Über Perspektive Mittelstand
Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de
Kein Leidensfetischismus
Wertschätzung ist eine Holschuld
Die (geheime) Lust am Leiden, ob des "bösen" Vorgesetzen, der die eigene Arbeit nicht genügend wertschätzt.
Aber halt: Neueste Forschungsergebnisse behaupten, Menschen sind aus neurobiologischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation angewiesen. Weiter: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen mangelnder Wertschätzung der Mitarbeiter und einem erhöhten Krankenstand. Bravo, sage ich da. Ich bin ein Freund von Wertschätzung am Arbeitsplatz und gesunden Mitarbeitern. Aber wissen das die betroffenen Mitarbeiter auch? Und ist dem Mitarbeiter klar, was er tun muss, um sich Anerkennung und Wertschätzung vom Chef zu holen? Denn Wertschätzung ist eine Holschuld. Eigentlich ganz einfach. Eine gute Leistung und gute Ergebnisse muss der Mitarbeiter liefern. Das reicht meist aus. Für die Pflaumen gilt also: Sie müssen sich entscheiden, in welchen Korb sie wollen: Zu den Guten oder dem Fallobst. Es ist ihre Entscheidung - mit absehbaren Folgen.
Doch was tun, wenn der Chef es nicht merkt, er den Guten die Anerkennung verweigert? Dann ihn freundlich und bestimmt darauf hinweisen. Man darf sich beim Chef auch das Lob abholen und zur Not nachhelfen. Zuviel verlangt? Sicher nicht. Aber es ist natürlich bequemer, es den Führungskräften ins Stammbuch zu schreiben, anstatt sich für sich selbst auf den Weg zu machen und damit Selbstverantwortung zu zeigen. Denn Mitarbeiter müssen das ja nur für sich selbst tun. Und das sollte es ihnen eigentlich wert sein, oder?
Und wenn der Chef weiterhin die Anerkennung versagt? Irgendwann ist auch die Grenze des größten Leidensfetischisten überschritten. Dann gibt es nur noch einen Weg. Der Mitarbeiter sucht sich einen anderen Chef. Denn es zwingt ihn keiner, unter diesem Chef zu leiden. Oh ja, ich höre die Buhrufe jetzt schon „Zyniker! Noch nicht mitbekommen, dass eine globale Wirtschaftskrise herrscht. Arbeitsplätze sind gefährdet. Mit 40+ zu wechseln, ist ein Risiko. Und wissen Sie den nicht, Herr Jäger, das 60 % der Unternehmen keine über 50-jährigen beschäftigen!“ Ich kann Sie beruhigen. Das alles ist mir bekannt. Und daran ist viel Wahrheit, zweifellos. Das sind Rahmenbedingungen, die wohl überlegtes Handeln erfordern. Aber eben Handeln, nicht Verharren. Denn die Evolution hat die Langsamen, nicht anpassungsfähigen Spezies immer bestraft. Mit dem Aussterben.
Ist keine Besserung in Sicht, hilft kein Verharren, Heulen, Jammern oder Wehklagen. Vielleicht emotional ein bisschen. Kurzfristig. Aber am nächsten Morgen ist der Chef immer noch der gleiche, der sich weiterhin nicht wertschätzend verhält. Also: Der Mitarbeiter muss seinen Chef abwählen, sprich um Versetzung bitten, den Arbeitgeber wechseln oder – noch besser: selbst Chef werden. Dann kann er selbst als Vorgesetzter oder Unternehmer ein vorbildhaftes Beispiel geben, was gute Führung ausmacht.
ZUM KOLUMNIST
Über Roland Jäger
Roland Jäger ist Unternehmensberater, Trainer, Coach und Buchautor. Nach Berufsjahren im Banken- und Finanzwesen arbeitete er im
Management einer renommierten Privatbank und in einem bedeutenden Beratungsunternehmen. Seit 2002 ist er Inhaber der rj management ...
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Roland Jäger
Frauenquote: Politisches PR-Tamtam am Kernproblem vorbei
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Ballacks Führungsstil: Wer ist hier eigentlich der Chef?
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Link zur Hauptkolumne
http://perspektive-mittelstand.de/Roland-Jaeger-Chefsache-Fuehrung/kolumne/5789.html
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