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Lehren aus dem Fall Nokia – Deutschland muss sein Standortmarketing neu ausrichten

(PM) , 28.01.2008 - Bonn/Köln – „Wenn Wirtschaft viel mit Psychologie zu tun hat, dann ist der Fall Nokia nicht nur symptomatisch für eine verfehlte Subventionspolitik, sondern auch ein Beispiel für ein verfehltes Standortmarketing des Standortes Deutschland“, sagt der Kölner Marketingexperte Frank Neuhaus. So kaltschnäuzig die Entscheidung von Nokia auch sei, genauso erschreckend falle die Hilflosigkeit der Politik aus. „Der reaktive Pseudo-Aktionismus der Politik ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass die Entscheidungseliten in der Politik wenig oder gar keine Ahnung davon haben, wie Investitionsentscheidungen in Konzernen getroffen werden. Wenn sich Wirtschaftspolitik aber auf Subventionen fokussiert, dann ist deren Scheitern schon vorprogrammiert, denn multinationale player finden immer irgendwo eine Regierung, die noch höhere Subventionen, noch geringere Steuern und noch niedrigere Löhne verspricht.“

Die deutsche Wirtschaftspolitik scheint sich innerlich schon damit abgefunden zu haben, dass Deutschland als Produktionsstandort für industrielle Massenproduktion in der globalisierten Welt ohnehin keine Chancen hat. Und wenn man selber nicht mehr daran glaubt, dass es sich lohnt in Deutschland zu produzieren, wie will man dann Unternehmen davon überzeugen, ihre auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Investitionen in deutsche Produktionsanlagen zu stecken, fragt Neuhaus.

Spätestens mit Nokia werde deutlich, dass in Deutschland eine ganz andere Diskussion geführt werden müsse als die über die „Charakterlosigkeit“ multinationaler Konzerne. Es müsse ernsthaft darüber diskutiert werden, ob die allseits unterstellte Grundausrichtung, Deutschland habe in der globalisierten Welt nur im Bereich hochwertiger Dienstleistungen und der Herstellung höchstwertiger Produkte eine Chance, richtig ist. Neuhaus weiter: „Es zeugt von einem gewissen Zynismus, dies als Zukunftsoption Deutschland anzupreisen, denn das hieße für Millionen von Menschen, sie zukünftig vom Arbeitsprozess in Deutschland auszuschließen.

Denn ernsthaft werde man nicht annehmen können, dass nur durch mehr Bildung neue Arbeitsfelder für alle diejenigen Menschen geschaffen werden können, die bisher in der industriellen Serienfertigung tätig waren. „Was wird aus den Menschen, die nicht die intellektuellen Ressourcen besitzen, um in der globalisierten Arbeitsteilung als Berater, Entwickler, Ingenieur, Designer oder Controller erfolgreich arbeiten zu können? Bildung als Allheilmittel greift also zu kurz. In Bochum liegt somit eine Sollbruchstelle des einstigen deutschen Erfolgsmodells. Wenn Staat und Politik jetzt nicht lernen, die Marke Deutschland richtig zu positionieren, dann wird es beim nächsten Abschwung weitergehen mit dem Wegbrechen industrieller Arbeitsplätze in Deutschland. Dann folgen nach der Textilbranche in den 70er Jaren, der Unterhaltungselektronik in den 80er Jahren, der (Massen-)Stahlproduktion und Arzneimittelproduktion in den 90er Jahren - um nur einige Branchen zu nennen, die weg gebrochen sind – andere Industriezweige. Und spätestens dann, wenn es diese Schlüsselindustrien erwischt, kann es für eine Grundpositionierung unseres Landes im globalen Wettbewerb zu spät sein“, so der Marketingfachmann.

Für den Standort Deutschland sprechen laut Neuhaus eine ausgesprochen günstige, zentrale Lage im Herzen eines prosperierenden, wirtschaftlich erfolgreichen und stabilen Kontinents, der einen großen Binnenmarkt darstellt, stabile Rahmenbedingungen, ein im internationalen Vergleich sehr hohe Pro Kopf-Kaufkraft, ein funktionierendes Rechtssystems, das Planungssicherheit bietet, ein hohes Maß an sozialen Frieden mit dementsprechend geringer Streikquote, bedingt durch überwiegend moderate, flexible Gewerkschaften, eine hochmoderne, vielfältig vernetzte Infrastruktur, eine zuverlässige, qualitätsorientierte gut ausgebildete flexible Arbeitnehmerschaft, weltweit führende Grundlagenforschung mit zunehmender Kooperationsbereitschaft und Vernetzung zur Industrie sowie ein weltweit sehr gutes Image als Hersteller innovativer, zuverlässiger und/oder technisch anspruchsvoller Produkte.

„Diese Kernkompetenzen stellen den genetische Code der Deutschland AG im globalen Wettbewerb dar. Die Bausteine dieses genetischen Code sind derzeit einzigartig und lassen sich in dieser Zusammensetzung von anderen Ländern auf absehbare Zeit auch nicht kopieren“, so Neuhaus. Der globale Erfolg von ausschließlich oder weit überwiegend in Deutschland produzierenden Unternehmen wie beispielsweise BMW oder Porsche, Miele oder Loewe zeigten, dass Massenproduktion auch in Deutschland jetzt und in Zukunft möglich ist. Ein intelligentes Standortmarketing würde genau hier ansetzen und versuchen, diese Stärken auszubauen, anstatt durch wirkungslose Subventionspolitik in einem Hase-Igel Spiel den kurzfristigen Gewinnmaximierern nachzurennen und dabei immer wieder auf der Strecke zu bleiben. „Die Deutschland AG hat mit ihrem Markenkern beste Voraussetzungen auch für die Industrieproduktion. Ein professionelles Standortmarketing muss an dem Markenkern der Stadt, der Region, des Bundeslandes oder des gesamten Landes ansetzen und dieses in alle relevanten Zielgruppen kommunizieren“, ist Neuhaus überzeugt. Wenn sich die Deutschland AG auf ihren Markenkern konzentriert, diesen ständig verbessert und professionell kommuniziert, dann eröffnen sich der Wirtschaftspolitik und den in Deutschland arbeitenden Unternehmen hervorragende Ansätze für ein erfolgreiche Standortpolitik.
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