Pressemitteilung, 07.04.2013 - 16:41 Uhr
Perspektive Mittelstand
Kopfschmerzmittelgebrauch in Deutschland
Pro Jahr werden bundesweit mehr als 3 Milliarden Einzeldosierungen von Schmerzmittel allein über Selbstmedikation eingenommen, schätzungsweise 85% davon wegen Kopfschmerzen.
(PM) Kiel, 07.04.2013 - In Deutschland werden pro Jahr über 125 Millionen Packungen an Schmerz- und Migränemitteln abgegeben (Tab. 1). Einschließlich Selbstmedikation wurden ca. 200 Millionen Packungen an Schmerzmitteln gekauft [1,2].Verbrauch von Kopfschmerzmittel über Selbstmedikation und Triptane in Deutschland 2009(Mod. Nach IMS Health 2009)Packungen in Tsd.: Analgetika 125.167,4, Triptane 3.925,5Einzeldosierungen in Tsd.: Analgetika 3.034.282,6, Triptane 21.481,6Wert in Tsd. €: Analgetika 245.720,2, Triptane 79.079,2Unter den 20 meistverkauften Arzneimitteln in Deutschland finden sich im Jahre 2009 zehn Präparate für die Indikation Kopfschmerzen [1,2]. Die Zahlen neben jährlich zu. Die Menge der in Deutschland pro Jahr konsumierten Analgetika reicht aus, um rechnerisch über 10 Millionen Deutsche ein ganzes Jahr lang mit einer täglichen Dauerversorgung von Schmerzmitteln auszustatten. Es wird geschätzt, dass von den rund 30.000 Dialysepatienten circa 20 bis 30% wegen eines zu hohen Schmerzmittelkonsums dialysepflichtig wurden. Schon diese Komplikation inadäquater Schmerzbehandlung belastet die gesetzliche Krankenversicherung jährlich mit rund 300 Millionen Euro [1,2].Die Analgetika-Einnahme steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an. Innerhalb von fünf Jahren nahmen die verordneten Tagesdosen von Schmerzmitteln nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) bei den gesetzlich versicherten Saarländern um 22 Prozent zu. Dies geht aus einem Vergleich zwischen dem ersten Halbjahr 2009 mit dem gleichen Zeitraum 2004 hervor. Der Umsatz in der Gruppe der Schmerzmittel ist in diesen fünf Jahren in den Apotheken um 33 Prozent angestiegen. Nach einer aktuellen Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) ist der Verbrauch von Schmerzmitteln in den vergangenen Jahren in Deutschland sprunghaft um 50% gestiegen. Wurde gesetzlich versicherten Patienten im Jahre 2005 noch 4,2 Millionen Packungen verordnet, nahmen die Verschreibungen bis 2011 auf 6,3 Millionen Packungen zu. Der Umsatz rezeptfreier Schmerzmittel betrug 2011 in Deutschland rund 1,1 Milliarden Euro. Rund 2000 Menschen sterben jährlich durch Nebenwirkungen rezeptfreier Schmerzmittel nach Schätzungen in Deutschland [3,4]. Jeder Deutsche schluckt im Jahr im Mittel 37 Einzeldosen Schmerzmittel (s. Abb.). 8,3 Millionen Deutsche nehmen im Mittel durchschnittlich jeden Tag eine Kopfschmerztablette über Selbstmedikation ein. 58.853 Triptan-Einzeldosen werden im Mittel jeden Tag in Deutschland eingenommen. Rund 60% der Bevölkerung nimmt regelmäßig pro Monat Kopfschmerzmittel über Selbstmedikation ein. Ca. 12% der Bevölkerung verwendet Kopfschmerzmittel an mehr als 10 Tagen im Monat. Rund 3% der Bevölkerung nimmt täglich Migräne- und Schmerzmittel ein [1,2].Nahezu 65% der Betroffenen konsultieren nicht einen Arzt, sondern behandeln ihre Kopfschmerzen eigenständig über Selbstmedikation außerhalb des professionellen medizinischen Systems. Nur etwa 15% suchen einen Arzt zur Kopfschmerzbehandlung auf. Rund 60% erfragen in erster Linie in der Apotheke Hilfe bei Migräne und Kopfschmerzen [1].Abb. 1. Einnahme von Migräne- und Kopfschmerzmitteln in Deutschland. Die pandemische Verbreitung der Volkskrankheit Migräne und Kopfschmerz in der Bevölkerung dokumentiert sich auch im Verbrauch von Migräne- und Kopfschmerzmitteln (Quelle: IMS Health 2009, Göbel 2012)Quellen:1.Göbel H (2012) Die Kopfschmerzen. