Pressemitteilung, 20.10.2008 - 10:04 Uhr
Perspektive Mittelstand
Unternehmerische Herausforderungen nach einem guten Jahr
(PM) , 20.10.2008 - München, 14. Oktober 2008 – Die Einkommenssituation der bayerischen Landwirte hat sich im Wirtschaftsjahr 2007/08, das für die meisten Betriebe am 30. Juni zu Ende ging, gegenüber dem Vorjahr nochmals verbessert. Dies gilt für alle Betriebszweige mit Ausnahme der Ferkelerzeuger. Dieses Fazit zieht das Beratungsunternehmen Ecovis, das 2.500 Agrarbetriebe im Freistaat als Mandanten betreut, aus einer ersten Auswertung von Jahresabschlüssen. Weiter hoch war im abgelaufenen Wirtschaftsjahr auch die Investitionsbereitschaft, vor allem bei den Milchviehhaltern. Für das laufende Wirtschaftsjahr rechnet Franz Huber, Leiter des Kompetenz-Zentrums Landwirtschaft von Ecovis, allerdings „eher mit stagnierenden oder rückläufigen Betriebsergebnissen, weil die teilweise stark gestiegenen Betriebsmittelpreise im laufenden Wirtschaftsjahr voll durchschlagen und auf wieder – zum Teil stark – gesunkene Erzeugerpreise treffen.“ Die Investitionslust wird zudem durch die Finanzkrise gedämpft. Längerfristig bleibt Ecovis-Vorstandsmitglied Dr. Ferdinand Rüchardt zuversichtlich: „Wer sich als landwirtschaftlicher Unternehmer aktiv auf die Chancen und Herausforderungen der zunehmenden weltwirtschaftlichen Verflechtung im Agrarbereich einstellt, wird auch in Zukunft gute Einkommensmöglichkeiten haben.“ Auf ein sehr gutes Wirtschaftsjahr 2007/08 können die bayerischen Milchviehhalter zurückblicken. Sie konnten ihr Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 15 bis 20 Prozent steigern. Denn zum einen war ihre Erlössituation gerade im Sommer und Herbst sehr komfortabel, als die Molkereien zum Teil Spitzenpreise von mehr als 43 Cent pro Kilogramm zahlten; und auch bis zum Ende des Wirtschaftsjahres (bei reinen Milchbetrieben am 30. April) blieb das Preisniveau relativ hoch. Zum anderen hatten die Kostensteigerungen bei Strom, Wasser, Kraftfutter und Düngemitteln noch nicht ihr heutiges Niveau erreicht. Inzwischen sind die Vergütungen der Molkereien durch den Preisdruck des Handels wieder deutlich zurückgegangen. Ecovis-Agrarexperte Huber erwartet daher, dass „sich das Ergebnisniveau von 2007/08 im laufenden Wirtschaftsjahr nicht halten lässt“. Ganz unterschiedlich entwickelten sich die Vorsteuergewinne bei den Schweinehaltern: Die Ferkelerzeuger haben ein weiteres schlechtes Wirtschaftsjahr hinter sich. Zwar können sie inzwischen höhere Preise erzielen, doch dieser positive Erlöseffekt wird durch die gestiegenen Betriebsmittelkosten wieder aufgefressen. Dagegen konnten die Schweinemäster dank der niedrigen Einstandspreise für Ferkel und der höheren Preisen für Mastschweine ihre Ergebnisse gegenüber dem Vorjahrestief um etwa 20 Prozent verbessern. Betriebe mit Ackerbau konnten zudem Kosten einsparen, indem sie vermehrt eigenes Getreide verfütterten. Der Ackerbau verzeichnete insgesamt ein starkes Ergebnisplus. Am höchsten fiel es mit 30 bis 50 Prozent bei den Getreideanbauern aus, die von anhaltend hohen Preisen für die Ernte 2007 profitierten. Ein gutes Jahr war 2007/08 auch für Betriebe mit Schwerpunkt Speisekartoffeln. Bessere Ergebnisse konnten auch Landwirte erzielen, die sich bei den Sonderkulturen auf Gurken spezialisiert haben. Dagegen stagnierten die meisten Zuckerrübenanbauer auf dem durch die EU-Zuckermarktreform gedrückten Vorjahresniveau.Verstärkt investiert wurde in der Milchviehhaltung in Stallneu- und -anbauten, nachdem der Freistaat den Förderzuschuss auf bis zu 35 Prozent anhob. Insgesamt beobachtet Ecovis in der klassischen Landwirtschaft eine „gesunde Investitionsbereitschaft. Das heißt“, so Franz Huber, „die sehr gut ausgebildeten Betriebsleiter im jüngeren und mittleren Alter rechnen ihre Investitionsvorhaben ganz klar nach betriebswirtschaftlichen Kriterien durch. Durchgeführt werden nur die Projekte, die sich wirklich lohnen.