Pressemitteilung, 22.11.2011 - 15:20 Uhr
Perspektive Mittelstand
Lebensraum Schule
Gebäude mit optimalen Bedingungen für Lernen, Lehren und Leben: das sind die Ansprüche an den Zukunftsraum Schule. Doch inwieweit stimmen Anspruch und Wirklichkeit überein?
(PM) Stuttgart, 22.11.2011 - Haben sich durch Sanierung und Modernisierung die Lernbedingungen spürbar zum Besseren gewendet? Oder entspricht es eher der Realität, dass trotz vieler Fortschritte die Verantwortlichen oft gezwungen sind, den Mangel zu verwalten, was häufig den Unterricht beeinträchtigt? Fest steht, dass dank der staatlichen Konjunkturprogramme in den letzten zwei Jahren erfreulich viele Schulen saniert und damit sowohl in architektonischer Hinsicht als auch nach pädagogischen Maßstäben grundlegend verbessert wurden. Es gibt zahlreiche Mut machende Beispiele und über diese Erfahrungen und Ergebnisse gilt es zu berichten. Erneut greift deshalb der Kongress »Zukunftsraum Schule«, veranstaltet vom Fraunhofer IBP, die Elemente Architektur, Pädagogik, Bauphysik, Bauwirtschaft und Politik integral auf und diskutiert weitere interdisziplinäre Lösungen und Innovationen für die Schulen der Zukunft. Der bisherige Einsatz zur Schulsanierung reicht trotz demographischen Wandels nicht aus, um Entwarnung zu geben. Zu lange wurde zu wenig in Schulen und deren Instandhaltung investiert. Die Sanierungslisten in den Kommunen sind aufgrund der verstärkten Maßnahmen in den vergangenen Jahren etwas kürzer geworden, aber die Herausforderungen bleiben gewaltig. So beziffert das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) die Kosten für dringende Sanierungen bundesweit auf 73 Mrd. Euro. Aber welche Schritte haben Priorität? »Es gibt kein allgemein gültiges Patentrezept, weil jeder Schulbau individuell diagnostiziert werden muss, bevor Maßnahmen ergriffen werden können«, sagt Prof. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP und Ordinarius für Bauphysik der Universität Stuttgart. Es ist eine Herausforderung, unter der Prämisse überbeanspruchter kommunaler Haushalte einen nachhaltigen Lebensraum zu entwickeln. «Umso wichtiger ist es, fachübergreifend die wesentlichen Aspekte zusammenzutragen, um daraus gezielt notwendige Maßnahmen abzuleiten, aufeinander abzustimmen und an die Bedürfnisse der Lehrenden und Lernenden anzupassen«, führt Prof. Sedlbauer weiter aus. »Schulen sind mehr als Arbeitsräume, Schulen sind Lebensräume«, sagt Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer auf dem Kongress des Fraunhofer IBP. »In Zukunft werden an diesen Lebensraum andere Anforderungen gestellt. Das bringen neue pädagogische Konzepte wie die Gemeinschaftsschule, der ganztägige Unterricht und die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen mit sich«. Architektur und Pädagogik müssten daher enger miteinander verzahnt werden. Schließlich habe die Gestaltung und Einrichtung der Schulen Einfluss auf Produktivität, Konzentration, Motivation und Wohlbefinden der Lernenden und Lehrenden.An kaum ein anderes Gebäude werden so hohe Anforderungen gestellt wie an Schulgebäude. Sei es die Ökologie, Ökonomie, Soziales oder Kultur, alte Grundrisse passen nicht mehr zum neuen Schulbetrieb. Im »Zukunftsraum Schule« sollen die Menschen im Mittelpunkt stehen. Pädagogische und soziale Konzepte erfordern geeignete Raumtypen und Raumeigenschaften. Zur praktischen Umsetzung wiederum bedarf es passender Baustoffe und Bausysteme, interdisziplinärer Planungsmethoden und wirtschaftlicher Gestaltung. Nur so kann eine sich entwickelnde pädagogische Komplexität auch zu gebauter Realität werden. Ganztagesschulen, das gemeinsame Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige, besondere Schulen für besondere Schülerinnen und Schüler aber auch offene Lernlandschaften funktionieren nur in den dafür geeigneten Räumen. Um z.B. die aktuell viel diskutierte Inklusion zu realisieren, wird fundiertes Fachwissen mit praktischen Erfahrungen verbunden, um notwendige bauliche Voraussetzungen zu gewährleisten.Die Bedeutung der Themen Energie und Nachhaltigkeit sind in den letzten Jahren vielen Menschen noch bewusster geworden. Der effiziente Umgang mit möglichst nachhaltig erzeugter Energie hat im Baubereich höchste Priorität. Nach wie vor steckt in den 40.000 deutschen Schulen ein gewaltiges Einsparpotential. Dass nachhaltiges Bauen weit mehr als nur Energieeffizienz bedeutet, findet seinen Ausdruck in neuen Bewertungs- und Zertifizierungssystemen für Unterrichtsgebäude. Mit wissenschaftlicher Beratung des Fraunhofer IBP arbeiten Planer, Pädagogen und Vertreter aus Bauverwaltungen an Bewertungskriterien, die zugleich bauphysikalische, ökologische und lebenszyklusbezogene Anforderungen an nachhaltige Unterrichtsgebäude erfüllen.


ANLAGEN

PM 22.11.2011 Lebensraum Schule (PDF, 131,08 KB)

ANSPRECHPARTNER/KONTAKT

Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Janis Eitner
Fraunhoferstr. 10
83626 Valley
+49-8024-6430
janis.eitner@ibp.fraunhofer.de
www.ibp.fraunhofer.de


ÜBER FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP

Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP befasst sich mit Forschung, Entwicklung, Prüfung, Demonstration und Beratung auf den Gebieten der Bauphysik. Hierzu gehören der Schutz gegen Lärm und Schallschutzmaßnahmen in Gebäuden, die Optimierung der Akustik in Auditorien, Maßnahmen zur Energieeinsparung, Lichttechnik, Fragen des Raumklimas, der Hygiene, des Gesundheitsschutzes und der Baustoffemissionen sowie die Aspekte des Wärme-, Feuchte- und Witterungsschutzes, der Bausubstanzerhaltung und der Denkmalpflege.