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Pressemitteilung

Insolvenzen, Neugründungen und Löschungen, Jahr 2007

(PM) , 04.12.2007 - Verbraucherinsolvenzen auf neuem Höchststand – leicht abgeschwächter Trend bei den Unternehmen

Insgesamt beläuft sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für das Jahr 2007 auf 27.490 Fälle, was einem Rückgang von 10,4 Prozent (2006: 30.680 Fälle) im Jahresverlauf entspricht. Im vergangenen Jahr waren die Unternehmensinsolvenzen noch um 16,7 Prozent zurückgegangen. Der Trend hat sich damit leicht verlangsamt. Bei den Verbraucherinsolvenzen hingegen ist ein neues Rekordhoch zu verzeichnen. Zum ersten Mal seit Bestehen der Insolvenzordnung durchbrachen die Konkurse von Privatpersonen die 100.000er-Grenze: Insgesamt 109.330 Personen beantragten bei Gericht die Restschuldbefreiung. Die sonstigen Insolvenzen – Nachlasskonkurse und persönlich haftende Gesellschafter – belaufen sich im Jahr 2007 auf 30.180 Fälle und verzeichnen damit einen leichten Rückgang von minus 4,9 Prozent.

Insgesamt beläuft sich die Zahl aller Insolvenzen für das Jahr 2007 auf 167.000 Fälle. Das sind 12.140 Insolvenzen oder 7,8 Prozent mehr als 2006.
In Westdeutschland verlangsamte sich der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um die Hälfte und beträgt aktuell minus 8,1 Prozent. 21.530 Konkurse gingen zu Gericht (2006: 23.440 Insolvenzen). In Ostdeutschland hingegen ist ein Rückgang von 17,7 Prozent auf 5.960 zu verzeichnen.

Die Verbraucherinsolvenzen nahmen im Westen um 17,0 Prozent auf 81.540 betroffene Personen zu und im Osten um 22,3 Prozent auf 27.790 Personen. Insgesamt wurden in Westdeutschland 124.490 Insolvenzanträge gestellt, was einem Anstieg von 7,5 Prozent im Jahresverlauf entspricht, in Ostdeutschland waren es 8,9 Prozent mehr und ein Gesamtaufkommen von 42.510 Fällen.

Baugewerbe mit den meisten Rückgängen

Wie auch schon im letzten Jahr, verzeichnet das Baugewerbe den stärksten Rückgang, ist aber nach wie vor die am meisten insolvenzgefährdete Branche: Binnen Jahresfrist reduzierte sich der Anteil der Baubetriebe am Insolvenzgeschehen um 15,9 Prozent auf knapp 5.000 betroffene Betriebe. Im vergangenen Jahr waren noch fast 1.000 Insolvenzen mehr zu beklagen gewesen. Die Risikoquote (Zahl der aktiven Unternehmen einer Branche bezogen auf die Zahl der Insolvenzen in dieser Branche) des Baugewerbes liegt aktuell bei 154 (Vorjahr: 183). Zum Vergleich: Die Risikoquote über alle Branchen hinweg liegt aktuell bei 90 (Vorjahr: 101). Am wenigsten unter Insolvenzen unter Branchengesichtspunkten zu leiden hat das Verarbeitende Gewerbe. Binnen Jahresfrist konnte das Insolvenzaufkommen in dieser Branche noch einmal um 14,5 Prozent auf 2.890 Unternehmen reduziert werden – die aktuelle Risikoquote liegt bei 77 (Vorjahr: 90).

Insolvenzgefährdet: Kleine, junge Unternehmen

Der Anteil an Mikrobetrieben am Insolvenzgeschehen steigt seit Jahren an. Jeder vierte Konkursantrag (25,5 Prozent; Vorjahr: 22,7 Prozent) betrifft mittlerweile einen Betrieb, der weniger als 100.000 Euro im Jahr umgesetzt hat. Betriebe, die fünf Millionen Euro und mehr Umsatz pro Jahr erwirtschaften, machen demgegenüber nur einen sehr geringen Teil vom Insolvenzgeschehen aus, der allerdings leicht anstieg: In diesem Jahr sind es 4,2 Prozent Anteil; im Jahr 2006 waren es 4,1 Prozent. 15,5 Prozent (Vorjahr: ebenfalls 15,5 Prozent) der Insolvenzen betreffen Unternehmen, die nicht älter als zwei Jahre sind. Ein gutes Drittel der Konkurse (35,4 Prozent; Vorjahr: 35,0 Prozent) wird von Betrieben gestellt, die schon länger als zehn Jahre am Markt agieren.

