Die aktuellen Turbulenzen in Europa, Stichwort Zypern und Italien, drücken auf die Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Wie das ifo Institut in München mitteilte, ist der ifo Geschäftsklimaindex, der monatlich die Lageurteile und die Geschäftserwartungen von etwa 7.000 deutschen Unternehmen erfasst, im März überraschend um 0,7 Zähler auf 106,7 Punkte gesunken. Demnach sind die Unternehmen mit der aktuellen Lage etwas weniger zufrieden als im Februar und auch hinsichtlich der weiteren Geschäftsaussichten nicht mehr ganz so zuversichtlich wie im letzten Monat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten eigentlich für März, nachdem der ifo-Index zuletzt vier Monate in Folge gestiegen war, mit einem weiteren Anziehen des ifo-Konjunkturbarometers gerechnet.
ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sieht die Entwicklung jedoch nicht dramatisch. Trotz des Rückgangs sei die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter ausgesprochen gut. „Der Ifo-Index ist nach wie vor hoch, und dass der da mal so ein bisschen runtergeht, das liegt in der Natur der Sache, wenn man oben ist“, so der ifo-Chef in einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv. „Die deutsche Wirtschaft behauptet sich mit einer guten Binnenkonjunktur in schwierigem Umfeld“, konstatierte Sinn.
Industrie und Großhandel wieder pessimistischer
Am stärksten verschlechterte sich das ifo-Geschäftsklima im Großhandel. Hier gab der ifo-Index nachdem Stimmungsschub im Februar (+7,7 Zähler) im März um 6,3 Punkte nach. So stuften die befragten Großhandelsunternehmen sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten deutlich schlechter ein als im vergangenen Monat. Eine ähnliche Entwicklung zeigt der ifo-Index im Verarbeitenden Gewerbe, wo das ifo-Barometer von 9,6 auf 8,6 Punkte nachgab. Auch hier hat sich die Lage insgesamt verschlechtert und wurden die Geschäftserwartungen zurückgeschraubt. „Die Exporterwartungen sanken merklich, sind aber weiterhin positiv ausgerichtet“, erklärte Sinn.
Im Bauhauptgewerbe zog der ifo-Index dagegen weiter an. Hier erreichte der ifo-Indikator mit dem fünften Anstieg in Folge auf nunmehr 7,2 Punkte den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung (Februar: 6,9 Punkte). Grund für den Höhenflug des ifo-Indikators ist, dass sich die Lage der Betriebe weiter stark verbessert hat. Bezogen auf die weiteren Geschäftsaussichten gaben die Prognosen zwar ein wenig nach, Sinn zufolge liege hier der Indikator jedoch nach wie vor sehr hoch. Im Einzelhandel stieg der ifo-Index ebenfalls. Hier sorgten leicht verbesserte Bewertungen sowohl zur aktuellen Lage als auch zu den weiteren Geschäftsaussichten im März für einen Stimmungsschub (+1,2 auf 0,0 Punkte).
Das beste Geschäftsklima herrscht weiterhin im Dienstleistungsgewerbe. Zwar hat sich hier die Stimmung etwas eingetrübt, dies allerdings auf äußerst hohem Niveau (-1,6 auf 23,5 Punkte). Verantwortlich für die Stimmungseintrübung sind hier dem ifo Institut zufolge eine minimal geringere Zufriedenheit der Firmen mit der aktuellen Lage und gedämpftere Erwartungen hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung.