Über Perspektive Mittelstand
Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de
Loveparade-Tragödie
Führung heißt, Verantwortung zu übernehmen
Schuld sind immer nur die anderen.
Viele Menschen waren an der Vorbereitung und Durchführung des Ereignisses beteiligt. Führend dabei: Der Ordnungsdezernent und Leiter des Krisenstabs, Wolfgang Rabe, Duisburgs stellv. Polizeipräsident, Detlef von Schmeling, der Veranstalter der Loveparade Rainer Schaller, Feuerwehrchef Uwe Zimmermann und schließlich Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland.
Letzterer gilt vielen als der Hauptverantwortliche. Nicht, weil er vor Ort im Tunnel den Besucherstrom aktiv gelenkt hat, sondern weil er im Vorfeld großes Interesse an der Veranstaltung zeigte und nach aktuellem Kenntnisstand dafür sowohl indirekt Geld genommen, als auch großzügige (Sicherheits-)Zugeständnisse gemacht hat.
Und da zeigt sich mal wieder, was es heißt, sich allen Folgen eines Jobs zu stellen. Also nicht nur der Grüßonkel vom Rathausbalkon, sondern auch der Verantwortliche für schlimme Ergebnisse und Veranstaltungen zu sein.
Was hindert OB Sauerland am notwendigen, ja überfälligen Rücktritt? Man könnte den Eindruck gewinnen; neben der Sorge um die juristischen Folgen nur noch die um seine persönlichen Pensions-Ansprüche. Doch auch diese Folgen hat er zu tragen, denn schließlich gehören diese ebenfalls zu seinem Job. Getreu dem Motto „Gute Zeiten, schlechte Zeiten – die Ergebnisse musst du dir immer anrechnen lassen“! Und ob er strafrechtlich zu belangen ist, werden erst die noch andauernden staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen zeigen.
Klar ist aber, dass seine Mitarbeiter aktiv an der Vorbereitung der Loveparade beteiligt waren. Und die lässt er jetzt im Regen stehen indem er abstreitet, im Vorfeld diskutierte Schwierigkeiten und Sicherheitsmängel auch nur gekannt zu haben.
Betrachtet man Sauerlands Verhalten mal nur im Sinne einer verantwortlichen Führungskraft, dann lassen sich vier denkbare Konstellationen unterscheiden: Erstens: Er war sich über die Diskussionen und Probleme im Vorfeld bewusst und leugnet dies heute: Dann übernimmt er nicht die Verantwortung aus seiner Funktion und Rolle als Chef – und sagt bewusst die Unwahrheit. Zweitens: Er hat es tatsächlich nicht gewusst. Dann zeugt es von mangelnder Prioritätensetzung, denn wie kann es sein, dass er als OB die größte Veranstaltung, die in Duisburg je stattgefunden hat, nicht zur Chefsache erklärte?
Eine andere Erklärung für Nichtwissen kann darin liegen, dass er sich sein Umfeld nicht so organisiert hat, dass er als Chef wirklich jederzeit die notwendigen Informationen erhält. Am Schlimmsten allerdings wäre es, wenn dieser Zustand daher rührt, dass ihn seine Mitarbeiter aus Angst vor seinen Reaktionen nicht informiert haben. Denn das würde auf fehlendes Vertrauen zwischen ihm als Chef und seinen Mitarbeitern hindeuten.
Klar ist jedenfalls, dass ein solcher Chef seiner Aufgabe und Verantwortung nicht nachkommt und dringend abzulösen ist! Für Duisburg und die öffentliche Diskussion ist es am Ende aber egal, ob OB Sauerland eine guter Chef ist, oder nicht – denn alle Gedankenspiele führen nur zu einer logischen Konsequenz: Er muss die Verantwortung für die Situation und deren Folgen übernehmen und zurücktreten. Das ist er seinen Mitarbeitern, den Bürgern, der Stadt und vor allen den Opfern und ihren Angehörigen schuldig.
ZUM KOLUMNIST
Über Roland Jäger
Roland Jäger ist Unternehmensberater, Trainer, Coach und Buchautor. Nach Berufsjahren im Banken- und Finanzwesen arbeitete er im
Management einer renommierten Privatbank und in einem bedeutenden Beratungsunternehmen. Seit 2002 ist er Inhaber der rj management ...
WEITERE KOLUMNEN
Roland Jäger
Frauenquote: Politisches PR-Tamtam am Kernproblem vorbei
http://perspektive-mittelstand.de/Frauenquote-Politisches-PR-Tamtam-am-Kernproblem-vorbei/management-wissen/3943.html
Ballacks Führungsstil: Wer ist hier eigentlich der Chef?
http://perspektive-mittelstand.de/Ballacks-Fuehrungsstil-Wer-ist-hier-eigentlich-der-Chef/management-wissen/3647.html
Keinen Kuschelkurs: Der Mitarbeiterbindung giftige Blüten
http://perspektive-mittelstand.de/Keinen-Kuschelkurs-Der-Mitarbeiterbindung-giftige-Blueten/management-wissen/3539.html
Französisches WM-Debakel: Wenn die Führung sich selbst demontiert
http://perspektive-mittelstand.de/Franzoesisches-WM-Debakel-Wenn-die-Fuehrung-sich-selbst-demontiert-/management-wissen/3495.html
Link zur Hauptkolumne
http://perspektive-mittelstand.de/Roland-Jaeger-Chefsache-Fuehrung/kolumne/5789.html
Link zur Online-Version dieses Beitrags
http://perspektive-mittelstand.de/Loveparade-Tragoedie-Fuehrung-heisst-Verantwortung-zu-uebernehmen/management-wissen/3582.html