Kolumne
BrandStifter, 17.07.2009
Perspektive Mittelstand
Klarer Fokus
Selbstmarketing made in Switzerland
Diese Woche war es wieder so weit: Roger Federer besuchte seine Heimat Basel, wo er sich von seinen Fans feiern und von der Stadt ehren ließ. Tausende waren da, alle in der Hoffnung, „King Roger“ einmal live erleben und einen kurzen Blick auf ihr Idol werfen zu können. Ein Idol, nicht nur für Schweizer, das sich um „Marketing in eigener Sache“ niemals scherte und allein durch seine Tugenden und Leistungen zur Marke wurde.
Roger Federer: Ein Publikumsmagnet, wie man es in der Schweiz, wo Starkult verpönt und Zurückhaltung Trumpf sind, selten findet. Doch worin begründet sich die Faszination der Marke Roger Federer? Woher kommt diese Anziehungskraft, diese Welle der Euphorie, die schon vor langem über die Landesgrenzen hinausgeschwappt ist und den ganzen Globus infiziert hat? Zunächst ist da sein Können: Roger erbringt erstklassige Leistung und ist bereits seit fünf Jahren das Maß aller Dinge im Tennis. Und das ist genau das, was wir von einer Marke erwarten: dass sie hält, was sie verspricht und unsere Erwartungen immer wieder von neuem erfüllt. Wie etwa vor zwei Wochen, wo er nach einem langen, harten Match in Wimbledon als Sieger vom Platz ging – und sich als Nummer 1 der Weltrangliste zurückgemeldet hat. Dann ist da seine Konsequenz, seine bedingungslose Hingabe an das Tennis. Roger Federer spielt "nur" Tennis. Dabei hätte er sicherlich viele andere Talente. Aber er konzentriert sich nur auf diese eine Sache – und der Erfolg gibt ihm Recht. Er ist in erster Linie Sportler und an einer sportlichen Karriere interessiert. Er gibt kaum Interviews, besucht keine Talkshows, schreibt keine Bücher. Selbst seine Hochzeit hat perfekt in den Spielplan gepasst und kaum Aufsehen erregt. Mit anderen Worten: Er tut nichts, was ihn vom Tennisspielen und Gewinnen ablenken könnte. Federer verkörpert die klassischen Schweizer Werte, die im In- wie auch im Ausland nach wie vor geschätzt werden: Er ist ausgeglichen, professionell, bescheiden und authentisch und besitzt ein ausgeprägtes Leistungs- und Qualitätsbewusstsein. Gerade diese Kombination macht ihn absolut glaub- und vertrauenswürdig. Natürlich macht ihn das in den Augen einiger auch zum gähnend langweiligen Spießer. Doch das war für starke Marken noch nie ein Problem. Sie sind es gewohnt, zu polarisieren. Nur wer glühende Verehrer und ebenso harsche Kritiker hat, kann sich seines Profils sicher sein. Schließlich motiviert Roger Federer uns, denn er zeigt, dass man mit viel Einsatz auch viel erreichen kann – und dass man dabei durchaus sich selber bleiben kann. Natürlich können und sollen wir nicht alle kleine Federers sein. Wenn wir aber das, was Roger Federer groß gemacht hat – Konsequenz und Fokus, Leistung und Qualität sowie klare Werte – auf unsere eigene Arbeit übertragen, können wir von seinem Beispiel durchaus einiges für unseren eigenen Erfolg ableiten.
ZUM KOLUMNIST
Über Dr. Petra Wüst
Petra Wüst ist Expertin für Self Branding und Selbst-PR. Sie leitet das Beratungsunternehmen Wüst Consulting in Basel und ist international als Referentin, Trainerin und Coach tätig. Zudem unterrichtet die Ökonomin und Psychologin an mehreren Hochschulen. Ihre ...
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Dr. Petra Wüst
Über Perspektive Mittelstand

Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de