Creditreform Bonitätsatlas

Der Creditreform Bonitätsatlas stellt die Insolvenzgefährdung von Unternehmen auf Bundesländer- und Kreisebene dar. Die meisten insolvenzgefährdeten Unternehmen gibt es in Sachsen-Anhalt, die wenigsten in Bayern. Der Kreis mit dem niedrigsten Creditreform-Risiko-Indikator, der die Ausfallwahrscheinlichkeit misst, ist Rhön-Grabfeld in Bayern, gefolgt von den Kreisen München und Starnberg. Den höchsten Creditreform-Risiko-Indikator gibt es im Bördekreis in Sachsen-Anhalt. Es folgen die Kreise Aschersleben-Staßfurt (Sachsen-Anhalt) und Osterode am Harz (Niedersachsen).

Weniger Schäden, weniger Arbeitslose

Die Summe der Insolvenzschäden beläuft sich für das Jahr 2007 auf 29,2 Milliarden Euro. Das sind 1,9 Milliarden Euro weniger als noch vor einem Jahr. Davon entfallen 21,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 22,4 Milliarden Euro) auf die privaten Gläubiger; die öffentliche Hand trifft es mit 8,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 8,7 Milliarden Euro). Die Zahl der insolvenzbedingten Arbeitsplatzverluste beläuft sich aktuell auf 440.000 Betroffene. Das sind 7,0 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Schieder pleite

Die bislang größte Insolvenz des Jahres 2007 ist die des Möbelherstellers Schieder, dessen Untergang sich bereits in der ersten Jahreshälfte ankündigte, aber erst Ende Juni in einen Insolvenzantrag mündete. Betroffen sind etwa 3.500 der 11.000 Mitarbeiter. Ebenfalls Konkurs anmelden mussten in diesem Jahr die Bohlen & Doyen Bau und Service GmbH, die ISE Innomotive Systems Europe GmbH, die Schulte GmbH Fachgroßhandel für Sanitär und Heizung sowie zwei Tochterunternehmen des IT-Dienstleisters
A & O. Bereits im ersten Halbjahr 2007 traf es die Wiemer & Trachte GmbH aus Dortmund, das Klinikum Niederberg und die Deilmann-Haniel GmbH. Ebenfalls zu den Top Ten der größten Insolvenzen in diesem Jahr zählen die BBS Kraftfahrzeugtechnik AG sowie der Schuhhersteller Erich Rohde KG.

Zahl der Neugründungen rückläufig

Die Zahl der Unternehmens- und Existenzgründungen ist im Jahr 2007 weiter rückläufig. Wurden im Vorjahr noch fast 882.000 Unternehmen und Gewerbebetriebe in die Register eingetragen, so rechnet die Creditreform Wirtschaftsforschung für dieses Jahr mit 855.600 Gewerbeanmeldungen. Die sehr positive Konjunktur- und Arbeitsmarktlage hierzulande birgt für viele potenzielle Existenzgründer wieder gute Chancen, eine abhängige Beschäftigung zu finden. Hinzu kommt, dass im vergangenen Jahr Fördermaßnahmen (Stichwort: Ich-AG) ausgelaufen sind. Den neuen Instrumenten gelang es nicht, einen ähnlichen Gründungsboom auszulösen. Während die Neueintragungen einen Rückgang verzeichnen, dürften die Abmeldezahlen auf 719.600 Betriebe leicht steigen.

In Ostdeutschland lässt die Gründungsdynamik stärker nach. Insgesamt wurden rund acht Prozent weniger Betriebe neu in die Register eingetragen als im Vorjahr. Damit ist der Rückgang fast fünfmal so hoch wie in den westlichen Bundesländern.

Neugründungen schaffen Arbeitsplätze

Deutschlandweit sind im Jahr 2007 rund 126.000 Unternehmen hinzugekommen, deren Mitarbeiterzahl, Rechtsform und Geschäftsbeziehungen auf eine größere wirtschaftliche Aktivität hindeuten. Durch neu gegründete wirtschaftsaktive Unternehmen sind knapp 300.000 Arbeitsplätze entstanden und damit ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Gründungsboom in Hamburg

Die großen Flächenländer Bayern und Nordrhein-Westfalen haben 2007 die meisten Neugründungen zu verzeichnen. Vier von zehn Handelsregisterneueintragungen werden in einem dieser beiden Bundesländer vorgenommen. Die wenigsten Neueintragungen von Unternehmen finden sich im Saarland sowie in Bremen. Hier kommt es im Schnitt pro Tag zu lediglich zwei Neugründungen. Den größten Zuwachs an neugegründeten Betrieben gibt es in Hamburg. In der Hansestadt wurden fast 6.000 Unternehmen in das Handelsregister eingetragen – 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Neuss, 04. Dezember 2007
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