Pressemitteilung, 25.06.2009 - 16:49 Uhr
Perspektive Mittelstand
Insolvenzen, Neugründungen und Löschungen, 1. Halbjahr 2009
(PM) , 25.06.2009 - Unternehmensinsolvenzen steigen – und auch Verbraucherinsolvenzen nehmen zuDie schwere Wirtschaftskrise zwingt immer mehr deutsche Unternehmen zur Aufgabe. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres mussten 16.650 Firmen einen Insolvenzantrag stellen. Im Vergleich zum Vorjahr (14.570) entspricht das einem Zuwachs um gut 14 Prozent. Finanzierungs- und Liquiditätsengpässe gepaart mit einer sehr schlechten Auftragslage dürften die Insolvenzspirale auch in den kommenden Monaten in Bewegung halten. Auch die Verbraucherinsolvenzen verzeichnen im ersten Halbjahr 2009 wieder eine Zunahme um vier Prozent auf 50.350 Fälle (Vorjahr: 48.420). Die „sonstigen“ Insolvenzen (u. a. überschuldete Nachlässe, Insolvenzen von ehemals selbstständig Tätigen) nahmen im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent auf 14.850 Fälle (Vorjahr: 14.200) zu. Damit befassten sich die deutschen Gerichte mit insgesamt 81.850 Insolvenzfällen (Vorjahr: 77.190). Die Zahl der mangels Masse abgelehnten Verfahren sinkt binnen eines Jahres von 23 auf 22 Prozent. Insolvenzschäden steigen auf 20 Milliarden Euro – eine Viertelmillion Arbeitsplätze sind bedrohtDie durch Unternehmensinsolvenzen entstandenen Verluste und Schäden belaufen sich im ersten Halbjahr auf 20,8 Milliarden Euro. Damit liegt das Schadensniveau 5,5 Milliarden Euro höher als im Vergleichszeitraum 2008. Allein 14,3 Milliarden Euro der Schadenssumme entfallen auf private Gläubiger; der öffentlichen Hand fehlen insgesamt 6,5 Milliarden Euro. Die durchschnittliche nicht einbringliche Forderungssumme privater Gläubiger pro Unternehmensinsolvenz beträgt für das erste Halbjahr dieses Jahres 859.000 Euro (Vorjahr: 710.000 Euro). Die Zahl der durch Insolvenz bedrohten Arbeitsplätze erhöht sich parallel zur Zunahme der Unternehmensinsolvenzen um deutliche 54,4 Prozent auf 254.000 (Vorjahr: 164.500). Verarbeitendes Gewerbe am stärksten von Insolvenzen betroffen Am deutlichsten zugenommen haben die Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe: Hier erhöhte sich die Zahl der Konkurse um 31,4 Prozent auf 1.550 betroffene Betriebe (Vorjahr: 1.180). Im Gegensatz dazu ist das Baugewerbe bisher noch glimpflich durch die Konjunkturkrise gekommen: Hier wird ein Anstieg der Insolvenzen um 7,6 Prozent auf 2.680 betroffene Unternehmen (Vorjahr: 2.490) verzeichnet. Nach Rechtsformen unterschieden, dominieren nach wie vor die Kleingewerbetreibenden das Insolvenzgeschehen. Wenngleich sich ihr Anteil binnen Jahresfrist von 53,2 Prozent auf 46,5 Prozent verringerte. Die Konkurse der GmbH legten hingegen zu, und zwar von 32,8 auf 38,5 Prozent. Die Mehrzahl der insolventen Betriebe (61,5 Prozent) setzt weniger als 500.000 Euro im Jahr um (Vorjahr: 66,7 Prozent). Jeder dritte insolvente Betrieb (32 Prozent; Vorjahr: 28,9 Prozent) fällt in die Umsatzklasse zwischen 500.000 und 5,0 Mio. Euro. 6,6 Prozent der insolvent gewordenen Betriebe setzt mehr als 5 Millionen Euro im Jahr um. Ein Drittel (34,6 Prozent; Vorjahr: 34,0 Prozent) der Insolvenzen stellen Unternehmen, die nicht älter als vier Jahre sind. Die Zahl der insolventen Betriebe, die schon mehr als zehn Jahre am Markt agieren, nahm im Jahresverlauf leicht um 0,8 Prozentpunkte auf 35,4 Prozent (Vorjahr: 34,6 Prozent) zu. 40 von 1.000 Autozulieferer sind PleiteIn der ersten Hälfte des Jahres 2009 beschäftigten einige spektakuläre Insolvenzen die Medien, allen voran die Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor. 52.000 Arbeitsplätze