Pressemitteilung, 28.11.2006 - 15:57 Uhr
Perspektive Mittelstand
Michael Glos hat keine Katzenallergie – Bundeswirtschaftsminister widerspricht der These vom „asiatischen Raubkatzenkapitalismus“
(PM) , 28.11.2006 - Von Ansgar Lange Bonn/Frankfurt am Main – Bollwerke versprechen zwar Schutz, doch sie führen auf lange Sicht zu Abschottung und Erstarrung. Mit seinem Buch „Weltkrieg um Wohlstand“ hat der Spiegel-Redakteur www.spiegel.de Gabor Steingart wieder auf der Klaviatur gespielt, welche die Deutschen so gern hören. Wenn es gegen die Globalisierung, die Heuschrecken oder Billigprodukte aus Entwicklungsländern geht, sind sie ganz weit vorn an der Sozialfront. Das offizielle Berlin scheint von diesen Spiegelfechtereien im Feuilleton wenig zu halten, auch wenn Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) nun das kulturpolitische Parkett betritt und im Feuilleton der FAZ den Deutschen die „Angst vor Katzen“, vornehmlich asiatischen Raubkatzen, austreiben will. Schon oft sei in der Vergangenheit vor Bedrohungen von außen gewarnt worden; beispielsweise vor der amerikanischen oder der japanischen. Beide Male hätten die „Schwarzmaler“ unrecht behalten. Nach Ansicht von Glos verträgt sich eine Art „NATO“ oder westliches Bollwerk gegen die aufstrebenden Asiaten auch nicht mit dem Werteverständnis, das Europäer und Amerikaner teilen: „Ich erlaube mir den Hinweis, dass zum Wertekanon der Vereinigten Staaten und Europas die Überzeugung gehört, dass internationaler wirtschaftlicher Wettbewerb keinesfalls eine Gegnerschaft der Nation bedeuten, sondern ein vorteilhaftes Suchen nach besseren Lösungen zum Nutzen und zur Wohlstandsmehrung aller.“ Deutschland sei ein Profiteur der Globalisierung, was sich unter anderem in dem Export- und Importanteil der Volkswirtschaft von jeweils über 40 Prozent zeige. Wenn das Land seine Vorteile bei der Entwicklung und Produktion von technologieintensiven Gütern und Dienstleistungen behaupten könne, dann könne es durch die kostengünstigen Produkte aus Asien nur gewinnen. Denn diese preisgünstigen Importe erhöhten nicht nur die reale Kaufkraft insbesondere niedriger Einkommensgruppen, sondern schafften auch ein Nachfragepotenzial bei mehr als 2,3 Milliarden Konsumenten in Ostasien nach hochwertigen Gütern und Dienstleistungen aus deutscher Produktion. Der Bundeswirtschaftsminister hält auch die Argumentation Steingarts für nicht stichhaltig, dass in China dauerhaft ein fleißiges Ameisenheer an Billigarbeitern zur Verfügung steht. Schon jetzt sei zu beobachten, dass in den dynamischen Exportzentren Ostasiens Facharbeitermangel herrsche und dass die Löhne zum Teil über um über 20 Prozent pro Jahr steigen: „Gerade bei höherwertigen Produkten schrumpft der Lohnkostenvorteil also schnell.“ Michael Müller, Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a&o-Gruppe www.aogroup.de und Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) www.bvmwonline.de, hält Glos’ Beweisführung für überzeugender als die seines publizistischen Kontrahenten. „Es bringt einfach nichts, sich wie die Schnecke in ihr Haus zurückzuziehen. Selbst mittelständische Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, nur auf dem heimischen Markt zu agieren. Auch die vermeintlich kleinen Fische profitieren von der Globalisierung“, so Müller. Sein eigenes Unternehmen gehe daher konsequent den Weg der Internationalisierung und habe zuletzt durch die Übernahme der EDS GFS (Global Field Services) mit sieben Niederlassungen die Präsenz in Westeuropa deutlich verstärkt. Für die Financial Times Deutschland (FTD) www.ftd.de entwickelt sich China sogar immer mehr zum „Reich der Mittelständler“. Kaum ein Land profitiere momentan so sehr vom China-Boom wie Deutschland. Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton www.grantthornton.de sei das Geschäft jedes vierten deutschen Mittelständlers infolge des chinesischen Aufschwungs stark oder sogar sehr stark gestiegen. Nur in Ländern wie Malaysia, Singapur oder Australien sei der Effekt größer. „Die exportorientierte deutsche Wirtschaft profitiert wie kein anderes Land in der Europäischen Union vom Aufschwung in China", sagt die Asienbeauftragte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) www.dihk.de, Sabine Hepperle. "Bislang profitieren deutsche Unternehmen von der chinesischen Öffnung", sagt auch der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) Jürgen Hambrecht. Die deutschen Exporte nach China hätten sich seit 1990 verzehnfacht und betrugen 2005 rund 21,3 Milliarden Euro.