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest2.Health I (2009) Der Pharmazeutische Markt Deutschland. Statistik über Human-Arzneimittel-Einkäufe öffentlicher Apotheken. DPM, Frankfurt am Main.3.Kieble M (2012) 6,3 Millionen Packungen betäubungsmittelpflichtige Schmerzmittel im Jahr 2011 abgegeben. Deutsches Arzneiprüfungsinstitut (DAPI), Berlin4.Spiegel-Online (2012) Pharma-Boom: Deutsche schlucken immer mehr Schmerzmittel. www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/schmerzmittel-aerzte-verschreiben-so-viele-packungen-wie-nie-a-865022.html


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Die Schmerzklinik Kiel wurde als wissenschaftliches Modellprojekt 1997 gegründet und beschritt mit dem Beginn der Patientenversorgung 1998 neue Wege in der Schmerztherapie. Der Behandlungsschwerpunkt zielt auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und chronische Kopfschmerzen. Ziel der Klinik ist, das gesamte Wissen, das für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, unmittelbar zur Anwendung zu bringen und hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen zu berücksichtigen. Auch der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen gilt die zentrale Aufmerksamkeit, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern. Die externe wissenschaftliche Begleitforschung der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen GSbG bestätigte, dass mit dieser Konzeption Schmerzen nachhaltig gelindert, soziale und berufliche Tätigkeiten wieder aufgenommen und die direkten und indirekten Kosten chronischer Schmerzerkrankungen deutlich gesenkt werden können. In den vergangenen 10 Jahren wurden über 10 000 stationäre und über 50 000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Mehr als 70% der behandelten Patientinnen und Patienten kommen überregional aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Das Konzept nahm moderne Entwicklungen in der Medizin voraus, insbesondere die integrierte Versorgung. Integrierte Versorgung (IV) bedeutet, dass die Behandlung nicht durch Fachgrenzen eingeschränkt wird. Auch die Abschottung von ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wird aufgehoben. Experten der verschiedenen medizinischen Fachgebiete wirken zusammen, um mit zeitgemäßen Methoden optimal koordiniert zu behandeln. Die ambulante und stationäre Behandlung funktioniert nicht losgelöst nebeneinander, sondern ist vernetzt und aufeinander abgestimmt. Möglich ist dadurch eine Behandlung auf neuestem Stand und ohne Schranken. Das im Jahre 2007 mit der Techniker Krankenkasse initiierte Behandlungsnetzwerk greift diese Erfahrungen für die Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen auf und nutzt sie bundesweit. Dazu wurde erstmals ein flächendeckendes koordiniertes Versorgungsnetzwerk geschaffen, um die Behandlungsqualität überregional zu verbessern. Die Schmerzklinik Kiel übernimmt dabei die Koordination des Netzwerkes, die umfassende Information der Patienten, die Fortbildung und den Erfahrungsaustausch der Therapeuten. Mit der AOK Schleswig-Holstein wurde eine landesweite koordinierte Versorgung entwickelt. Zahlreiche weitere regionale und überregionale Krankenkassen nutzen diese innovativen Versorgungskonzepte für ihre Versicherten.