sind von der Insolvenz bedroht. Auch die Insolvenz des Einzelhandels-Discounters Woolworth bringt Unruhe unter die fast 10.000 Mitarbeiter. Die erste große Pleitewelle traf die Kfz-Zuliefer-Betriebe: Im Sog der schrumpfenden Autoproduktion mussten allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 40 der rund 1.000 Autozulieferer in Deutschland aufgeben. Von den Unternehmensaufgaben sind rund 20.000 Arbeitsplätze betroffen.Elf Prozent mehr Neugründungen – 89.400 neue wirtschaftsaktive Start-upsDas Gründungsgeschehen wurde von der Rezession bisher noch nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil: In der ersten Hälfte des laufenden Jahres wurden deutschlandweit 89.400 Unternehmen neu in die Register eingetragen, deren Größe, Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf größere wirtschaftliche Aktivität schließen lassen. Im Vergleich zum Vorjahr (80.200) entspricht das einer Steigerung um 11,5 Prozent. Eine Erklärung für die Gründungsaktivität: Im Zuge des fortgeschrittenen Arbeitsplatzabbaus wagen immer mehr Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit. Neue Arbeitsplätze – ungefähr 221.600 – werden durch Gründungen geschaffen: Der größte Anteil der wirtschaftsaktiven Neugründungen fällt auf den Dienstleistungssektor. 57.600 Unternehmen wurden in diesem Wirtschaftsbereich gegründet. Im Vergleich zum Vorjahr (50.000) entspricht das einem Plus von 7.600 Unternehmen. Auch im Verarbeitenden Gewerbe ist die Zahl der Neugründungen von 6.900 auf 9.300 gestiegen. In der Bauwirtschaft sind mit derzeit 7.300 Neugründungen – verglichen mit dem Vorjahr (7.500) – 200 wirtschaftsaktive Betriebe weniger gegründet worden. Ebenso verzeichnet der Handel nur noch neue 15.200 wirtschaftsaktive Betriebe – im Vorjahr waren es 15.800. Insgesamt wurden 443.100 Anmeldungen im Gewerbe- und Handelsregister festgehalten. Eine Zunahme von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr (426.000). Gleichzeitig stieg die Zahl der Abmeldungen um elf Prozent auf 407.800 (Vorjahr: 366.100). Gründungsboom-Town BerlinDie mit Abstand höchste Gründungsintensität in Deutschland weisen die Bundeshauptstadt Berlin sowie das umgrenzende Land Brandenburg auf. In der größten Stadt Deutschlands ließen sich in den ersten sechs Monaten 422 Firmen je 10.000 Bestandsunternehmen neu in das Handelsregister eintragen, in Brandenburg waren es sogar 427. Über dem bundesweiten Durchschnitt von 308 liegen auch die Hansestädte Hamburg (374) und Bremen (342) sowie die großen Flächenländer Bayern (323) und Nordrhein-Westfalen (320). Die wenigsten Handelsregisterneugründungen pro 10.000 Unternehmen gibt es im Moment im Saarland (194). Hier erreicht die Gründungsintensität weniger als die Hälfte des besten Wertes. Gute Gründungsbedingungen für DienstleisterUnternehmensdienstleister finden im ersten Halbjahr 2009 die besten Bedingungen für Unternehmensgründungen vor. Gute Startbedingungen gibt es auch für Gründungsprojekte im Bereich der personenbezogenen Dienste. Auf einer Bewertungsskala von 0 bis 10 erhalten die Wirtschaftszweige eine Punktzahl von 7,6 bzw. 6,6. Dabei sind es vor allem die vergleichsweise günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen, die das Gründungsklima für Dienstleister positiv beeinflussen. Hinzu kommen typischerweise niedrige Einstiegshürden. Am schlechtesten wird das derzeitige Gründungsklima im Verkehrs- und Logistiksektor beurteilt. Hohe Ausfallraten und die tiefe Rezession belasten die Bedingungen für Neugründer in diesem Wirtschaftssegment stark.(6.935 Zeichen)Neuss, 25. Juni 2009


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