Pressemitteilung, 18.05.2009 - 21:57 Uhr
Perspektive Mittelstand
Märklin-Fans kaufen ihre eigene Fabrik
(PM) , 18.05.2009 - Berlin, 18. Mai 2009. Auf über 100 Millionen Euro belaufen sich die Schulden, die beim Modelleisenbahn-Hersteller Märklin aufgelaufen sind. Im Februar musste das 150 Jahre alte Traditions-Unternehmen Konkurs anmelden. Fast 1.000 Mitarbeiter könnten ihren Arbeitsplatz verlieren. Doch für Märklin ist noch lange nicht Schluss, geht es nach dem Willen der MLT Modelleisenbahnen Beteiligungsgesellschaft mbH (MLT), die einen Fonds aufgelegt haben, der genau diese 100 Millionen Euro einspielen soll. Geht die Strategie auf, könnte es Signalwirkung für eine Vielzahl von Markenartiklern haben, bei denen gerade aufgrund der Finanzkrise die Luft eng wird. Insofern hat die MLT-Idee auch politische Signalwirkung. Dabei setzt der Berliner Initiator bei der Auflage des Genussrechtskapitals insbesondere auf die rund 1.000 Händler und mehr als 200.000 Kunden. Diese sollen ab einer Beteiligung von 2.500 Euro künftig die Herrscher über das Unternehmen werden, das für viele für Kindheitsträume und für ein „Stück Deutschland“ generell steht. Dabei ist der „typische“ Märklin-Fan zwischen 35 und 60 Jahre alt und gibt pro Jahr mehr als 1.000 Euro für sein Hobby aus. Märklin ist damit auch ein Stück Lebenseinstellung.Dabei war das Unternehmen in den letzten Monaten insbesondere durch kritische Veröffentlichungen in den Mittelpunkt geraten. Richtig ist, dass innerhalb von drei Jahren alleine an Beraterhonoraren mehr als 40 Millionen Euro aus dem Unternehmen geflossen sind – bei einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro in 2008 eine bedenkliche Quote. Viele der Märklin Mitarbeiter stehen denn auch fassungslos vor dem möglichen Verlust ihres Arbeitsplatzes. „Dennoch ist Märklin ein wirtschaftlich intaktes Unternehmen, mit dem bereits wieder in 2010 schwarze Zahlen geschrieben werden können“, meint der MLT-Geschäftsführer Dr. Norbert Scholz. Er will in jedem Fall eine Zerschlagung des Unternehmens vermeiden, denn dann wäre Märklin nicht mehr Märklin. Insofern sieht das Sanierungskonzept vor, auch die Partnerunternehmen mit an Bord zu holen. Ein massiver Sparkurs wird zudem die Überlebensfähigkeit sichern. Dennoch sollen keine weiteren Mitarbeiter entlassen werden. „Mit neuem Geld alte Fehler zu wiederholen, darf nicht passieren“, meint Stefan Göttlich als weiterer MLT-Geschäftsführer. Darüber hinaus soll ein Marketingkonzept nicht nur den Verkauf ankurbeln, sondern die Produktzusammenstellung wieder stärker nach den Wünschen der Nutzer ausrichten. „Wir werden künftig wieder deutlich mehr auf die Händler und Kunden hören, wenn es um die Ausrichtung geht. Diese sind ja künftig sowieso diejenigen, die über Märklin entscheiden – sollte unsere Strategie aufgehen“, erklärt Göttlich. Versprochen, was nicht gehalten werden kann, wird den möglicherweise künftigen Besitzern dabei nichts. Als Sicherheit soll es einen bevorrechtigten Gewinn von vier Prozent auf die Einlage geben. Darüber hinaus profitieren Kapitalgeber zu 50 Prozent am Gewinn. Doch darum geht es den meisten Fans erst einmal gar nicht. „Wir machen sofort mit, sobald sich eine Möglichkeit ergibt, ein Stück Kindheit zu bewahren“, meint ein Märklin-Fan. Jetzt hat er die Chance dazu. Unter der Homepage der Märklinhilfe „www.mlt-hilfe.de“ steht, wie man sich beteiligen kann.