und Geldverwalter. Firmenkundenberater unterstützen ihre Kunden zum Beispiel auch dabei, einen Nachfolger für ihr Unternehmen zu finden.“ Trotzdem verdrängen Familienunternehmer offenbar ihre eigene Endlichkeit. Allerdings dürfen sie darüber nicht zur Mangelware werden, warnt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) www.bvmwonline.de: „Die Unternehmensnachfolge kann sich gerade für kleine und mittelständische Betriebe existenzgefährdend auswirken. Tag für Tag müssen Hunderte von Nachfolgeregelungen getroffen werden.“ Das werde von der Öffentlichkeit kaum registriert. Zu Unrecht: „Eine Menge Arbeitsplätze sind davon betroffen, ob ein Generationenwechsel reibungslos über die Bühne geht“, so Ohoven gegenüber dem Online-Magazin NeueNachricht www.ne-na.de. Mittlerweile setzen Unternehmen beim Betriebsübergang auch auf so genannte Mentoring-Programme. Das Modell, bei dem lange Zeit vor allem in internationalen Großunternehmen erfahrene Praktiker, die sich schon im Ruhestand befinden, jungen Führungskräften zur Seite standen, könnte auch im Mittelstand Schule machen. „Mittelständische Unternehmer können so viel versprechende Mitarbeiter aus dem eigenen Haus oder von außen auf ihre neue Aufgabe vorbereiten. Der Mentor kann dabei helfen, eine Vertrauensbasis zwischen dem Unternehmer und seinem Nachfolger zu schaffen und den Generationenübergang möglichst reibungslos zu vollziehen“, erläutert der Tagesspiegel www.tagesspiegel.de.