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Indien ist eine „funktionierende Anarchie“ – Trotz Kurseinbrüchen an den Börsen gilt das Land als „Markt der Zukunft“

(PM) , 09.06.2006 - Bonn/Hamburg – Als „Markt der Zukunft“ gilt seit einiger Zeit Indien. Nachdem sich die allgegenwärtige und mitunter auch unkritische China-Euphorie ein wenig gelegt hat, richten sich nun alle Blicke auf den indischen Subkontinent. Doch oft gilt die größte Demokratie der Welt nur als „Call Center und Werkbank des Westens“, so Christoph Seeger, Chefredakteur der Zeitschrift Harvard Business Manager www.harvardbusinessmanager.de, der Indien zum Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe des Magazins gemacht hat. Dabei gelte das Land als der Wachstumsmarkt der Zukunft, auf dem Millionen von jungen und gut ausgebildeten Menschen zu geringen Kosten dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Geschichte der deutschen Aktivitäten in Indien begann mit Siemens und dem Bau der indisch-europäischen Telegrafenlinie 1867 bis 1870. Doch als die Berliner Mauer fiel, neigten die deutschen Manager erst einmal zur Nabelschau. Und danach fesselte der Aufstieg Chinas die Aufmerksamkeit der westlichen Wirtschaftsvertreter. Doch auch weiterhin gibt es unterschiedliche Strategien der deutschen und der angelsächsischen Unternehmen, um vom Indien-Boom zu profitieren. Angelsächsische Unternehmen, so das Magazin, nutzen das wachsende Potenzial unter anderem wegen der geringeren Sprachbarrieren. Sie verlagern IT-Dienstleistungen und Prozesse des Rechnungswesens nach Indien und betreiben dort Call Center: „Der Subkontinent dient ihnen also vor allem als Dienstleistungsplattform.“ Deutsche Unternehmen wollen hingegen in erster Linie von den niedrigen Löhnen in der Produktion und dem reichhaltigen Angebot an Ingenieuren profitieren. Indien punktet mit gut ausgebildeten Arbeitskräften. So verlassen jährlich rund 200.000 Ingenieure die indischen Hochschulen; in Deutschland sind es etwa 40.000. Indische Hochschulabsolventen gelten nicht nur als qualifizierte Programmierer. Auch Branchen wie die Pharmaindustrie gewinnen als Forschungs- und Entwicklungsstandort immer mehr an Bedeutung. Doch indische Manager gehen durchaus auch in Europa auf Einkaufstour. Lakshmi Mittal von Mittal Steel plant zurzeit die Übernahme des europäischen Stahlkonzerns Arcelor. Andere Vorstandsvorsitzende sind ähnlich ehrgeizig und kaufen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Sparten. Trotz seiner rasanten Erfolgsgeschichte ist Indien selbstverständlich immer noch ein Land, das zu den so genannten Emerging Markets gerechnet wird. Im Mai verloren die aufstrebenden Märkte Anleger und mussten Geldabflüsse in Milliardenhöhe verkraften. Die Emerging-Markets-Fonds gaben teilweise um mehr als zehn Prozent nach. Doch Analysten warnen vor Panikreaktionen. Dass die so genannten BRIC-Staaten – das Kürzel steht für Brasilien, Russland, Indien und China – auch in Zukunft Erfolg haben werden, davon ist der Leiter der Global Emerging Markets Equity Divison bei Goldman Sachs www.goldman-sachs.de überzeugt. „Die BRIC-Staaten werden die Weltwirtschaft noch jahrelang antreiben. Wer vor zwei Monaten an diese Story geglaubt hat, wird seine Meinung wegen der jüngsten Turbulenzen kaum ändern“, so Richard Flax gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD) www.ftd.de. Vor hektischem Aktionismus warnt auch Jörg Peisert, Geschäftsführer der Jörg Peisert und Partner Vermögensmanagement GmbH www.jpp-online.com: „Die teilweise drastischen Kursverluste der vergangenen Wochen stellen letztlich nur eine Korrektur zu hoher Bewertungen auf. Bei den Emerging Markets hat man es auch mit Risiken zu tun, zum Beispiel dem Risiko politischer Instabilität. Meiner Meinung nach ist die Demokratie in Indien recht gefestigt. Dies halte ich für einen entscheidenden Vorteil des Landes beispielsweise gegenüber China. Außerdem ist die indische Bevölkerung erheblicher jünger als die chinesische. Wenn Indien die bürokratischen Hürden abbauen würde, die zurzeit ausländischen Unternehmen die Gründung von Firmen erschwert, dann wäre das Land noch interessanter für westliche Investoren und Anleger.“ Indien ist eben – um mit dem kürzlich verstorbenen Ökonomen John Kenneth Gailbraith zu sprechen – eine „funktionierende Anarchie“.
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