Fachartikel, 18.10.2010
Perspektive Mittelstand
IW-Auswertung
Jeder zweite Zuwanderer ein Techniker
Wie eine Auswertung des Mikrozensus 2007 durch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, zählt jeder zweite berufliche Abschluss, den ein Zuwanderer im Ausland erworben hat, zur Kategorie „Ingenieurwissenschaften und Technik“ und damit zu Berufsfeldern, in denen hierzulande Fachkräfte fehlen.
Die russische Ärztin, die als Krankenpflegerin arbeitet, der Ingenieur aus Pakistan, der Taxi fährt – was Menschen mit Migrationshintergrund im Ausland gelernt haben, gilt in der neuen Heimat oft wenig oder gar nichts. Dabei haben Zuwanderer, die über einen Abschluss aus dem Ausland verfügen, diesen häufig gerade in Bereichen
erworben, in denen in Deutschland Fachkräfte gesucht werden:

Gut jeder zweite mittlere Bildungsabschluss sowie Weiterbildungsabschluss der Bildungsausländer fällt in die Fachrichtung „Ingenieurwesen und Technik“.

Im Ausland erworbene nichtakademische Berufsabschlüsse werden aber nach einem komplexen Bewertungssystem geprüft. Zuständig dafür sind zum Beispiel Handwerkskammern oder Regierungspräsidien. Sie entscheiden auf der Basis der Informationen, die ihnen über die Ausbildungs- und Berufsinhalte vorliegen, ob die Abschlüsse der Migranten den deutschen Qualifikationen gleichwertig sind. Gesetzlich geregelt sind solche Verfahren bisher überwiegend für Spätaussiedler und Bildungsausländer mit reglementierten Berufen.

Eine gemeinsam vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und der IFOK GmbH, Bensheim, erstellte Machbarkeitsstudie für ein Informationsportal zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse ergab, dass es solche Bewertungsmöglichkeiten meist nur für reglementierte und handwerkliche zulassungspflichtige Berufe wie etwa Kfz-Mechaniker oder Elektroniker gibt. Bei den kaufmännischen Berufen fehlen formelle Bewertungsgrundlagen bislang weitgehend. Die meisten Antragsteller stammten aus den GUS-Staaten (vorwiegend Russland), Polen, der Türkei, dem Iran, Irak und seltener aus den EULändern.

Die Bundesregierung will mit dem geplanten Anerkennungsgesetz Zuwanderern den Zugang zu Bewertungsverfahren erleichtern – daran teilnehmen können dann auch Menschen aus Drittstaaten sowie EU-Bürger, die Abschlüsse in nicht-reglementierten Berufen erworben haben. Wird das Gesetz tatsächlich verabschiedet, könnten rund 300.000 weitere Migranten einen Antrag auf Anerkennung stellen.
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