“ Ecovis erhält auch zunehmend Anfragen von Landwirten, die ihre Betriebs- und Investitionsplanung gegenchecken lassen wollen. „Wichtig ist dabei“, so Huber, „die einzelne Investition nicht isoliert zu betrachten, sondern die gesamte betriebliche Situation einzubeziehen“. Darauf legen auch die Kreditinstitute gesteigerten Wert. So haben sich die Genossenschaftsbanken auf ein gemeinsames Landwirtschaftsrating geeinigt, das auch eine Ergebnisvorschau über drei bis fünf Jahre verlangt. „Der Betriebsleiter muss aufzeigen, wie sich sein Konzept rechnet und wie er es im Marktumfeld realisieren kann“, erklärt Franz Huber. Immer wichtiger wird daher die professionelle Vorbereitung und Begleitung von Kreditgesprächen, die Ecovis ebenfalls anbietet. Inzwischen sind auch die ersten Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise zu spüren: eine nachlassende Investitionsbereitschaft der Landwirte sowie eine zögerlichere und restriktivere Kreditvergabe der Banken mit strengerer Bonitätsprüfung.Interessante Investitionschancen sieht Ecovis übrigens, nachdem die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Klarheit über die künftigen Einspeisevergütungen geschaffen hat, bei kleineren Biogasanlagen. Für viehhaltende Betriebe, die einen ausreichenden Gülleanteil einsetzen und so vom Gülle-Bonus profitieren können, kann das laut Huber „eine wirtschaftlich sinnvolle Betriebsentwicklung sein.“ Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Landwirte in einer Zeit ständigen Wandels immer wieder neu orientieren müssen. Selbst die stetig wachsende Nahrungsmittelnachfrage aus Ländern wie China oder Indien ist keine Erfolgsgarantie. Zwar bietet sie der heimischen Landwirtschaft die Chance, längerfristig Mehrerlöse zu erzielen. „Andererseits führt die zunehmende weltwirtschaftliche Verflechtung aber zu stärkeren Preisschwankungen und höheren Kosten, die bei einem Rückgang der Erzeugerpreise nicht im gleichen Maße sinken“, erklärt Ecovis-Vorstandsmitglied Dr. Ferdinand Rüchardt. „Darauf müssen sich die Landwirte auf der Kostenseite und mit ihren Geschäftsmodellen einstellen.“ Das kann zum Beispiel durch Betriebserweiterung geschehen, um durch Rationalisierung eine Kostendegression zu erreichen. Ein anderer Weg sind Kooperationen – vom Tandem, bei dem einer der beiden Betriebe im Rahmen eines Bewirtschaftungsvertrags die Feldbearbeitung und Ernte übernimmt, bis zur Erzeuger- und Vermarktungsgenossenschaft für Sonderkulturen.Immer noch im Dunkeln tappen die Landwirte, was die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für die Hofübergabe angeht. Obwohl die Neuregelung der Erbschaft- und Schenkungsteuer schon am 1. Januar 2009 in Kraft treten soll, lässt sich der Gesetzgeber Zeit. Erst am 7. November 2008 soll das Gesetz im letzten Schritt den Bundesrat passieren. „Knackpunkt für die Landwirtschaft ist die Verschonungsregelung, insbesondere der Zeitraum für die Betriebsfortführung, die Vermeidung des Fallbeileffekts durch ein Abschmelzmodell und die Einbeziehung von Verpachtungsfällen“, sagt Steuerberater Ernst Gossert, Leiter der Ecovis-Info-Abteilung. Über EcovisEcovis ist ein Beratungsunternehmen für den Mittelstand und zählt in Deutschland zu den Top 10 der Branche. In den mehr als 120 Büros in Deutschland sowie den über 30 internationalen Partnerkanzleien arbeiten etwa 2.000 Mitarbeiter. Rund 300 Berufsträger (Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte), die Gesellschafter- bzw. Partnerstatus haben, stehen den Mandanten, darunter 20.000 gewerbliche Kunden, als persönliche Ansprechpartner zur Verfügung. Gemeinsam mit den Back-Office Beratern und Mitarbeitern ist Ecovis in der Lage, eine persönliche Beratungsleistung auf höchstem Qualitätsniveau zu liefern.Weiter unterstützt werden die Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit durch Qualitätsstandards (Checklisten, Arbeitstools und Intranet). Die ECOVIS Akademie AG ist darüber hinaus Garant für eine fundierte Ausbildung und eine kontinuierliche und aktuelle Weiterbildung.Kontakt EcovisFranz Huber Agnes-Bernauer-Straße 9080687 MünchenTel.: 089 – 58 98-107Fax: 089 – 58 98-280E-Mail: franz.huber@ecovis.com