Fachartikel, 20.10.2010
Perspektive Mittelstand
IT-Services-Beschaffung
Entwicklungen im IT-Freelancer-Markt
Ingenieure sind in Deutschland heiß begehrt – genauso wie IT-Fachkräfte. Daraus jedoch zu schließen, dass IT-Freelancer und externe Ingenieure mit der gleichen Marktentwicklung rechnen können, hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wie Studien von Berlecon Research belegen.
Die aktuelle Studie zum Einsatz externer Ingenieure, die Berlecon Research im Auftrag der Hays AG erstellte, lässt eine klare Schlussfolgerung zu: Der Bedarf an externen Ingenieuren wird kurz- und mittelfristig weiter zunehmen. Inwieweit lässt sich dieses Ergebnis aber auch auf die Entwicklung des Marktes für externe IT-Spezialisten übertragen?

Immerhin ist im IT-Umfeld sowohl der Mangel an ausgemachten Spezialisten als auch der Bedarf zur kurzfristigen Schließung von Kapazitäts- und Know-how-Lücken ähnlich ausgeprägt wie bei den Ingenieuren. Dies lässt zumindest auf den ersten Blick vermuten, dass IT-Freiberufler – ähnlich wie externe Ingenieure – mit steigender Nachfrage und ggf. sogar anziehenden Preisen rechnen können.

Doch Vorsicht! Der Markt für externe Ingenieure funktioniert anders, hat andere Protagonisten und ist auch in einer ganz anderen Reifephase als der für externe IT-Spezialisten. Die Unterschiede werden deutlich, wenn man die Resultate der Befragung unter mehr als 160 Unternehmen im Detail betrachtet und mit Ergebnissen aus vorherigen Berlecon-Studien zur Entwicklung des IT-Freiberufler-Marktes vergleicht.

Erstens gestaltet sich der Externeneinsatz in beiden Segmenten unterschiedlich. Externe IT-Spezialisten verdienen ihr tägliches Brot typischerweise als Freiberufler oder Freelancer – werden also projektbezogen eingesetzt und arbeiten auf eigene Rechnung. Dagegen kommen externe Ingenieure wesentlich häufiger per Arbeitnehmerüberlassung in die Unternehmen. Diese Unterschiede beim Externeneinsatz müssen aber berücksichtigt werden, wenn Resultate der Ingenieursstudie direkt auf den IT-Freelancer-Markt übertragen werden sollen. Andernfalls vergleicht man Äpfel mit Birnen.

Zweitens ist zu beachten, dass sich beide Märkte in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung befinden. Während im vergleichsweise jungen Markt für externe Ingeniere die Zeichen immer noch deutlich auf Wachstum stehen, befindet sich der IT-Freelancer-Markt schon in einer Reife- bzw. Konsolidierungsphase. Die Studie zu Sourcing und Management externer IT-Spezialisten, die Berlecon im vergangenen Jahr für Hays durchführte, bestätigt diese Einschätzung.

Die IT-Services-Beschaffung wird demnach immer häufiger zur Spielwiese für Optimierungsprojekte, bei der neben den ITK-Verantwortlichen auch Beschaffungsprofis mit am Entscheidungstisch sitzen. Moderne Beschaffungsmethoden wie die Entwicklung von "Preferred Supplier Pools" und "Third Party Management" sorgen dafür, dass das Beschaffungsvolumen konsolidiert und die Einkaufsmacht erhöht wird. Die Ergebnisse der Studie Preisanalyse IT Services 2010 von PAC und Berlecon zeigen, dass diese Methoden bereits in der Praxis greifen – mit der Folge, dass sich der Druck auf die Tagessätze für IT-Dienstleistungen insgesamt weiter erhöht und das Klima im IT-Freelancer-Markt rau bleibt.

Natürlich gestaltet sich die Entwicklung der Tagessätze in einzelnen IT-Services-Segmenten unterschiedlich. So zeigen die Ergebnisse der Berlecon/PAC-Studie deutliche Preisunterschiede nach Beratungs- und Integrationsthemen sowie nach den zu betreuenden technischen Plattformen. IT-Freelancer, die sich von der Masse durch spezifisches, technisches Know-how abheben, werden damit auch weiterhin die Chance haben, gutes Geld zu verdienen – trotz rauerem Klima im Vergleich zum Markt für externe Ingenieure.

Technisches Spezialwissen allein reicht jedoch noch nicht aus, um sich im Externenmarkt zu behaupten. Denn die wichtigsten Hürden bei der Realisierung flexibler Arbeitsverhältnisse – ob beim Freiberuflereinsatz oder bei der Arbeitnehmerüberlassung – sind Aufwand und Zeit für die Einarbeitung der Externen. Unternehmen stehen damit vor der Aufgabe, Prozesse und Maßnahmen für eine reibungslose Einarbeitung der Externen zu definieren und umzusetzen. Darüber hinaus sind aber auch die Externen selbst gefordert. So stimmen die verschiedenen Studien zum Externenmarkt in einem zentralen Ergebnis überein: Der Wille und die Fähigkeit zur Integration in gemischte Teams hat erste Priorität bei der Auswahl der Externen.
QUERVERWEIS
Kostenlose Studie
Management und Sourcing externer IT-Spezialisten in Deutschland 2009
Die aktuelle Studie geht der Frage nach, wie Unternehmen den Einsatz und das Sourcing externer IT-Spezialisten steuern und organisieren. Darüber hinaus analysiert die Studie den strategischen und organisatorischen Hintergrund des IT-Freelancer-Einsatzes in deutschen Unternehmen sowie die aktuelle und zukünftige Rolle spezialisierter Sourcing- und Personaldienstleister.
Weitere Informationen & kostenloser Download http://www.berlecon.de/it_spezialisten2009
ZUM AUTOR
Über Dr. Andreas Stiehler
Berlecon Research GmbH
Dr. Andreas Stiehler gehört seit Mai 2000 zum Analystenteam von Berlecon Research. Der Director Research leitet den Themenschwerpunkt IT Services & Outsourcing und ist Lead-Analyst der jährlichen Marktanalyse „IT Services in Deutschland“. Als Experte für empirische Wirtschaftsforschung ist der Diplom-Volkswirt verantwortlich für die Konzeption und Analyse der von Berlecon Research durchgeführten quantitativen Erhebungen. Berlecon Research ist ein unabhängiges Analysten- und Beratungshaus mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen bewertet seit mehr als 10 Jahren Chancen und Herausforderungen neuer ITK-Technologien. Im Fokus der Analysen steht der deutsche Markt. Schwerpunktthemen sind IT Services & Outsourcing sowie Mobility & Business Communications.
Berlecon Research GmbH
Oranienburger Straße 32
10117 Berlin

+49-30-2852960
WEITERE ARTIKEL VON BERLECON RESEARCH GMBH
Über Perspektive Mittelstand

Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de