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Fachartikel, 18.03.2010
IT-Markt
Applications Stores krempeln den Software-Markt um
Amazon hat den Buchhandel revolutioniert, Napster den Musikmarkt, und eBay den Einzelhandel. "Applications Stores" oder "App Marketplaces" werden in den kommenden Jahren den Software-Markt revolutionieren.
Wer der große Markennamen dahinter sein wird, ist noch nicht entschieden – vielleicht wird es Apple sein, vielleicht Salesforce, vielleicht auch Google oder Microsoft – vermutlich wird eine Handvoll unterschiedlicher Anbieter den Markt unter sich aufteilen. Eines ist jedoch ganz sicher: Online Stores für webbasierte Software werden künftig einen festen und vom Umsatzvolumen her ganz erheblichen Platz im Software-Markt einnehmen – auch im Geschäftskundensegment.

Damit ist zwar nicht gleich das Ende traditioneller Client-Server-Modelle eingeläutet. Auch heute noch gibt es "echte" Buchhändler oder Einzelhändler und es wird sie vermutlich auch immer geben. Aber wer heute in der Softwarebranche aktiv ist – sei es als Entwickler, Independent Software Vendor, Systemhaus, Berater oder Integrator – muss sich auf massive Veränderungen einstellen.

Die so genannten App Stores, App Marketplaces oder Cloud Plattformen sprießen derzeit überall wie Pilze aus dem Boden. Vorreiter waren die Smartphone-Hersteller, allen voran Apple mit seinem AppStore, über den Nutzer Tausende Anwendungen von Drittanbietern auf ihr iPhone laden können. Alle anderen Big Player der Mobilfunkbranche folgten stante pede, zum Beispiel Androids Marketplace, BlackBerrys App World, der Windows Marketplace for Mobile (gerade angekündigt: Phone 7 Marketplace), Nokias Ovi Store oder die jüngst angekündigte Wholesale Applications Community in der sich u.a. die 24 größten Mobilfunkprovider der Welt zusammengetan haben, um den Device-Herstellern das lukrative Feld nicht allein zu überlassen.

Am Markt für Enterprise Software ist Salesforce mit seiner Cloud-Entwicklungsplattform force.com und der Vertriebsplattform AppExchange für Cloud-basierte Anwendungen einer der Vorreiter und bezeichnet sich selbst als "Pionier des Cloud Computing". Aber auch die anderen Großen der Branche bringen sich in Stellung: Microsoft mit seiner Azure-Plattform, dem Pinpoint Marketplace und etwa der Business Productivity Online Suite. Aber vor allem Google – bisher nur recht halbherzig im Geschäftskundensegment aktiv – positioniert sich derzeit mit seinem App Marketplace.

Die Idee, die bisher vor allem von Salesforce propagiert wurde, ist so simpel wie einleuchtend: Warum soll die Nutzung von Unternehmenssoftware eigentlich um ein Vielfaches komplexer und komplizierter sein, als die Nutzung von Webanwendungen, wie wir sie aus dem Consumer-Bereich kennen? Warum sollte etwa ein Maschinenbauunternehmen oder ein Lebensmittelkonzern eine eigene komplexe ITK-Infrastruktur betreiben, wo doch seine Kernkompetenzen ganz woanders liegen? Und warum sollten sich auf der anderen Seite kleinere Entwickler von Unternehmenssoftware nicht ähnliche Mechanismen zu Nutze machen, wie Händler im Online-Buchhandel oder -Einzelhandel, z.B. Nischenprodukte weltweit vertreiben und vom Long-Tail-Effekten profitieren oder Empfehlungen und Bewertungen von Nutzern als Marketinginstrument nutzen?

Bisher fokussierte sich der Cloud Computing Hype vor allem auf die Bereitstellung hochverfügbarer und hochskalierbarer Infrastrukturen sowie Entwicklungs- und Bereitstellungsplattformen für Software im On-Demand-Modell. Mit den Application Stores kommt ein wesentlicher Aspekt zum Cloud Computing Hype dazu, der bisher weitgehend vernachlässigt wurde: weltweit aktive Software-Vertriebsplattformen mit einer globalen Marketingmacht und entsprechenden Abrechnungsmodellen für Kunden und Anbieter.

Softwareanbieter können die Cloud-Plattformen nutzen, um webbasierte Software zu entwickeln, auf entsprechenden Infrastrukturen zu hosten und mit ihren Kunden nach Bedarf abzurechnen. Ein kleiner deutscher Softwarehersteller hat so beispielsweise die Chance, dass seine Software über die Stores von Apple, Salesforce, Google & Co. von Kunden auf der ganzen Welt entdeckt, weiterempfohlen und genutzt wird. Er bezahlt dafür entweder eine fixe "Listing Fee" pro Jahr (z.B. bei Salesforce) oder gibt einen Teil des Umsatzes an die Plattform ab (z.B. bei Google).

Sicher sind aus Sicht vieler anspruchsvoller Geschäftskunden noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt, um die Cloud-Plattformen "Enterprise-ready" zu machen. Eine Grundvoraussetzung im Enterprise-Markt ist beispielsweise, dass die angebotenen Anwendungen auch prozess- und am besten plattformübergreifend miteinander integrierbar sind. Offene Schnittstellen und Webservices-Standards sollen dies gewährleisten. Eine weitere viel zitierte Voraussetzung für Cloud Computing im Geschäftskundensegment sind ausreichende Sicherheits- und Datenschutzmechanismen. In der Praxis sind in beiden Bereichen noch viele Fragen offen und die Anbieter haben noch einige Hausaufgaben zu machen.

Dennoch, das Modell, Softwarelizenzen zu kaufen und auf einer eigenen Infrastruktur selbst zu betreiben, wird langfristig nicht mehr das einzige – und vor allem nicht mehr das dominierende Modell – sein.
ZUM AUTOR
Über Nicole Dufft
Berlecon Research GmbH
Die Geschäftsführerin der Berlecon Research GmbH, Nicole Dufft, hat mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Analyse von ITK-Märkten. Bis zu Ihrer Bestellung zur Geschäftsführerin im Juli 2006 war sie als Senior Analystin bei ...
Berlecon Research GmbH
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