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Fachartikel, 09.09.2015
Impulse für den Arbeitsmarkt
Zeitarbeit als Türöffner
Die Verkürzung des derzeit geltenden Zeitarbeitsverbots für Flüchtlinge von vier Jahren auf drei Monate im Maßnahmenpaket des Koalitionsausschusses ist ein wichtiges Signal einer gelingenden Willkommenskultur
Der demografische Wandel führt schon jetzt dazu, dass die Schere auf dem Arbeitsmarkt mit jedem Jahr weiter auseinander geht. Nach den Berechnungen der aktuellen Studie „Die halbierte Generation“ der Boston Consulting Group werden bis 2030 zwischen 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen. Die Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung in Deutschland werden mit 410 bis 550 Milliarden Euro beziffert. Aus „Bordmitteln“ wird die deutsche Wirtschaft diese Personallücke nicht schließen können. Im Umkehrschluss heißt das, dass Deutschland auf Zuwanderer angewiesen ist und die Integration zugewanderter Arbeitskräfte künftig die Wirtschaftsleistung vieler Unternehmen mitbestimmen wird.

Schon jetzt spüren viele Unternehmen vom kleinen Mittelständler bis zum Konzern den Fachkräftemangel. Bei einer Unternehmensbefragung in der Region Düsseldorf gaben 53 Prozent der Unternehmen an, dass der Fachkräftemangel bei der Personalbedarfsdeckung bereits vorhanden sei. Dabei verschärften sich die Schwierigkeiten proportional zur Höhe der Beschäftigtenzahl. Schwierigkeiten beim Recruitment tauchten vor allem bei (Maschinenbau-)Ingenieuren, Betriebswirten, Kaufleuten, IT-Spezialisten, Technikern, Mechanikern, Monteuren sowie Alten- und Krankenpflegern auf.

Integration hilft Wirtschaftsstandort Deutschland


Nach einer Untersuchung von Oliver Koppel und Aiste Schiwy: „Warum braucht Deutschland qualifizierte Zuwanderung?“ (in: Ausländische Fachkräfte gesucht. Voreilig? Notwendig? Willkommen?, hg. von Heiner Barz und Matthias Jung, Düsseldorf 2015, S. 41-53) gibt es viele Gründe, die für eine Zuwanderung sprechen. Etwa 23 Prozent der in den vergangenen zehn Jahren Zugewanderten arbeiteten als hochspezialisierte Fach- und Führungskräfte. Ausländische Arbeitnehmer können neue Märkte erschließen und Geschäftsbeziehungen zu ihren Herkunftsländern knüpfen. Außerdem senke die Zuwanderung langfristig die Arbeitslosigkeit von Inländern: „Insbesondere wenn ausländische Fachkräfte mit Engpassqualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt gezielt gewonnen werden, ist ein positiver Effekt zu erwarten. Solche Fachkräfte ermöglichen den Unternehmen, ihre Geschäftstätigkeit auszweiten und Personalbedarf zu steigern, dadurch kann es zum Anstieg der Beschäftigung Einheimischer kommen.“ (Ebd., S. 46]

Mit der Lockerung des Ausländerbeschäftigungsrechts und durch das Berufsqualifikations-Feststellungsgesetz (BQFG), das 2012 in Kraft getreten ist, wurde der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt bereits erleichtert. Die Ereignisse der letzten Monate und der nicht abreißende Flüchtlingsstrom nach Deutschland haben nun die auch die Politik auf den Plan gerufen, die derzeitige Sperrfrist für die Zeitarbeit von vier Jahren aufzuheben. Der Koalitionsausschuss einigte sich am 6. September in einem großen Maßnahmenpaket darauf, dass das Leiharbeitsverbot für Asylbewerber und Geduldete nach drei Monaten entfällt. Damit folgte die Regierung der Forderung des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ).

Expertise mit ausländischen Arbeitnehmern


Die Zeitarbeitsbranche verfügt wie kaum eine andere Branche über eine sehr große Erfahrung mit ausländischen Beschäftigten. Der Anteil von ausländischen Arbeitnehmern liegt mit 22 Prozent deutlich höher als der Anteil in der Gesamtwirtschaft, der bei acht Prozent liegt. Der iGZ betonte, dass durch den Wegfall des Verbotes Zeitarbeitsunternehmen endlich mit anderen Unternehmen gleichgestellt werden. Und im Gegensatz zu anderen Branchen ist die Zeitarbeitsbranche daran gewöhnt, als Mittler zu fungieren und zum Teil auch schwer vermittelbaren Arbeitnehmern den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ebnen.  

Selbst bei laufenden Asylverfahren funktioniert die Arbeitnehmerüberlassung besser als zum Beispiel die Annahme einer Lehrstelle. Denn hier schrecken die Handwerksbetriebe und Ausbilder oft davor zurück, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren, wenn ihr Aufenthaltsbleiberecht noch nicht geklärt ist. Die Zeitarbeitsunternehmen können dieses Risiko besser abfangen, sollten jedoch auch dafür Sorge tragen, dass die Asylsuchenden in diesem Zeitraum sprachlich qualifiziert werden. Von diesen Weiterbildungsmaßnahmen hat dann auch der erste Arbeitsmarkt auf lange Sicht gesehen einen großen Nutzen. 
ZUM AUTOR
Über Christian H. Schneider
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Christian H. Schneider ist seit 2014 COO der Gess & Partner GmbH mit Sitz in Düsseldorf und 19 bundesweiten Standorten. Der gelernte Kaufmann aus Mannheim hat sich auf die Unternehmensführung und die Neugründungen von ...
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