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Fachartikel, 19.01.2011
Langfristig erfolgreich
Was die Natur Unternehmen lehrt
Die Natur funktioniert so nachhaltig wie keine andere Organisation. Gerade wenn es um Veränderung und Anpassung geht – für Wirtschaftsunternehmen oft so große Herausforderungen – ist die Natur besonders erfolgreich.

Ihre Prinzipien funktionieren sogar oft auch in Unternehmen: Zum Beispiel die langfristige Orientierung, eines der wichtigsten Erfolgsprinzipien in der Natur. In der jüngsten Krise haben sich Familienunternehmen wesentlich besser geschlagen als Konzerne, da sie sich langfristiger orientieren als börsennotierte Unternehmen, wie eine Studie von Auxilion (2010) gezeigt hat.

Ein Beispiel: die Eiszeit als eine der großen Einschnitte der Naturgeschichte

Zurzeit leben wir in einer kalten Klimaphase, deren kältester Punkt vor ca. 21.000 Jahren erreicht war; die globale Temperatur lag etwa sechs Grad Celsius unter heutigen Durchschnittstemperaturen. Für viele Tierarten ein gravierender Einschnitt, auf den sie sich nicht schnell genug einstellen konnten. Viele Arten, wie einige wechselwarme Lurcharten, starben aus, andere passten sich an: So konnte sich das Wollhaarmammut auf die Kälte und das dürftige Nahrungsangebot einstellen. Es hatte sich ausgehend von einer frühen Stammform der Elefanten entwickelt und wehrte sich gegen die Kälte. Dazu entwickelte es ein Fell mit bis zu einem Meter langen Haaren, eine etwa zehn Zentimeter dicke Fettschicht unter der Haut sowie Talgdrüsen im Fell zum Schutz gegen Kälte und Nässe. Das genügsame Mammut fand außerdem in den Steppen ausreichend Nahrung, wobei es sich hauptsächlich mit trockenem Gras zufrieden geben musste.

Andere Arten passten sich nicht nur an, sondern nutzen die veränderten Bedingungen regelrecht: durch die wachsenden Gletscher sanken die Meeresspiegel. So konnten zum Beispiel Urpferde über ausgetrocknete Meere von Nordamerika nach Asien auswandern und dort neue Lebensräume finden.

Anpassung, Nutzen der Veränderungen und langfristiges Denken lauteten also die wichtigsten Erfolgsprinzipien in der Natur. Gelten sie nicht auch in der Wirtschaft?

Drei Strategien aus der Natur – und was Unternehmen daraus ableiten können

1. Akzeptieren

Viele kämpfen gegen Veränderungen. „Dagegen müssen wir angehen!“, „das können wir so nicht akzeptieren!“, „Wir müssen Maßnahmen ergreifen!“ lauten typische Sätze. Der Gedanke dahinter: An der Situation lässt sich etwas ändern, wenn wir nur genug machen oder einen Willen haben, der stark genug ist. Es ist genau dieser Gedanke, der zu unnötigem Stress, erhitzten Gemütern und blindem Aktionismus führen kann. Für die Natur ist eine Veränderung, und sei sie noch so groß und negativ, völlig normal. Kein Lurch hätte je gegen die aufkommende Eiszeit angekämpft, kein Urpferd sein Revier verteidigt; biologische Organismen haben sich angepasst. Die Natur mag mit den Veränderungen auch nicht einverstanden sein, aber sie geht damit um, indem sie den Missstand integriert statt ihn zu bekämpfen, also das Beste – und manchmal sogar noch Besseres – daraus macht.

Betrachten wir den Wandel also als normal, auch wenn er nicht positiv für unser Unternehmen ist. Als etwas, das jetzt nun einmal so ist wie es ist. Als Ausgangspunkt für mögliche Entwicklung. Und überlegen dabei: wie können wir uns anpassen? Welche Mechanismen helfen uns dabei? Wie können wir als Unternehmen reagieren und uns entwickeln?

2. In langen Zeiträumen denken

Ändern sich die Marktbedingungen, zum Beispiel weil sich die Konkurrenz verschärft oder die Anforderungen der Kunden steigen, sind kurzfristige Strategien überlebenswichtig. Am Verhalten der Wespen wird dies deutlich: die schmerzhaften Stiche vertreiben Angreifer. Sind diese aber eingeleitet, die Gefahr vorerst vorüber und das Überleben gesichert, verfolgt jeder lebende Organismus sein zweithöchstes Ziel: das Wachstum in seiner veränderten Umgebung. Kehrt die Bedrohung zurück, wird erneut erst das Überleben gesichert und sofort wieder das Wachstum forciert.

Viele traditionelle Familienunternehmen haben diese Haltung: „Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen“, lautet etwa das Credo des 1668 gegründeten Darmstädter Pharmakonzerns Merck, bis heute in der Hand von Familiengesellschaftern. Karl-Ludwig Kley, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, sagt dazu: „Als börsennotiertes Unternehmen sind uns die Quartalszahlen natürlich wichtig, doch ist unser Kompass die langfristige Orientierung und nachhaltige Unternehmensführung.“ Die Strategie dahinter ist klar: das kurzfristige Überleben wird gesichert und dann der Modus des Denkens verändert. Was müssen wir nun tun, um auch die nächsten 30 Jahre in diesem Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu sein – unter den nun neuen Bedingungen?

3. Standardreaktionen gibt es nur zum Überleben – nicht zur Anpassung

Bei biologischen Organismen sind Überlebensmechanismen standardisiert. So rollen Igel sich ein, stellen ihre Stacheln auf und bewegen sich nicht mehr, sobald ein Fressfeind zu nahe kommt. Ähnliches gilt für Unternehmen: schnell Überblick gewinnen, die Liquidität halten, Kosten senken, Ertragspotenziale bei Stammkunden nutzen – all das sind sinnvolle Sofortmaßnahmen um zunächst das Überleben sicherzustellen. Wer dann aber glaubt, standardisierte Lösungen würden bei der Anpassung an veränderte Märkte helfen, der irrt sich nur zu oft.

So teilen sich heute zwei Überlebende der Eiszeit den Lebensraum Tundra: Moschusochsen und Karibus. Auf die heute schneereichen Phasen haben sie sich sehr unterschiedlich eingestellt. Während die einen in den Wintermonaten ihren Stoffwechsel förmlich herunterfahren und nur noch ein Drittel der Nahrung benötigen, wenden die anderen noch mehr Energie auf. Das Karibu-Rentier wandert weite Strecken um konstant Nahrung zu finden; bis zu 5.000 Kilometer in einem Winter.

Ist das Überleben also zumindest kurzfristig gesichert, helfen keine standardisierten Notfallpakete mehr, sondern eine flexible und zum Unternehmen passende Lösung. Die Leitfrage: Wie können wir uns positiv verändern – mit unseren Produkten, unserem Markt, unseren Mitarbeitern, unseren Ressourcen?

Was die Natur uns also zeigt: wirklich erfolgreich ist derjenige, der sich langfristig an Veränderungen anpasst – und selbst in Krisen die Chancen für sich erkennt.

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Über Gudrun Happich
Galileo . Institut für Human Excellence.
Gudrun Happich ist Executive-Coach und Gründerin von Galileo . Institut für Human Excellence. Sie coacht nicht „auch”, sondern ausschließlich – und zwar Leistungsträger auf dem Weg zur Spitze und an der Spitze. Am 16. Februar ...
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